Ben Aaronovitch: Der böse Ort (Buch)

Ben Aaronovitch
Der böse Ort
Peter Grant 4
(Broken Homes, 2013)
Aus dem Englischen von Christine Blum
Titelgestaltung von Lisa Höfer
dtv, 2014, Taschenbuch, 400 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-423-1507-7 (auch als eBook erhältlich)

Von Wilko Müller Jr.

Der vierte und auf Deutsch erstmal letzte Teil der mystischen Krimis um den Detektiv/Zauberlehrling Peter Grant verwirrt etwas durch seinen falschen deutschen Titel. Das Original heißt nämlich „Broken Homes“, und der Ort, um den es hauptsächlich geht, ist eigentlich nicht wirklich böse zu nennen. Es handelt sich um einen fiktiven Wohnkomplex in London namens Sky Garden.

Aber so fiktiv nun auch wieder nicht, denn er wurde inspiriert vom echten Heygate Estate, das sich tatsächlich im Gebiet von Elephant & Castle befindet. Folglich vermischt sich in der Handlung vieles aus der Realität mit der Fiktion. So auch die neo-brutalistische Architektur, in der ein hoher, turmartiger Bau kleinere Beton-Wohnblöcke dominiert, die wiederum öffentliche Gärten umgeben…

Eigentlich war der Traum dahinter Tim Tinkers Vorstellungen einer neuen Art Stadt, ja, der soziale Wohnungsbau. Doch wie auch im Buch scheint das in der Wirklichkeit nicht so ganz geklappt zu haben. Aber bei Aaronovitch ist Sky Garden keineswegs ein verkommener Slum, obwohl dort immer weniger Mieter zu leben scheinen. Die wurden offenbar von einer korrupten Entwicklungsgesellschaft vertrieben, die am Ende auch dafür verantwortlich ist, dass die Bäume und mit ihnen eine Baumnymphe getötet und schließlich das Haus gesprengt wird! Außerdem hat da auch ein gewisser gesichtsloser Magier seine Finger im Spiel.

Peter Grant muss wieder einmal im Wettlauf mit der Zeit den verzwickten Fall aufdröseln. Leider gelingt ihm die Rettung des durchaus erhaltenswerten Gebäudes nicht. Man spürt ein Bedauern darüber, dass aus den architektonischen Träumen – und denen von einem besseren Zusammenleben in der Stadt – nichts geworden zu sein scheint. Nein, das ist kein „böser Ort“, ein trauriger vielleicht, der am Ende mit seiner Hoffnung auch sein Existenzrecht verlor.

Ja, und am Ende wartet noch eine recht dramatische Wendung auf den Leser, bei der das unter Peter explodierende Hochhaus noch die kleinste Überraschung ist.