Daniel G. Keohane: Das Grab des Salomon (Buch)

Daniel G. Keohane
Das Grab des Salomon
(Solomon's Grave, 2005)
Aus dem Amerikanischen von Michael Krug
Titelgestaltung von Christian Volk unter Verwendung einer Zeichnung von Abrar Ajmal
Otherworld, 2007, Hardcover, 348 Seiten, 19,95 EUR, ISBN 978-3-902607-00-3 (auch als eBook erhältlich)

Von Armin Möhle

„Das Grab des Salomon“ ist der erste im deutschen Sprachraum veröffentlichte Roman des US-amerikanischen Horror-Schriftstellers Daniel G. Keohane. 2009 folgte der 2007 entstandene Roman „Plage der Finsternis“ (ebenfalls im Otherworld Verlag).

Der Protagonist des Romans, Nathan Dinneck, kehrt als Baptisten-Priester in seine Heimatstadt Hillcrest zurück. Hillcrest ist über die Interstate 95 erreichbar, liegt irgendwo in Massachusetts und ist allenfalls als Kleinstadt zu charakterisieren. Dennoch wird Hillcrest in „Das Grab des Salomon“ zum Schauplatz von Ereignissen, die die Grundlagen des Christentums zu erschüttern drohen.

Zunächst wird Nathan Dinneck von Alpträumen heimgesucht. Dann entdeckt er auf dem Friedhof von Hillcrest eine geheimnisvolle Gruft, in der ein ‚John Salomon‘ begraben ist und dessen Grabstein von zwei schützenden Engeln geziert wird. Dinneck lernt Peter Quinn kennen, der sich als Anhänger einer Ammoniter-Sekte offenbart. Sein Ziel verschweigt Peter Quinn zunächst: die Bundeslade an sich zu bringen, die er in dem Grab des John Salomon vermutet.

Der Friedhofswärter Vincent Tarreti klärt Nathan Dinneck über die wahre Natur der Gruft auf, kurz bevor Peter Quinn den Priester und die Bundeslade in seine Gewalt bringen kann. In der Baptisten-Kirche von Hillcrest kommt es zum Showdown.

Auf die Idee, die hebräische Bundeslade (die nach der Darstellung in der „Tora“ die Steintafel mit den zehn Geboten enthält, die Moses von Gott erhielt) in die USA zu verfrachten, kann wohl nur ein US-amerikanischer Autor kommen. Trotz einiger Kapitel, die weit in der Vergangenheit spielen, wird nicht erklärt, wie die Bundeslade den Weg aus dem Nahen Osten in die US-amerikanische Provinz fand. Absurd ist es auch, dass die Gestaltung der Gruft, in der Dinneck und sein Widersacher die Bundeslade finden, keineswegs eine Tarnung und Ablenkung von ihrem wertvollen Inhalt darstellt (zwischen dem israelischen König Salomon und der Bundeslade stellt die „Bibel“ eine Verbindung her).

„Das Grab des Salomon“ ist eingängig verfasst. Der Autor verwendet für seine Kapitel einen Standardumfang, den er nur selten variiert und für dessen Umsetzung er auch eine laufende Handlung unterbricht. In der ersten Hälfte des Romans fallen einige unvermittelte und unnötige Perspektivenwechsel auf. Die Charakterisierungen der Personen sind eindimensional: Neben Nathan Dinneck agieren seine atheistische (Ex-) Freundin Elizabeth, die noch immer in ihn verliebt ist, sein Vater Art, der genau wie Nathans Freund Josh unter den Einfluss Peter Quinns gerät und sich im Endkampf opfert (während Josh, obwohl er einen Mord begangen hat, überlebt). Peter Quinn ist sadistisch, ragt aus dem Personenreigen aber immerhin mit seiner hypnotischen Stimme heraus.

Den Aufbau eines Spannungsbogens beherrscht der Autor dagegen souverän. Das ändert aber nichts daran, dass „Das Grab des Salomon“ als religiöser Thriller belanglos ist und kein gelungenes Debüt des Autors im deutschen Sprachraum darstellt.