Dante's Inferno (Comic)

Dante's Inferno
Autor: Christos Gage
Zeichnungen: Diego Latorre
Übersetzung: Gerlinde Althoff
Lettering: Alessandro Benedetti
Panini, 2010, Paperback mit Klappenbroschur, 148 Seiten, 16,95 EUR

Von Frank Drehmel

Dante Alighieris (1265 – 1321) „Göttliche Komödie“ ist aus westlicher Sicht die wohl bedeutendste Dichtung der Weltliteratur, prägte sie doch so nachhaltig wie kein anderes Werk unsere Sicht auf ein zentrales Element des christlichen Mythos': die Hölle. Dieses Bild der Hölle diente nach eigenem Bekunden dem Spiele-Entwicklerteam von Visceral Games und dem Publisher Electronic Arts (EA) als Inspiration für ihr Konsolen-Spiel „Dante's Inferno“, einem kruden Mix aus Action-Adventure und reinstem Hack'n'Slay, dessen Visualisierung und Story wiederum für das vorliegende Comic-Tradepaperback Pate standen.

Die Geschichte ist relativ schnell erzählt: kaum dass sich Dante und Beatrice nach einer schnellen Nummer ihre ewige Liebe geschworen haben, zieht es den kreuzzügelnden Recken ins Heilige Land, um den Heiden zu zeigen, wo der Frosch die Locken hat. Der so Alleingelassenen ist kein langes Leben beschert, da ein heidnischer Assassine ihr und ihrem Vadder den Garaus macht. Bevor Beatrices Seele gen Himmel flattern kann, steht Luzifer auf der Matte und bietet ihr eine heitere Wette an: dass die Seele eines metzelnden, brandschatzenden Kreuzfahrers in der Hölle landet, ist so sicher wie das Amen in der Kirche; dennoch will der Höllenherrscher Dante in Ruhe lassen, wenn dieser während des Mordens wenigstens seiner Beatrice treu gewesen ist; falls nicht, fährt die Seele der jungen Frau gen unten. Natürlich weiß Beatrice, dass ihr Dante ein Herzilein ist, das andere Weibsbilder nicht einmal anschaut, und schlägt frohgemut in die Wette ein. Zoing! Schon flattert Beatrice in die Hölle, da Dante nicht nur sein Schwert in Heidenfrauen steckte. Immerhin schafft es die Verdammte, ihrem untreuen Geliebten per Express-Vision die Nachricht zukommen zu lassen, dass sie übel am Arsch ist. Reumütig macht sich der Ertappte höchstselbst in die Hölle auf, um die Seele der Betrogenen in geübt blutiger Art und Weise rauszuhauen. Das wiederum erfreut Luzi nicht sonderlich, da er Beatrice als Brutmutter für seinen Nachwuchs erkoren hat.

Nunja .. die Story dieses Comics – wie auch des PC-Spiels – kann man in einer Bong rauchen; rein inhaltlich kann sie sich mit ihrem platten Pathos und den verkitschten Dialogen nicht einmal mit einem Stockflecken auf einem Original-Manuskript aus der Zeit um 1321 messen. Das, was dieses Tradepaperback tatsächlich interessant macht, ist das ungewöhnliche Artwork Diego Latorres, welches stilistisch an eine wilde, unbändige Mischung aus Jon J Muth, Bill Sienkiewicz und Dave McKean erinnert. Eine oft monochrome, düstere Farbgebung, sich in dynamischen Linien auflösende Formen, collagenhaft aus reinen Zeichnungen und verfremdeten Fotos zusammengefügte Bilder erzeugen einen geradezu überwältigende visuelle Intensität, generieren reinste Atmosphäre, wobei das Artwork angesichts seiner Komplexität und Unruhe den Leser zuweilen zu erschlagen droht.

Fazit: Allein das grandiose Artwork macht diesen Sammelband zu einer unbedingten Empfehlung für Leser, denen die Story am Popo vorbeihuscht.