The Walking Dead – Die Cover 1 (Buch)

The Walking Dead – Die Cover 1
Von 2003 bis 2011
(The Walking Dead: The Covers Vol. 1)
Autoren: Robert Kirkman, Tony Moore, Charlie Adlard
Zeichnungen: Tony Moore, Charlie Adlard
Farben: Tony Moore, Cliff Rathburn
Übersetztung: Marc-Oliver Frisch
Cruss Cult, 2011, Hardcover, 144 Seiten, 26,00 EUR, ISBN 978-3-942649-26-1

Von Frank Drehmel

Artbooks sind immer dann eine etwas zwiespältige Marketing-Angelegenheit, wenn sie verwesendes statt nacktem Fleisch oder endgeiler Technik in den Mittelpunkt ihrer Präsentation stellen, da die Zielgruppe zersetzungsaffiner Morbiditäts-Fetischisten deutlich kleiner ist als die der Möpse- und Stahl-Fraktion.

Umso erfreulicher ist es, dass Cross Cult dennoch einer der meines Erachtens besten und wichtigsten Serie des amerikanischen Mainstreams ein eigenes Artbook spendiert, und zwar zu einem moderaten Preis, im Albumformat und in gewohnt exzellenter Hardcover-Aufmachung.

Auf 144 Seiten findet der neugierige Fan nicht nur die Cover der US-Hefte 1 bis 50 und die sämtlicher bis 2010 erschienener Sammelbände, Schuber und Luxus-Ausgaben, sondern auch zahlreiche illustrierende Skizzen und/oder alternativer Cover-Entwürfe sowie launiger Kommentierungen der jeweiligen Kunstwerke sowohl durch Autor Kirkman, als auch den jeweiligen Zeichner. Die Cover-Bilder selbst nehmen jeweils eine volle – die linke – Seite in Anspruch und weisen außer etwaigen Künstlersignaturen keinerlei Schriftzüge oder Logos auf, präsentieren also das reine und pure Artwork.

Insbesondere den deutschen Lesern, die lediglich die Sammelbände der Cross Cult'schen Hardcover-Reihe kennen und an denen die amerikanische Original-Serie mehr oder weniger spurlos vorbeigegangen ist, bietet sich so eine Gelegenheit, versäumten Kunstgenuss auf eine niveauvolle und – ob der edlen Aufmachung – leicht dekadente Art und Weise nachzuholen.

Dem Problem, dass die Bilder in dieser singulären Darstellung quasi aus den Heft-Kontexten gelöst wurden und insofern ein Beurteilungskriterium verloren geht, begegnet man seitens der Herausgeber durch die Kommentare vor allem Kirkmans, der zwischen dem Gezeigten und den jeweiligen Heft-Inhalten oftmals – nicht immer – eine kurze Verbindung zieht, der aber andererseits auch die Meinung äußert, dass alle Cover-Bilder interessante Lügen sein sollen.

Auch wenn ich mir deutlich umfangreichere Kommentare insbesondere zu den rein künstlerisch-technischen Aspekten des Artworks gewünscht hätte, so muss ich zugestehen, dass zumindest in Bezug auf die bildinhaltlichen Aspekte in der Kürze die Würze liegt, da jede zu ausführliche Deutung Kirkmans den Leser letztlich in seiner ganz eigenen Interpretation gerade der Geschichten selbst beschränken und einengen kann. Trotz ihre Kürze und teilweise etwas unkritisch erscheinenden Lobhudelei sind die Kommentierung in toto informativ und lenken den Blick auf Aspekte, die zwischen den ganzen Logos und Schriften der Original-Hefte oder auch im Zeitablauf – immerhin liegen zwischen einzelnen Ausgaben mehrere Wochen – leicht untergehen, wie etwa der Cover-Zyklus von der Nummer 25 bis zur Nummer 30, in dem Teile eines schwarzen Schutzanzugs als zentralen Bildelemente bemüht werden, oder auf Ähnlichkeiten im Bildaufbau und Bildinhalten.

Eine weitere Erkenntnis aus der Lektüre diese Artbooks, die für viele Comic-Fans allerdings alles andere als neu sein wird, ist die Bedeutung der Koloration für die Wirkung eines Bildes, das zunächst in der Regel nur als Schwarzweiß-Zeichnung existiert. Das Bemerkenswerte dabei ist, dass die Wirkung der Farben selbst bei Profis wie Kirkman & Co sowohl ins Positive als auch ins Negative spielen kann, denn einige der S/W-Bilder verlieren in der Koloration meiner Meinung nach deutlich an Expressivität und Atmosphäre.

Fazit: Ein exzellent ediertes Artbook zu einem fairen Preis. Für eingefleischte Fans der Serie zweifellos ein Muss; aber auch für gefühlsbetonte Comic-Leser zu empfehlen, da viele der abgebildeten Cover ganz große Emotionen auf kleinem Raum bieten.