Shane McKenzie: Muerte con Carne (Buch)

Shane McKenzie
Muerte con Carne
(Muerte con Carne)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Manfred Sanders
Titelillustration von Danielle Tunstall
Festa, 2014, Paperback, 254 Seiten, 12,80 EUR, ISBN 978-3-86552-328-0 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Die Grenze zwischen Mexiko und den USA ist zwischenzeitlich streng befestigt. Ähnlich wie sich das reiche Europa von den armen Ländern Afrikas abschottet, versuchen die USA der illegalen Einwanderung der Wirtschaftsflüchtlinge Einhalt zu gebieten. Patrouillen durchstreifen die Wildnis, riesige Zäune recken sich in den Himmel.

Trotzdem gelingt es den verzweifelten Menschen immer wieder, in Scharen die Grenze zu überschreiten. Dass sie dabei Leib und Leben für eine vermeintlich bessere Zukunft riskieren ist ihnen egal, da Wohlstand lockt, auch wenn sie zumindest ahnen, dass sie als Illegale wahrscheinlich ausgenutzt, missbraucht und kriminalisiert werden. Man munkelt von Vergewaltigungen und erschlagenen Flüchtlingen, die Schuldigen sollen Uniformen tragen und vom Staat besoldet werden.

Marta, deren Eltern kurz vor ihrer Geburt illegal über die Grenze kamen und später abgeschoben wurden, und ihr Freund Felix machen sich als investigative Journalisten auf, den Gerüchten auf den Grund zu gehen. Marta lässt ihren Pass zu Hause, will am eigenen Leib erfahren, was mit den Latino-Grenzgängern geschieht.

Mit Korruption, ja selbst mit Missbrauch, hat sie gerechnet – was aber auf sie wartet ist weit schlimmer als alles, was sie sich in ihren schlimmsten Albträumen ausgemalt hat. Sie gerät in die Fänge einer ganz besonderen Familie: einer Familie, die einen sehr speziellen Geschmack an zartem Fleisch gefunden hat und bei der Nahrungsbeschaffung nicht eben zimperlich vorgeht…

Das, was durch den Kampf des IS im Nahen Osten und der Not der Menschen in Nordafrika gerade an den Grenzen der Europäischen Union passiert, Ströme verzweifelter Flüchtlinge die um ihr Leben fürchten und eigentlich nur ein wenig Sicherheit, ausreichend Nahrung zum Überleben und vielleicht eine Perspektive für ihre Zukunft suchen, das spielt sich im Süden der USA schon seit Jahrzehnten ab. Dritte Welt trifft auf die erste, die reiche Welt, Flüchtlingsströme suchen ihr Heil, ihre Zukunft, im vermeintlichen Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

Wer mag es diesen Menschen auch verdenken, wenn sie für sich und ihre Kinder ein wenig Hoffnung suchen, ein ganz klein wenig abhaben wollen vom großen Kuchen des Glücks und des Reichtums. Dass sie dabei als illegale Einwanderer fast zwangsläufig in die Kriminalität gedrückt werden, dass sich skrupellose Geschäftemacher sich ihrer bedienen ist ein Fakt, der Präsident Obama kürzlich dazu veranlasst hat, gegen den entschiedenen Widerstand des Senats den Illegalen eine gewissen Perspektive und eventuell ein Bleiberecht einzuräumen.

Vor diesem sehr realen und überzeugend ausgestalteten Hintergrund hat Newcomer Shane McKenzie seinen Horror-Roman situiert.

Gerade weil die Bühne, vor der die Handlung abläuft, so wirklichkeitsnah gezeichnet ist, wirkt der Plot dann umso erschreckender. Und was den Leser dann erwartet, das ist unappetitlich, pervers und hält für den Fan des brutalen, grellen und blutigen Horrors jede Menge entsprechender Beschreibungen bereit. Nicht ganz zu Unrecht vergleicht man den Roman mit dem „Texas Chain Saw Massacre“, sind die Gewaltdarstellungen doch explizit.

So hätte der Roman auch gut in der „Extrem“-Reihe des Verlags erscheinen können, bietet er dem Leser tempo- und detailreiche Gewaltschilderungen und verstörende Einblicke in eine kranke Psyche.