Spider-Man 12 (Comic)

Dan Slott, Christos N. Gage
Spider-Man 12
(Superior Spider-Man 21: Lethal Ladies + Superior Spider-Man 22: Darkest Hours, 2014)
Aus dem Amerikanischen von Michael Strittmatter
Titelillustration von Giuseppe Camuncoli
Zeichnungen von Giuseppe Camuncoli, Humberto Ramos, John Dell u.a.
Panini, 2014, Heft, 48 Seiten, 4,99 EUR

Von Irene Salzmann

Der Superior Spider-Man Otto Octavius kämpft an mehreren Fronten: Privat möchte er sein Genie durch einen eigenen Konzern unter Beweis stellen, doch sein Doktorvater kann ihn nicht leiden, bezichtigt ihn des Diebstahls geistigen Eigentums – Dr. Donald Lamaze ist ein Weggefährte von Otto und kennt dessen Gedankengänge bestens – und verweigert ihm den Doktor-Titel, was sich Otto natürlich nicht bieten lässt.

Noch bevor er als Spider-Man oder als angeblicher Peter Parker etwas unternehmen kann, wird er von Stunner alias Angelina Brancale angegriffen, die Spider-Man die Schuld an dem vermeintlichen Tod des von ihr geliebten Otto gibt und Rache will.

Otto beschließt, sie unschädlich zu machen, denn sie steht auch der Zukunft mit seiner neuen Liebe im Weg. Wie wichtig ihm seine kleinwüchsige Tutorin ist, beweist er, als er sie Tante May und ihrem Ehemann John Jonah Jameson – pikanterweise der Vater von J. Jonah Jameson, Peters zeitweiliger und wenig entgegenkommender Arbeitgeber beziehungsweise Spider-Mans erklärter Gegner – vorstellen möchte. Das gemeinsame Essen wird jedoch vertagt, da Anna Maria andere Pläne hat, die Zweisamkeit voraussetzen…

Ohne dass Otto davon weiß, schart der Grüne Kobold immer mehr Anhänger um sich, die nur auf den geeigneten Moment lauern, Spider-Man alle Niederlagen, die er ihnen in der Vergangenheit beibrachte, heimzuzahlen. Sämtliche potentielle Freude, die ihm gegen diese Übermacht helfen könnten, vergrault Otto, jetzt sogar den erklärten Spider-Man-Fan Flash Thompson, der den Symbionten Venom kontrolliert, und so isoliert Otto sich immer mehr.

Und dann wären da noch die Polizistinnen Carlie Cooper und Yuri Watanabe, die allmählich zu ahnen beginnen, was mit dem echten Peter Parker passiert ist, und die Bestätigung für ihre Theorie suchen.

Im Großen und Ganzen bleibt also alles wie gehabt. Otto Octavius, vormals Dr. Octopus, treibt als Pater Parker/Spider-Man seine Pläne erfolgreich voran, ohne zu merken, dass er gleichzeitig auf einen Abgrund zusteuert, denn in seiner Arroganz übertreibt er ständig und erkennt die Zusammenhänge nicht mehr, verliert dadurch treue Freunde und spielt den Feinden in die Hände. Als Leser, der mehr weiß als der Anti-Held, sieht man das Desaster kommen und fragt sich nur, wann es soweit ist. Und ob der echte Peter dann die Chance erhält, seinen Körper zurückzuerobern. Doch wird sich dadurch keine Normalität einstellen, denn Peter steht dann erst einmal vor einem Leben, das Otto in Trümmer gelegt hat.

Es scheint, als würde die Situation noch eine Weile weiter eskalieren, bis endlich der laute Knall kommt. Zu lange sollten die Autoren diese Phase jedoch nicht ausdehnen, weil Ottos skrupelloses Vorgehen auf Dauer ermüdet. Man kennt seine Motive, seine Pläne und Ziele, sein Vorgehen – alles wiederholt sich mit nur anderen Personen, um seine totale Isolation zu erreichen. Das ist sehr durchsichtig und nicht wirklich fesselnd.

Hinzu kommt, dass die Zeichner immer wieder wechseln, was zu Lasten der Homogenität geht. Ob einem die Illustrationen von, in diesem Heft, Giuseppe Camuncoli oder Humberto Ramos mehr zusagen, ist Geschmackssache.

Nun, „Spider-Man“ 12 sollte in keiner Sammlung eines treuen Lesers fehlen, aber für Quereinsteiger ist der Band, der gewisse Vorkenntnisse verlangt und Teil einer laufenden Handlung ist, eher ungeeignet – und es wird allmählich Zeit, dass die Autoren vom Geplänkel zum Kernthema wechseln.