Juliane Seidel: Die lebenden Träume – Assjah 1 (Buch)

Juliane Seidel
Die lebenden Träume
Assjah 1
Titelbild und Illustrationen: Tanja Meurer
Bookshouse, 2013, Taschenbuch, 288 Seiten, 12,99 EUR, ISBN 978-9-963722-25-9 (auch als eBook erhältlich)

Von Christel Scheja

Die 1983 in Thüringen geborene Juliane Seidel lebt seit mehreren Jahren in Wiesbaden und arbeitete als Dokumentationsassistentin. Nebenher programmiert sie Internetseiten, zeichnet und schreibt seit gut zehn Jahren intensiv über phantastische Themen. „Die Lebenden Träume“ ist ihr Romandebüt und der Auftakt der „Assjah“-Reihe.

Der zehnjährige Kim scheint ein Junge wie jeder andere zu sein, er ist lebhaft und neugierig, manchmal auch ein wenig übermütig. Allerdings flüchtet sich der Sohn einer alleinerziehenden Mutter auch gerne in Phantasiewelten, um der eher tristen Wirklichkeit zu entkommen. Sein Leben beginnt sich zu verändern, als er während einer Mutprobe in einem alten baufälligen Haus einen seltsamen Spiegel entdeckt. Der feinfühlige Junge findet schnell heraus, dass dieser magischer Natur ist. Ganz offensichtlich kann er damit Figuren aus seiner Phantasie und seinen Träumen in die diesseitige Welt herüberholen, so wie die Feen Silberfünkchen und Goldlöcken. Das Chaos wird aber erst komplett, als er nicht nur den mächtigen Drachen Fineas, sondern auch den jungen Magier Annatar nach Wiesbaden holt. Denn damit setzt er Ereignisse in Gang, die nicht nur seine Wirklichkeit verändern, sondern auch die Welten, die er in seinen Träumen geschaffen hat. Um alles wieder zu richten, muss er nicht nur einen Weg finden, seine vier neuen Freunde in ihre Heimat zurückzubringen, sondern auch das Böse in seine Schranken verweisen, dass durch seine Taten munter geworden ist.

„Die lebenden Träume“ ist ein lebenswert erzählter Fantasy-Roman für alle Leser ab acht Jahren, der zwar eine vertraute Geschichte erzählt, ihr aber einen ganz eigenen Charme verleiht. Kim ist ein sympathischer junger Held, den man gleich ins Herz schließen wird, weil er trotz seines Übermuts und seiner Jugend feinfühlig ist und weiß, was Verantwortung bedeutet. Er wirkt sehr glaubhaft und dürfte durch seine feine Charakterzeichnung schnell zur Identifikationsfigur für ähnlich phantasievolle Kinder im gleichen Alter werden.

Dazu kommen ebenso liebenswerte Nebenfiguren, die für zusätzliche Spannung und Humor im Buch sorgen. Vor allem Fineas alias Finn, der als mächtiger Drache ganz schön daran zu knabbern hat, dass er nun nicht mehr mächtig und groß ist, sondern sich mit einer neuen Gestalt mit eher niedlichem Aussehen im Handtaschenformat abfinden muss, fällt auf.

Als Gegenpol gibt es den Magier Annatar, der mit seiner Unsicherheit in der Zauberei eher Schaden anrichtet als viel nutzt und ebenfalls noch so einiges über sich selbst herausfinden muss, um seine eigenen Kräfte zu erwecken. Gerade diese beiden Charaktere lernen im Zusammenspiel mit Kim auch ihre anderen Seiten zu erkennen und damit neue Stärken und Facetten ihres Wesens zu entwickeln, die sie zu Teamspielern machen.

Die Handlung ist spannend aufgebaut, auch wenn man als erfahrener Leser natürlich vieles voraus ahnen kann. Aber manchmal weiß die Autorin auch durch unerwartete Wendungen zu überraschen. Der Roman ist zudem in sich abgeschlossen und lässt den Leser nicht mit einem offenen Ende dastehen. Allerdings bleiben natürlich auch noch Türen offen, die weitere Abenteuer von Kim und seinen Freunden ermöglichen werden.

„Die lebenden Träume“ ist eine liebenswert erzählte und in sich runde Fantasy-Geschichte, die vor allem phantasievolle junge Leser mit der Lust auf spannendes Abenteuer fesseln dürfte. Auch erfahrenere Leser können großen Spaß an dem leichtfüßig erzählten Roman haben, wenn sie sich auf den doch eher kindgerechten Ablauf der Geschehnisse einlassen können.