Jens Lossau & Jens Schumacher: Die Wüstengötter (Buch)

Jens Lossau & Jens Schumacher
Die Wüstengötter – Ein Fall für Meister Hippolit und Jorge den Troll
Titelillustration von Oliver Graute
Feder&Schwert, 2015, Taschenbuch, 382 Seiten, 12,99 EUR, ISBN 978-3-86762-225-7 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Yaget’pen, das mysteriöse Reich des Ostens, ist für seine Besonderheiten bekannt. Die Bewohner verhüllen ihr Gesicht, die endlose weiße Wüste prägt das Land ebenso wie die strahlend weißen, uringetränkten Mauern ihrer Metropole, in der die Priester von den Türmen zum Gebet rufen. Und dann gibt es da noch die basaltenen, riesigen Kuppeln mitten in der Weite des Sandes. Keiner ahnt, was sich in den riesigen Kuppeln verbirgt, wer und warum diese die als Kegelgräber bezeichneten Monumente errichtet haben.

Als ein Historiker eine der Kuppeln öffnet, ahnt er nicht, dass er damit etwas freisetzt, das vor Jahrtausenden wohlweislich dort verschlossen wurde. Er hat keine Zeit, seinen Wissensdurst zu bereuen, denn kurz darauf findet man seinen Leichnam, dem das komplette Skelett abhanden gekommen ist.

Noch während sich das erfahrenste Ermittlerteam des Instituts für angewandte investigative Thaumaturgie in Richtung Tatort aufmacht, werden weitere Opfer gefunden. Ganz besonders ungeschickt, dass Meister Hippolit bei der Suche nach Täter und Motiv gehandikapt ist – hat er doch all seine thaumaturgischen Fähigkeiten verloren und eigentlich gekündigt…

Jens Lossau und Jens Schumacher hatten bei Lyx ihre so eigene Mär von dem ungleichen Ermittlerteam gestartet. Seit dem letzten Band haben sie ihren Heimathafen gewechselt und veröffentliche ihre treffenden Trollsprichwörter und die ganz eigenen Verbrechen, die es aufzuklären gilt, bei Feder&Schwert.

Nachdem Meister Hippolit seine thaumaturgischen Fähigkeiten verloren hat, so meine Überzeugung, war das Ende der kleinen aber feinen Serie erreicht. Weit gefehlt, wie ich erkennen durfte. Statt dass unser Ermittlerduo in Rente geschickt wird, starten sie und ihre Verfasser erst so richtig durch. Fast bin ich geneigt zu sagen, dass der vorliegende Band der bislang beste des Zyklus darstellt.

Unsere beiden Verfasser bieten nicht nur faszinierend rätselhafte Verbrechen, sondern lassen auch so manch nachdenkenswerte Gedanken in die Handlung einfließen. Mit Jorges spielsüchtigen und dem flüssigen Stimmungsaufheller zugetanem Vater, der die Beiden begleitet, wird der Generationskonflikt in den Plot integriert, mit der Meister Hippolit zur Seite gestellten jungen Dame mit herausragenden Fähigkeiten hält die Emanzipation Einzug und das östliche Land greift orientalische Vorbilder auf, ohne zu sehr in Stereotypen zu verfallen. Selbst eine Version Erich von Dänikens darf auftreten, wenn es gilt, den Geheimnissen der Kegelgräber auf die Spur zu kommen.

Das bietet so manch bekanntes Motiv, wandelt dieses dann geringfügig aber interessant ab und bietet sich so frisch und spannend an. Besonders angetan war ich von dem erwähnten Vater-Sohn-Konflikt. Unschwer wird der Leser hier an Beispiele aus seinem persönlichen Bekanntenkreis erinnert werden, die ungeduldige Jugend, die den Alten nichts mehr zutraut, die Senioren, die ihrer Jugend hinterher trauern und ihrem „Früher was es (alles) besser“ frönen.

Der Roman liest sich packend und rund in einem Rutsch, bietet zwar stilistisch keine Höhenflüge, ist aber unauffällig und mit jeder Menge Wendungen und Überraschungen vollgestopft. So bleibt die Hoffnung, dass wir weiter von Jorge und Co. hören respektive lesen werden.