D 2: Lady D'Angeres (Comic)

D 2
Lady D'Angeres
(D, Tome 2: Lady D'Angeres)
Text: Alain Ayroles
Zeichnungen: Bruno Maïorana
Übersetzung: Tanja Krämling
Splitter, 2012, Hardcover, 56 Seiten, 13,80 EUR, ISBN 978-3-86869-153-5

Von Frank Drehmel

Auch wenn Captain Richard Drake und Mister Jones mit eigenen Augen Lord Faurestons wundersame Fähigkeiten miterlebt haben und um seine vampirische Identität wissen, so straft der Rest der viktorianischen High Society mit Ausnahme Betty Billingtons, der spröden Cousine Miss Catherine Lacombes, die Warnungen und Ausführungen Drakes mit heiterer Verachtung.

Drake jedoch ist sich der Gefahr bewusst, in der seine Angebetete Catherine nach dem Entkommen Faurestons nach wie vor schwebt, und führt den Kampf an zwei Fronten weiter: zum einen jagen er und Jones den Vampir, zum anderen soll Betty auf ihre Cousine Obacht geben. Doch alle Anstrengungen, den Lord von seinem Opfer fernzuhalten, scheinen fehlzuschlagen, denn Catherine verändert sich von Tag zu Tag mehr, wirkt kränklicher und bleicher, so dass die Familie, in der Hoffnung, die junge Dame werde an der frischen Luft genesen, beschließt, sie aufs Land nach Riddleyale zu schicken, wo das alte Herrenhaus ihrer Großeltern steht.

Während die beiden Männer Catherine hinterherreisen, taucht Betty immer mehr in die Vergangenheit Drakes ein, indem sie seine autobiografischen Reiseabenteuer liest, und findet zwischen den Zeilen Erschreckendes, etwas Dunkles, das den Captain umgibt.

In Riddlesyale gelingt es Drake und Jones zwar, Faureston zu stellen, doch die Gefahr für Catherine ist nicht gebannt, denn eine geheimnisvolle rothaarige Frau, Lady D'Angeres, betritt die Bühne, die ein eigenes ungesundes Interesse an dem Vampir zeigt.

Rund zwei Jahre musste der Leser auf die Fortsetzung der neuen Reihe jener Kreativen warten, die ehedem hinter dem franko-belgischen Funny-Highlight „Garulfo“ (dt. bei Splitter) steckten. Bedauerlicherweise zeigt sich schnell, dass sich diese Wartezeit nicht wirklich gelohnt hat: die Handlung ist sprunghaft und inkohärent, die Figuren sind alles in allem langweilig und – abgesehen von Drake – durchschaubar eindimensional und es fehlt der feine, geschliffene Humor, der noch das erste Album auszeichnete; den trockenen Dialoge, in denen zu viel referiert, zusammengefasst und analysiert wird, mangelt es durchweg an Esprit und die Handlung insgesamt bemüht nur wenige Elemente, die man nicht schon aus unzähligen anderen Vampir-Storys kennt. Kurz und gut: der Geschichte gehen die Originalität und der Sense of Wonder ab.

Unterm Strich positiv fällt allerdings das Urteil über Maïoranas Artwork aus, dem es zuweilen zwar an der gewohnten Leichtigkeit fehlt beziehungsweise das ab und an etwas lieblos-schluderig wirkt, das aber nach wie vor ein exzellentes Auge für skurrile Figuren in pointierten Posen unter Beweis stellt.

Fazit: Erzählerisch deutlich düsterer und konventioneller als der erste Band; bedauerlicherweise dadurch auch sehr viel vorhersehbarer und weniger originell. Allerdings kompensiert Maïoranas unverwechselbares Artwork einen Teil der Story-Schwächen, sodass noch Hoffnung für den abschließenden dritten Band besteht.