Rachel Caine: Ball der Versuchung – Haus der Vampire 4 (Buch)

Rachel Caine
Ball der Versuchung
Haus der Vampire 4
(The Morganville Vampires 4: Freast of Fools, 2008)
Übersetzung aus dem Amerikanischen von Sonja Häußler
Titelgestaltung von Frauke Schneider mit einem Motiv von shutterstock
Arena, 2010, Paperback mit Klappenbroschur, 292 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 978-3-401-06471-0

Christel Scheja

Die Zeit der Eingewöhnung für Claire ist vorbei. Nun ist sie Teil des Geheimnisses von Morganville, einer kleinen Stadt in Texas, die aber eine kleine Uni mit angeschlossenem College ihr eigen nennt. Nach Mobbing in einem Wohnheim ist sie mit drei anderen Jugendlichen – Michael, Shane und Eve – in einem Haus zusammengezogen, hat aber durch sie auch erfahren, was eigentlich hinter den Kulissen gespielt wird.

Der Ort wird nämlich von Vampiren kontrolliert, deren Anführerin sich Amelie Bishop nennt. Sie machen keinen Hehl aus ihrem Dasein, lassen die Menschen aber weitestgehend in Ruhe, wenn diese bereit sind, regelmäßig Blut zu spenden und den Mund zu halten, wenn Neulinge oder fremde Besucher in die Stadt kommen. Inzwischen kennt Claire den eigentlichen Grund ihres Aufenthaltes – die Vampire haben Angst vor einer Seuche, die unter ihnen grassiert, sie krank macht und tötet. Auf Anweisung von Amelie ist der alte, aber verletzliche Vampir Myrnin auf der Suche nach einem Heilmittel. Da die in Naturwissenschaften hochbegabte Claire Amelie inzwischen etwas schuldig ist, soll sie ihn bei seinen Forschungen unterstützen. Claire tut, was sie kann, was nicht immer so leicht ist, denn auch zu Hause hat sie mit Problemen zu kämpfen. Michael, der vorher nur ein an das Haus gebundener Geist war ist zum Vampir geworden, um sich wieder freier bewegen zu können, Shane hat sich als Sohn eines fanatischen Vampirjägers entpuppt und sie steht nun wie Eve wieder zwischen den Fronten.

Allerdings gesellt sich überraschend eine weitere Schwierigkeit hinzu. Überraschend taucht Amelies Vater in Morganville auf und nistet sich in dem Haus der vier Jugendlichen ein. Seine Begleiter und er sind von einem anderen Schlag als die Vampire, die Claire bisher kennengelernt hat. Sie machen keinen Hehl daraus, wilde Bestien zu sein und sich das zu holen, was sie wollen. Mr. Bishop will nun die Macht über die Stadt übernehmen. Zu aller Überraschung wehrt sich Amelie nicht dagegen sondern gibt klein bei. Und das liegt sicherlich nicht daran, dass er droht Michael zu töten. So wird ein Fest anberaumt, an dem sich die Vampire der Stadt versammeln sollen, um ihrem neuen Anführer zu huldigen. Jeder darf einen Menschen mitbringen. Und das stützt vor allem Eve in tiefe Verzweiflung, denn Michael lädt nicht sie ein, sondern die arrogante und hinterhältige College-Schönheit Monica, die noch immer nicht genug davon hat, auch Claire das Leben schwer zu machen.

„Ball der Versuchung“ beginnt dort, wo „Rendezvous mit einem Unbekannten“ aufhörte. Der Cliffhanger des letzten Bandes wird sauber aufgelöst und leitet in den Schwerpunkt des neuen Bandes ein. Denn auch wenn Claire wie immer mit den üblichen Schwierigkeiten zu kämpfen hat – Gemeinheiten, die ihr Monica und ihre Freundinnen zufügen, die Angst um Shane, der als Nachkomme eines gefürchteten Vampirjägers durchaus auf der Abschussliste manch eines Vampirs steht, und nicht zuletzt die verwirrenden Gefühle der Liebe. Dennoch bleibt das Mädchen klar genug, um hinter die Kulissen zu schauen. Sie ahnt, dass etwas vor sich geht, was gerade für die Menschen schwere Folgen haben könnte. Und gerade die Versuche heraus zu finden, was los ist, treiben wieder die Handlung voran. Claire taucht damit aber auch immer tiefer in die Welt der Vampire ein, was ebenso spannend geschildert wird. Denn nun muss sie erkennen, dass Morganville eigentlich nur einen kleinen und sehr friedlichen Ausschnitt davon zeigt, die viele der hier liebenden Blutsauger freundlich gegen die sind, die mit Mr. Bishop in die Stadt kommen. Das macht auch diesen Band der Serie wieder sehr abwechslungsreich und spannend. Gerade weil sich Rachel Caine nicht nur mit der Gefühlswelt ihrer Protagonisten beschäftigt, sondern auch den Hintergrund weiter ausbaut, hebt sie ihren Zyklus aus der Masse anderer Werke heraus. Die Freundschaft und Liebe sind dann nur noch ein wenig Würze, die die Geschichte und die Figuren ein wenig lebendiger machen und zu weiteren Konflikten führen können, wie Claire diesmal auch in Bezug auf ihre Eltern zu spüren bekommt, die unter den Konsequenzen der Entscheidung ihrer Tochter leiden müssen. Der Roman endet natürlich wieder in einem Cliffhanger, wie auch schon seine Vorgänger. Aber das macht zusätzlich neugierig darauf, zu erfahren, wie sich die vertrackte Situation am Ende auflösen könnte.

Auch „Ball der Versuchung“ beweist wieder einmal, dass man einiges mehr aus dem Thema Vampire machen kann als nur krampfhaft zu versuchen, den Erfolg von „Twilight“ wiederholen zu wollen. „Haus der Vampire“ beweist auch im vierten Band, dass der Zyklus weit über die Masse vergleichbarer Geschichten herausragt, weil Liebe und Romantik zwar auch vorhanden sind, aber auch nicht verhindern, das Action und Abenteuer eine genau so dominante Rolle einnehmen.