Tracy Buchanan: Sternenwandler (Buch)

Tracy Buchanan
Sternenwandler
(Starwalker, 2011)
Aus dem Englischen von Vanessa Lamatsch
Titelgestaltung von Guter Punkt unter Verwendung eines Motivs von I. B. Graphics
Piper, 2011, Taschenbuch, 346 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-492-25945-3

Von Irene Salzmann

Kurz vor ihren sechzehnten Geburtstag wird Tori Hamilton von einem Pferd vor einigen ausgeflippten Mitschülern gerettet. Das mutige Tier verwandelt sich kurz darauf in einen – nackten! – attraktiven Jungen namens Cameron Chase. Obwohl Cam fortan Tori aus dem Weg zu gehen versucht, weil er ein gefährliches Geheimnis hütet, kommen sie einander näher und verlieben sich.

Schließlich erfährt Tori, dass Cam das Produkt einer Fruchtbarkeitsbehandlung ist, eine Mutation, und er kann seine Gestalt beliebig verändern. Er befindet sich auf der Suche nach seinem Zwillingsbruder Seth, den der Konzern Altus, der für alles verantwortlich ist, wie andere Kinder auch entführte. Zu ihrem Entsetzen findet Tori heraus, dass ihr Vater als Security Chief involviert ist.

Als Cam untertauchen muss, folgt ihm Tori, denn sie hält die Lügen und die Gewaltausbrüche ihres Vaters nicht länger aus. Zwar ist sie Cams panischer Mutter im ersten Moment überhaupt nicht willkommen, doch das ändert sich. Dann aber taucht Angel auf, eine Freundin von Seth und Cam aus Kindheitstagen, die auf Tori eifersüchtig ist und sie loswerden will. Der böse Plan scheint aufzugehen, aber es kommt noch viel schlimmer, denn Altus entdeckt das Versteck der Flüchtigen. Tori wird von ihrem Vater eingesperrt, und sie hat keine Ahnung, was aus Cam wurde, dem man eine Dosis des Mittels verabreichte, das den Gestaltwandlern ihre Fähigkeit nimmt – oder sie tötet …

Obwohl „Sternenwandler“ im Fantasy-Programm von Piper als All Age Book erscheint, merkt man schon nach wenigen Seiten, dass der Roman eigentlich ein Jugendbuch ist – darüber können auch die nachvollziehbar klingenden Erklärungen für die Mutanten, die aus der SF stammen, und die leidenschaftlichen Momente zwischen den Hauptfiguren, die dann aber doch nicht bis zum Schluss durchgezogen werden, nicht hinwegtäuschen.

Bei den Protagonisten handelt es sich um Schüler im Alter von 16 bis 17 Jahre, die einem großen Geheimnis auf die Spur kommen und dadurch in Lebensgefahr geraten. Drahtzieher ist die Firma Altus, der vage an den Umbrella-Konzern aus „Resident Evil“ erinnert und seine Skrupellosigkeit mehrfach unter Beweis stellt, indem er die Mutanten entführen lässt, an ihnen Experimente durchführt, einige von ihnen und Mitwisser sogar tötet. Thematisiert werden dabei diskussionswürdige Punkte: Genmanipulation und erneuerbare Energieträger – sowie die fragwürdige Motivation, die dahinter steckt, nämlich die Profitgier. Die Erwachsenen haben in diesem Drama eher unrühmliche Rollen inne. Nicht nur bleiben sie blass und unsympathisch; sie sind rundweg ‚die Bösen‘, allen voran die Väter von Tori und ihrem Ex Ashton Chambers, bei denen es sich um den Sicherheitschef und den Leiter von Altus handelt. Ihr Vorgehen ist so durchsichtig und aufgesetzt, dass man sich nicht wundert, wie leicht es den Gestaltwandlern gelingt, den noch viel weitreichenderen Machenschaften des Unternehmens auf die Spur zu kommen, ohne Plan in Sicherheitstrakte einzudringen und Informationen an die Öffentlichkeit zu tragen.

Daneben bleibt noch reichlich Zeit für das Liebesgeplänkel zwischen Tori und Cam, die im Wechsel aus Sorge um den jeweils anderen oder aufgrund von Missverständnissen auf Distanz gehen und sich dann wieder in die Arme fallen. Die wunderschöne Angel leiert zudem einen Zickenkrieg an und versucht, einen Keil zwischen das Paar zu treiben, was ihr beinahe auch gelingt. Natürlich bekommt sie am Schluss auch ihr Fett weg, im wahrsten Sinne des Wortes.

Die Handlung ist vorhersehbar, nimmt zum Ende hin an Tempo zu und eskaliert ein letztes Mal vor einer Auflösung, die die Leser zufriedenstellt, wenngleich sie überhastet wirkt, als hätte die Autorin ihr Seitensoll erfüllt, denn Ashton wechselt plötzlich die Seiten, Toris Vater packt aus und legt die noch fehlenden Puzzlestücke an die richtigen Stellen, und das Schicksal von Seth, das stets Cam bewog, sich immer wieder in Gefahr zu begeben, wird in einem Nebensatz erklärt, er selber taucht nicht einmal auf.

Tracy Buchanans „Sternenwandler“ ist ein typischer Debütroman mit einigen Schwächen, über die junge Leser jedoch leicht hinwegsehen können. Sie dürfen Anteil an den Kümmernissen von Tori und Cam nehmen, ihre romantische Liebe verfolgen und sich letztlich über ein Happy End freuen. Mag man Titel wie „Twilight“, bekommt man hier eine unterhaltsame ‚Light-Version‘ im Gestaltwandler-Milieu geboten.