Spiritual Police 2 (Comic)

Youka Nitta
Spiritual Police 2
Aus dem Japanischen von Alexandra Klepper
Panini, 2015, Taschenbuch, 190 Seiten, 6,99 EUR, ISBN 978-3-86201-770-6

Von Irene Salzmann

Der Polizist Nagatsuma verliebt sich in den Therapeuten Aoi Hyoshi, der ihm anvertraut, dass er Visionen hat. Dank dieser überlebt der Ermittler ein Unglück. Allerdings ist er nicht restlos von der Gabe seines neuen Gefährten überzeugt und lässt sich sogar dazu überreden, diesen auszuspionieren, da der Verdacht besteht, dass Aoi für den mächtigen Higamiishi-Clan arbeitet, der seinen Einfluss auf die Reichen und Mächtigen des Landes weiter ausdehnen will. Kurz darauf wird Aoi auf das Anwesen seines Vaters, dem Oberhaupt des Clans, entführt, dessen Nachfolge er antreten soll.

Nagatsuma ist hin und her gerissen zwischen Schuldgefühlen, weil er Aoi nicht geglaubt hat, und der Befürchtung, dass die Verdachtsmomente gerechtfertigt sein könnten. Um sich selbst zu bestrafen, geht er Affären mit anderen Männern ein und schläft sich gewissermaßen auf der Karriereleiter nach oben. Schließlich soll er die Spezialeinheit Abteilung Zero leiten, die sich mit übersinnlichen Fällen befasst. Einer seiner Mitarbeiter ist ausgerechnet der undurchsichtige Saiki Hyoshi, Aois Pflegesohn und ebenfalls ein Medium. Er kennt die Geschichte der beiden und treibt sein eigenes Spiel.

Gut eineinhalb Jahre mussten die Fans von Youka Nitta auf die Fortsetzung von „Spiritual Police“ warten. Und auch in der Mystery-Welt ihrer Charaktere vergehen auf 190 Seiten zwei Jahre, in denen Nagatsuma Aoi zu vergessen versucht, aber über diese tiefe Liebe einfach nicht hinwegkommt. Was Aoi in dieser Zeit wiederfährt, wird weit weniger ausführlich behandelt. Er hält an seinen Gefühlen fest und wartet auf das Wiedersehen, wenngleich er den Forderungen seines Vaters nachgegeben hat und in die Rolle des Clan-Oberhauptes schlüpfte, sehr wohl des Umstandes bewusst, dass er lediglich eine Marionette derer ist, die das Sagen haben.

Saiki, der bereits in Band 1 auftauchte, bleibt ein geheimnisvoller junger Mann, der wenig sympathisch wirkt, da er früh durchblicken lässt, dass er eigene Ziele verfolgt und gewillt ist, den Clan zu zerstören. Überdies setzt er Nagatsuma immer wieder und sehr heftig zu, wobei man spekulierend darf, ob er seinen Vorgesetzten wirklich ablehnt oder seine Aufmerksamkeit und Zuneigung erlangen, ihn vielleicht sogar Aoi wegnehmen will.

Die durchaus interessanten Fälle, mit denen sich Abteilung Zero beschäftigt, bleiben im Hintergrund. Youka Nitta konzentriert sich auf die Beziehungen der Protagonisten untereinander, wobei Nagatsuma, von vielen Männern begehrt, im Mittelpunkt steht. Vergleichbares kennt man aus anderen Reihen der Künstlerin, beispielsweise „When A Man Loves A Man“, in der der Host Taakaki den richtigen Partner unter mehreren Männern zu finden versucht.

Dementsprechend finden sich auch einige grafische Szenen, die nicht allzu viel der Fantasie überlassen. Da die Mangaka in einem klaren, ansprechenden Stil zeichnet, wirken die Szenen nicht derb, sind aber eindeutig an ein erwachsenes Publikum adressiert.

Wahrscheinlich muss man auf den nächsten Band erneut mit viel Geduld warten. Allerdings existiert mit „Otodama“ eine dreiteilige Side-Story, die bereits auf Englisch erhältlich ist und vielleicht hilft, die Wartezeit zu überbrücken.

Schätzt man Boys-Love-Mangas, die reifere Leserinnen ansprechen wollen sowohl mit angemessenen Themen als auch mit expliziten Abbildungen, tut man mit „Spiritual Police“ keinen Fehlgriff.