Torsten Weitze: Die Ernennung - Der 13. Paladin 2 (Buch)

Torsten Weitze
Die Ernennung
Der 13. Paladin 2
Titelbild: Petra Rudolf
bene Bücher, 2019, Paperback, 452 Seiten, 15,99 EUR, ISBN 978-3-947515-72-1 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Wer hätte das gedacht? Ausgerechnet Ahren, der Halbwaise aus einem abgelegenen Kaff im Nirgendwo, ist der verheißene, seit Generationen gesuchte dreizehnte Paladin. Nur wenn dieser bis zur Wintersonnenwende ernannt und bestätigt wird, kann er zusammen mit seinen zwölf Brüdern im Geiste den in eine Rauchsäule verbannten Gott ER, DER ZWINGT endgültig besiegen und damit das Böse aus Jorath verbannen.

Doch zunächst gilt es, die Ernennung zum Paladin auf den Weg zu bringen.

Die erste Hürde ist genommen - die Unterstützung der Elfen in Form der unsterblichen Alten Jelniolan und der magischen Laute der Elfen hat sich der Junge, der langsam zum Mann reift, gesichert.

Nun geht es durch das vom Bürgerkrieg gezeichnete Land der Rittermarschen ins Reich der Zwerge. Hier sollen sie einem alten Freund von Ahrens Meister bei der Bewältigung einer Queste helfen, um so die dringend notwenige Unterstützung der Zwerge zu ergattern. Dass sie dabei auf einen der legendären, eigentlich längst ausgerotteten Erzwürmer stoßen, erweist sich als fast zu große Prüfung für unsere Abenteurer.

Kaum haben sie allen Wahrscheinlichkeiten zum Trotz den riesigen Metallwurm besiegt, müssen sie einen Vertreter des Wilden Volkes finden und sich dessen Hilfe als würdig erweisen.

Dass die Ernennung dann ausgerechnet in den Grenzlanden stattfinden muss, in denen die Horden von DEM, DER ZWINGT herrschen, macht die Angelegenheit noch ein klein wenig diffiziler.

 

Auch der zweite Teil dieser groß angelegten Saga hält sich an das erprobte Erfolgsrezept. Soll heißen, man nehme eine bunt gemischte Heldentruppe, lasse sie das ganze Land bereisen, fremde Kulturen kennenlernen und mannigfaltige Gefahren überstehen. Um sich solch ein Martyrium anzutun, muss natürlich ein guter Grund her - ein finsterer, verrückter und zerstörerischer Gott kommt hier sehr zupass, und schon haben wir eine mehr als motivierte Gruppe.

Nach und nach sammelt sich um den jugendlichen Helden eine illustre Helferschar - in vorliegendem Band gesellen sich eine aus einem fernöstlichen Land geflohene Kampfarena-Sklavin sowie ein schlagkräftiger Zwerg zu der Gruppe.

Durch die staunenden Augen unseres Erzählers bereisen wir die Welt, sehen und erfahren wir deren unterschiedliche Kulturen und Völker.

Nachdem im ersten Teil bereits die Elfen ihren Auftritt hatten, geht es nun an den Hof des Ritterkönigs, dann ins unterirdische Reich der Zwerge und schließlich zu den Feen und Kobolden. Ganz am Schluss erhaschen wir einen ersten Blick auf das Land, das unter dem finstern Gott stöhnt.

Man sieht, dass so Einiges an Erfahrungen, Aufregungen und auch Kämpfe auf unseren Protagonisten warten. Diese sorgen für Tempo und Dramatik pur. Umso überraschter war ich, als ich feststellen durfte dass nicht etwa diese Szenen und Kapitel das Buch bestimmten, sondern ganz andere Themen den Plot prägen.

Ahren ist gezwungen zu töten - und hat seine Probleme damit. Gewissensbisse, der innere Zwist, die Schuld suchen ihn heim - und werden dem Leser sehr gut nachvollziehbar offeriert. Das findet man auch und gerade bei Fantasy-Romanen selten, dass über Schuld und Zulässigkeit von Gewalt reflektiert wird, dass die Helden mehr als einen kurzen Gedanken an ihre Opfer verschwenden.

Mehr noch: In einer Art Selbstfindungsprozess gehen der Meister und sein Schüler dessen Leben psychoanalytisch durch, werden verdrängte und vergessene Erlebnisse, Kränkungen und Verletzungen aus dem Unbewussten ins Bewusste hochgeholt und schmerzhaft verarbeitet.

Das sorgt für Tiefe im Text, macht uns die Figuren, allen voran natürlich unseren Erzähler, noch begreifbarer und sympathischer und hält das Interesse wach.