Sun Koh – Der Erbe von Atlantis 5: Der Kaiser von Afrika, Paul Alfred Müller (Buch)

Sun Koh – Der Erbe von Atlantis 5
Der Kaiser von Afrika
Paul Alfred Müller
Titelillustration von Fritz Lattke
Verlag Dieter von Reeken, 2014, Paperback, 482 Seiten, 27,50 EUR, ISBN 978-3-940679-81-9

Von Carsten Kuhr

Im ersten Heft des fünften Sammelbands wird die Handlung um den Raub antiker Schätze aus buddhistischen Klostern zu einem Abschluss gebracht. Erneut kreuzen sich die Wege der dreisten und skrupellosen Diebe, die den Völkern ihre heiligsten Reliquien stehlen wollen, und Sun Koh. Dieses Mal ist ein Lama-Kloster im Himalaja betroffen. Als Sun Koh eingreifen will, geraten er und seine beiden Helfer in Verdacht, selbst die Diebe zu sein.

Danach geht es nach Hinterindien. Ein Maharadscha, der Fürst von Sikkim, besucht die britische Kolonie und verliebt sich in eine Engländerin. Dass diese seine Gefühle nicht erwidert, stört den Herrscher nicht sonderlich. Kurzerhand entführt er seine Angebetete über die engen Täler und aus Bambus gefertigten Brücken in sein Reich. Ihr Verlobter und Sun Koh verfolgen den Entführer und retten unter Einsatz ihres Lebens die Maid.

Weiter geht es in Richtung Südost-Asien. Ein großer Leuchtturm weist den Schiffen den sicheren Weg in Richtung Singapur. Doch dann geht ein Notruf über den Äther: fliegende Menschen wollen die Leuchtturmwächter gesehen haben. Als Sun Koh sich des Mysteriums annimmt, trifft er auf einen Erfinder, der versucht, seine Idee zu Geld zu machen. Dass der in Indonesien ansässige Freigeist dabei das Interesse der im Aufstieg befindlichen Weltmacht Japan erweckt hat, erweist sich als fatal, gehen die Geheimdienstleute Nippons doch über Leichen. Dennoch gelingt es Sun Koh, die Erfindung für sich zu sichern, nur um sie gleich wieder zu verlieren.

Die Spur der dreisten Diebe weist gen Süden. Im ewigen Eis der Antarktis, gleich beim Südpol, hat ein genialer Wissenschaftler seine Forschungsstation errichtet. Hier sucht er nach einer Methode, die Schwerkraft aufzuheben. Und ausgerechnet in diesem unwirtlichen Kontinent setzt ein wahrhaft teuflischer Mann seine Pläne um, die Erde mit Leid und Zerstörung zu überziehen. Ein Mann, den Sun Koh längst besiegt und tot glaubte – Juan García ist zurück. Zwar gelingt es unseren Helden, das Schlimmste zu verhindern, doch dann werden sie von einem Walfänger Geschanghait. Der despotische Kapitän will sie in seine Dienste pressen, ein Vorhaben, dem sich unsere Drei vehement widersetzen.

Nachdem das Schiff einen Eisberg rammt, retten sich Sun Koh und seine Freunde auf eine gottverlassene Insel, auf der ein Goldschatz darauf wartet, gehoben zu werden. Ein Wettlauf um die Eintragung des Claims beginnt. Kurz darauf erhält Sun Koh Hinweise auf den Aufenthaltsort Juan Garcías. Die Spur führt in ein unbekanntes Tal in der Wildnis Neuseelands, wo Sun Koh von einer alten Bekannten erwartet wird. Nachdem Juan García einige der technischen Hilfsmittel Suns entwendet hat, geht die Jagd auf den Mexikaner in eine neue Runde. In den Blauen Bergen im Hinterland Sydneys kommt es zum erneuten Aufeinandertreffen.

Eigentlich sollte es nur ein Zwischenhalt in Mosambik werden. Doch dann dringt die Kunde eines Kaisers von Afrika an die Ohren Sun Kohs, der das Mysterium um den neuen Herrscher des schwarzen Kontinents aufklären will. Dieser erweist sich als gebildeter Mann aus Harlem, der mithilfe einer Maschine, mit der man Menschen beeinflussen kann, die Einheimischen zu einer Nation einen und die Kolonialherren aus Afrika werfen will.

Was war das für eine Zeit, die dreißiger Jahre. Irgendwie wirken die Beschreibungen Müllers aus der Jetztzeit betrachtet anheimelnd, begegnen uns Menschen, für die Werte noch eine Bedeutung hatten. Mut, Integrität, Höflichkeit und Ehre galten etwas, der heute übliche bedingungslose Drang nach persönlicher Machtentfaltung, auch auf Kosten anderer, war damals undenkbar, selbst die Ganoven hielten sich an einen gewissen Ehrenkodex. Dass die Realität außerhalb der Romanwelt ein wenig anders war, bewiesen die Nazianalsozialisten, doch zumindest vordergründig wurden die inneren Werte hochgehalten. Insofern lesen sich die Abenteuer Sun Kohs auch immer wieder wie eine Zeitreise in eine überschaubarere, nicht so hektische und ehrbarere Welt, in der es gesitteter zuging.

Dazu gesellen sich phantastische Abenteuer satt. Sei es, dass wie vorliegend die Antarktis aufgetaut wird, es in die unberührte Natur Neuseelands und Australiens geht, oder ein Kaiserreich inmitten von Zentralafrika beschrieben wird; die Handlungsorte sind ebenso schillernd wie exotisch und nehmen vor den Augen des Lesers plastisch Gestalt an.

Verbunden hat PAM diese gewaltigen Naturbeschreibungen mit phantastischen Erfindungen. Sei es eine neuartige Waffe, die mittels vergifteten Elementen ihre Opfer tötet, oder eine mechanische Gedankenlese- und Beeinflussungsmaschine – einmal mehr erweist Müller sich als phantasievoller Visionär.

Das hält einmal mehr packende Unterhaltung für den Leser bereit und das Interesse an den weiteren Abenteuern des Erben von Atlantis hoch.