Jens Lossau & Jens Schumacher: Der Schädelschmied (Buch)

Jens Lossau & Jens Schumacher
Der Schädelschmied
Titelbild: Steffen Winkler
Lyx, 2011, Taschenbuch mit Klappenbroschur, 350 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-8025-8456-5

Von Carsten Kuhr

Jorge: „Jeder hat ein Recht zu kündigen, auch ich. Mal ehrlich M.H., würdest Du in einem Laden arbeiten wollen, der Typen wie mich in seinen Reihen duldet?“ (S. 56)

Wir kennen das ja alle, das perfekte, mysteriöse Verbrechen. Da wird das beklagenswerte Opfer in einem Raum ohne Fenster, dessen einziger Zugang hermetisch abgeschlossen ist, ermordet – und die Detektive tappen im Dunkeln. Wie nur kam der Mörder in der Raum, und wie hinaus, wenn selbiger von innen verschlossen ist? Wenn das Opfer dann noch ein hoher Zwergenpolitiker ist, dessen Schädel mit ein Dutzend bester Sechszoll-Qulitätsnägel gespickt wurde, dann muss das IAIT, das Institut für angewandte investigative Thaumaturgie, die Aufklärung übernehmen.

Und das heißt, dass Meister Hippolit und sein Assistent, der Troll Jorge, einmal mehr verreisen müssen und in gefahrvolle Abenteuer verwickelt werden. So geht es auf ins Reich Barlyn, ins Reich der Berge, Stollen und – mörderisch trinkfreudiger Zwerge. Doch hier müssen unsere beiden versierten Ermittler im Dienst des Reiches erkennen, dass sie nicht die Einzigen sind, die die Zwerge um Hilfe gebeten haben. Ein Wettlauf um die lukrative Verbrechensauflösung entbrennt…

Das ungewöhnlichste Ermittlerpaar der modernen Fantasy ist wieder im Einsatz. Zum nunmehr bereits dritten Mal macht sich unser ungewöhnliches Gespann auf, ein magisches Verbrechen aufzuklären. Diesmal verschlägt es sie in ein weit entferntes Gebiet – und unter Tage. In den Minen der Zwerge machen sie sich, zumeist erstaunlicherweise auf getrennten Wegen, auf die Suche nach der Auflösung des Rätsels. Dabei stoßen sie nicht nur auf liebestolle Zwerginnen, fiese Ausbeuter und ausgebeutete Bergzwerge, sondern auch auf ein Komplott intriganter Politiker und ein wohlgehütetes Geheimnis.

Wie nicht anders zu erwarten erweisen die beiden Autoren den literarischen Vorbildern ihre Referenz. Sowohl Sherlock Holmes als auch andere literarischen Ermittler im Dienst der Leser bekommen ihre Anspielung, daneben aber, und das ist insbesondere für einen lustigen Fantasy-Roman bemerkenswert, greifen die Autoren Entwicklungen auf, die an die Situation im Dritten Reich erinnern. Da wird munter drauflos politisiert, wird Fremdenfeindlichkeit offenbart, ein Demagoge verführt die Massen, und auch ein zwergisches SA-Äquivalent darf nicht fehlen. Das ist sicherlich überzeichnet, das offenbart oftmals Situationskomik, die aber gerade, weil die persifliert und so glaubhaft erscheint, erschreckt.

Die Fragen nach dem Wie und Wieso werden glaubwürdig und gleichzeitig überraschend abgehandelt, sodass der Fan gepflegter Kriminal-Mysterien befriedigt das Buch zuklappen wird. Einzig die Running Gags – insbesondere die troll’schen Sprichwörter Jorges – nerven aufgrund ihrer Massierung ein wenig. Ansonsten erweist sich das Buch als kurzweiliges Lesevergnügen.