Karsten Kruschel: Galdäa – Der ungeschlagene Krieg (Buch)

Karsten Kruschel
Galdäa – Der ungeschlagene Krieg
Titelbild: Przemysław Rubaj
Wurdack, 2011, Paperback mit Klappenbroschur, 446 Seiten, 14,95 EUR, ISBN 978-3-938065-72-3

Von Gunther Barnewald

Der vorliegende Roman gehört zu jenem Universum, in dem auch die beiden Teile des Episodenromans „Vilm“ und einige Kurzgeschichten aus „Das kleinere Weltall“ von Karsten Kruschel spielen. Wer das wuchtige Buch in den Händen hält, wird beim Blättern schnell erkennen, dass er hier einen voluminösen Band in den Händen hält, denn die großen Seiten sind eng bedruckt. Bei Heyne hätte man hier wohl kurzerhand einen 700-800 Seiten starken Ziegelstein aus diesem Werk gemacht.

Leider ist dieses Volumen auch die größte Schwäche der Geschichte, die für sich genommen recht unterhaltsam und einfallsreich ist. Leider gelingt es dem Autor diesmal nur ansatzweise, einen durchgängigen Spannungsbogen aufzubauen. Weniger wäre hier mehr gewesen, auch wenn das fulminante Ende der Erzählung wieder für einige Durchhänger zwischendurch entschädigt.

Aus der Sicht dreier Protagonisten wird von einem mysteriösen Geheimnis berichtet, welches einem fast vergessen geglaubten historischen Ereignis innewohnt. Da ist zunächst der junge Student Michael Sanderstrom, der, nachdem sein Bruder auf einer Raumexpedition verschollen ist, einen Selbstmordversuch begangen hatte. Notdürftig zusammengeflickt muss er ein verbleibendes Prüfungsthema wählen, einen scheinbar völlig vergessenen Krieg mit Galdäa, der recht unspektakulär gewonnen worden zu sein scheint. Doch Michaels Nachforschungen setzen ein perfides Räderwerk in Gang, in dessen Folge eine Kriegerin von Galdäa aus einer Art psychiatrischen Einrichtung entkommt und sich auch der bekannte Musiker Markus Hataka nach einem Mordanschlag plötzlich in etwas involviert findet, was wahrhaft kosmische Ausmaße zu haben scheint. Während die drei sich zunehmender Lebensgefahr gegenübersehen, erkennt jeder für sich immer mehr, dass hinter dem seltsam kurzen Krieg ein monströses Geheimnis lauert...

Neben den glaubhaften Protagonisten und dem flüssigen Stil des Autors fällt die Atmosphäre von „Galdäa“ leider deutlich ab. Konnte „Vilm“ noch mit seiner exotischen Ausrichtung eines fremden Planeten und der dortigen Flora und Fauna wuchern, so sind die ganzen Raumstationen und künstlichen Habitate beziehungsweise deren Darstellung durch den Autor eher nur mäßig gelungen. Größtes Manko ist jedoch, dass die Handlung an vielen Stellen des Romans nur noch sehr schneckenhaft voranzuschreiten scheint. Weniger Seiten hätten hier für mehr Leserlebnis und Spannung gesorgt. Auch der kriminalistische Plot wird vom Autor zwischenzeitlich zu sehr aus den Augen verloren. Zwar zieht Kruschel gegen Ende wieder mächtig an der Spannungsschraube, die sich überschlagenden Ereignisse entbehren jedoch leider nicht einer gewissen Überzogenheit. So ist das zwar wunderbar schräge, aber doch etwas an einen deus ex machina erinnernde Raumschiff, welches sich die Veruca Salt genannte Protagonistin gegen Ende bemächtigt, doch wohl etwas zu viel des Guten.

Dass der Leser trotz Durchhängern, einigen Seiten zuviel und der Überzogenheit der finalen „Schlacht“ beim Autor bleibt, spricht jedoch wieder eindeutig für Kruschel, der eine insgesamt interessante und gut ausgedachte Geschichte zwar nur leidlich gut aber doch so voller Verve erzählt, so dass man wenigsten wissen möchte, wie die offenen Handlungsenden schlussendlich miteinander verflochten werden können. Leider kein überragendes Buch also, zum Glück jedoch auch kein totaler Absturz.