Gruselkabinett 162: Das gemiedene Haus, Howard Phillips Lovecraft (Hörspiel)

Gruselkabinett 162
Das gemiedene Haus
Howard Phillips Lovecraft & Marc Gruppe (Script)
Sprecher: Bene Gutjahn, Jürgen Thormann, Tom Raczko u.a.
Titelbild: Ertugrul Edirne
Titania Medien, 2020, 1 CD, ca. 71 Minuten, ca. 8,99 EUR, ISBN 978-3-7857-8187-6

Rezension von Christel Scheja

Viele Worte muss man über H. P Lovecraft (1890-1937) eigentlich nicht mehr verlieren - ist er doch einer der großen Autoren, der die Phantastik nachhaltig geprägt hat. Schon mehrfach wurden seine Erzählungen als Hörspiele in der „Gruselkabinett“-Reihe umgesetzt. Diesmal ist es „Das gemiedene Haus“, eine bereits 1924 verfasste aber erst 1937 veröffentlichte Geschichte.

 

Unzählige düstere Geschichten ranken sich um das schon lange nicht mehr bewohnte Haus der Familie Harris in einem der ältesten Teile von Providence. Als junger Mann hat es Howard mit einem Freund einmal gewagt, sich dort umzusehen und unheimliche Dinge erlebt.

1919, Jahre später, erwacht in ihm das Verlangen, dem Grauen auf den Grund zu kommen. Deshalb wendet er sich an seinen in okkulten Dingen nicht ganz unbelesenen Onkel Elihu Whipple und kommt mit diesem auf die Idee, eine Nacht im Keller des Hauses zuzubringen - mit all den Vorsichtsmaßnahmen und Mitteln, die notwendig sind.


Die Erzählung hat wenig mit dem zu tun, was Lovecraft berühmt gemacht hat und folgt eher klassischen Pfaden. Ein wenig erinnert das Ganze an die Erzählungen Poes, denn die Handlung macht keinen Hehl daraus, dass etwas Unheimliches in dem Haus lauert, das den Menschen den Tod bringt. Daher sorgt auch ein langer Mittelteil, in dem der Onkel die Geschichte des Hauses aufrollt, für das nötige Grundwissen bei den Zuhörern und dem Helden, um später aktiv zu werden.

Tatsächlich ist das Hörspiel dreigeteilt: Erst einmal bekommt man die unheimliche Atmosphäre, die vor allem im Keller vorzuherrschen scheint, präsentiert, danach folgen mehr oder weniger die Erklärungen des Onkels, die mit entsprechenden Rückblenden unterlegt sind. Und natürlich werden die beiden Helden am Ende auch richtig aktiv, damit das Rätsel vollständig gelöst und die Gefahr endlich beseitigt werden kann. Wenn auch - wie man sich denken kann - nicht ganz ohne Opfer.

Die Sprecher machen ihre Arbeit gut, verkörpern glaubwürdig ihre Figuren und die Angst, mit der sie dem Haus begegnen. Dadurch folgt man ihnen gerne und bekommt auch schnell ein passendes Bild vor Augen.

Die Handlung selbst ist eher solide gestrickt, für erfahrene Fans des Genres allerdings leicht durchschaubar, denn zu Vieles kennt man bereits aus Geschichten der Schauer-Romantik. Lässt man das außer Acht, ist das Hörspiel dennoch kurzweilig und ohne Längen. Die Erlebnisse des jungen Howard und die Erzählungen seines Onkels greifen schön ineinander, um am Ende den Showdown glaubwürdig zu machen.

Ton-Effekte und Musik fügen sich atmosphärisch ein und vertiefen noch die Stimmung des Geschehens.

„Das gemiedene Haus“ holt eine ganze Menge aus der eher konventionellen und klassischen Geschichte aus der Feder Lovecrafts heraus und macht das Hörspiel zu einem kurzweiligen Genuss, bei dem man zwar Einiges voraus ahnen kann, sich aber nicht wirklich langweilt, weil man gleich wieder durch das Geschehen und die Figuren mitgerissen wird.