Tanja Heitmann: Schattenschwingen (Buch)

Tanja Heitmann
Schattenschwingen
Titelgestaltung von Hanna Hörl unter Verwendung eines Motivs von Shutterstock, dpaint
Autorenfoto von Stefan Kröger
cbt, 2010, Hardcover, 446 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-570-16067-1 (auch als eBook erhältlich)

Von Petra Weddehage

Mila mag Sam, den besten Freund ihres großen Bruders Rufus. Dies beruht auf Gegenseitigkeit, und die beiden jungen Leute werden ein Paar. Die Eltern von Mila sind darüber nicht sehr glücklich, obwohl Sam ein netter freundlicher Junge ist. Tatsächlich könnte der Umgang mit ihm Mila in Gefahr bringen. Dies liegt an Sams cholerischem Vater, dem der Jugendliche mehr als einmal einen Aufenthalt in der Notaufnahme verdankt.

Mila weiß jedoch, dass Sam ein geheimnisvoller Schein umgibt. Jeder sucht seine Nähe. Das Mädchen selber hat die seltene Gabe, die Dinge so zu sehen, wie sie wirklich sind. Sie bemerkt, dass Sams Aura sich zu verändern beginnt. Sie strahlt nun regelrecht golden, und auch der Duft, der ihn umgibt, zieht sie an wie die Motte das Licht. Diese Tatsache scheint Sams Vater erst richtig ausrasten zu lassen. Eines Tages kommt es zum Eklat, und Sam stürzt durch die Schuld seines Vaters von den Klippen ins Meer. Alle halten ihn für tot. Alle außer Mila. In einer Vision sieht sie, wie Sam um seine Freiheit kämpft, und mit ihrem besonderen Talent gelingt es ihr, eine spezielle Zeichnung anzufertigen. Trotz ihrer tiefen Überzeugung, dass ihre große Liebe noch lebt, aber in anderen Sphären wandelt, hat sie Angst, dass er den Weg zu ihr nie wieder zurückfindet. Monate vergehen, und auf einmal steht Sam wieder vor ihr. Was er ihr erzählt, scheint unglaublich zu sein. Um alle Zweifel zu zerstreuen, nimmt er sie mit auf eine Reise in eine geheimnisvolle Dimension.

Tanja Heitmann ist bisher eher in der Belletristik-Szene für Erwachsene in Erscheinung getreten. Mit „Schattenschwingen“ wagt die Autorin ihre ersten Schritte in Richtung Jugendsektor. Der vorliegende erste Band der „Schattenschwingen“-Trilogie zeigt deutlich, dass sie genau den Geschmack der Zielgruppe trifft.

Obwohl die titelgebenden „Schattenschwingen“ sehr an Wesen wie Engel erinnern, hat sie dieses Stichwort und die damit verbundenen Themen bewusst ausgeklammert. Dies erhöht den Reiz der Story um ein vielfaches. Mitfiebern und -raten ist durchaus erwünscht. Ihre Protagonisten wirken glaubhaft und sehr lebendig. Mila, die gut behütete Tochter, die ihre ersten Schritte Richtung Erwachsenwerden durchlebt, besitzt zeichnerisches Talent und eine Gabe, alle Wesen, denen sie begegnet, zu durchschauen. Sam ist sich trotz seines gewalttätigen Vaters und eines keinesfalls leichten Lebens bewusst, dass er eigentlich nicht richtig in die Welt der Menschen passt. Um die Geschichte zu intensivieren, lässt Tanja Heitmann beide Protagonisten abwechselnd die Geschehnisse erzählen. Teilweise kommt noch eine dritte Wesenheit vor, die von einer bedrohlichen Kreatur erzählt. Dies lässt die Story noch phantastischer und reizvoller wirken.

Wer Mehrteiler wie „Evermore“ oder die „Bis(s)“-Reihe mag, wird sich mit dieser Geschichte absolut wohlfühlen. Eine Verfilmung der Story wäre eine Überlegung wert, da die Erzählung durchaus auch für junggebliebene Erwachsene ihren Reiz hat. Tanja Heitmann überzeugt durch eine gängige Handlung mit packenden Höhen und Tiefen für die Protagonisten sowie einer gut durchdachten Storyline.