Rainer Eisfeld: Zwischen Barsoom und Peenemünde (Buch)

Rainer Eisfeld
Zwischen Barsoom und Peenemünde
Titelillustration von H. J. Bruck
Verlag Dieten von Reeken, 2014, Paperback, 208 Seiten, 20,00 EUR, ISBN 978-3-940679-89-5

Von Carsten Kuhr

Bereits zum dritten Mal legt Dieter von Reeken in seinem Verlag gesammelte Aufsätze eines der fundiertesten Kenner der SF vor.

Rainer Eisfeld war seit den 50er Jahren zunächst im Fandom aktiv, übersetzte später Werke aus dem Englischen ins Deutsche und befasst sich seitdem auch sekundärwissenschaftlich mit seinem Steckenpferd. Als Politikwissenschaftler zeichnen seine Essays immer auch eine durchaus kritische gesellschaftspolitische Sichtweise aus, der man nicht unbedingt folgen muss, an der man sich aber immer bestens reiben kann. Dabei kommt ihm zugute, dass er das Entstehen der Szene selbst miterlebt, ja selbst mitbegründet hat und er so viele Beteiligte persönlich kannte.

Unterteilt in fünf große Themen schüttet er ein wahres Füllhorn an wissenswerten Informationen und nachdenkenswerten Gedanken über uns aus.

Zunächst beschäftigt der Autor sich dabei mit dem Roten Planeten. Hierbei geht er umfassend auf die entsprechenden Werke aus der Feder von Ray Bradbury – über den er ausführlich und interessant informiert –, Edgar Rice Burroughs aber auch Kurd Laßwitz ein. Immer wieder blitzt dabei Eisfelds immenses Fachwissen auf, zieht er Vergleiche zu klassischen wie modernen Marstexten, zeigt Parallelen aber auch Unterschiede auf und beleuchtet Hintergründe. Insbesondere die fachkundigen Anmerkungen zu der Karriere und dem Werk Bradburys zogen mich hier in den Bann, hielten sie doch viel mir bis dato unbekannte Fakten für mich bereit.

Im nächsten Segment beschäftigt sich der Autor mit Werken aus der goldenen Ära der SF, die er mit ins Deutsche übertragen hat. Mit dabei, was Rang und Namen hat. Von Arthur C. Clarke (über und mit dem der Autor die frühe, prägende britische SF-Szene beleuchtet) und A. E. van Vogt (hier weist er insbesondere auf den Bezug van Vogts zu Oskar Spenglers „Der Untergang des Abendlandes“ hin) bis hin zu Isaac Asimov reicht hier der Bogen; und die sehr persönlichen Eindrücke bereichern die Texte.

Mit der Frühzeit des deutschen Fandoms und insbesondere dem Wirken Anne Steuls („Ich habe die Nase gestrichen voll von Raketen und ähnlichem Käse“), die sich gerne und ausgiebig an dem von Walter Ernsting so bierernst initiierten SFCD rieb und dabei auch die Raketen-Dominanz und „Hauruck-SF“ US-amerikanischer Prägung anprangerte, bietet er hier einen intimen Einblick in eine lang vergangene Zeit.

Im letzten Abschnitt greift er das bereits in den vorhergehenden Artikeln immer wieder einmal gestreifte Thema Peenemünde und Wernher von Braun auf. Hier weist er deutlich und eindrücklich auf die Verwicklung des Raketenpioniers mit dem Unrechtsregime des Dritten Reichs hin. Von Braun hat nicht nur von den KZ gewusst, er hat aktiv an der Ausbeutung der Häftlinge mitgewirkt und daraus seine Vorteile gezogen. Auch wenn diese Tatsache zwischenzeitlich bekannt ist, relativiert er doch immer wieder den verklärten Blick vieler SF-Fans auf von Braun, und erhebt laut und unüberhörbar seine Stimme.

So ist auch dieses Buch wieder eine Reise zurück in die Frühzeit des deutschen SF-Fandoms, ein ebenso packend wie interessant zu lesender Bericht von einem der dabei war, der Einblick gibt und dazu noch den sozialwissenschaftlichen Aspekt immer in seine Abhandlungen integriert.