Scott Meyer: Auf Zauber komm raus - Magic 2 (Buch)

Scott Meyer
Auf Zauber komm raus
Magic 2
(Spell or High Water)
Übersetzung: k.A.
Titelbild: Michael Schubert
Luzifer, 2017, Taschenbuch, 452 Seiten, 13,50 EUR, ISBN 978-3-95835-255-1 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Was wäre wenn die Welt wie wir sie kennen und wahrnehmen, nur ein kompliziertes Computerprogramm wäre? Dann könnten findige Programmierer doch einfach den Code umschreiben und sich selbst… ja zu Milliardären, zu Weltherrschern oder zu Zauberern machen? Dumm, dass die Ordnungsmacht, repräsentiert von Agenten des Finanzministeriums, die Augen nach Menschen offen hält, die plötzlich und unerklärlich zu sagenhaften Reichtum kommen. Dann hilft nur die Flucht - der Fähigkeit zu Programmieren sei Lob und Dank, und schon geht es in der Zeit zurück.

Dabei gibt es immer wieder Orte und Zeitalter, die sich für die Besiedelung aus der Zukunft regelrecht anbieten. Camelot etwa, oder Bagdad, Atlantis und Paris sind solche Kulminationspunkte.

Im ersten Band erlebten wir mit, wie Martin Banks eben jene Karriere zum mittelalterlichen Zauberer durchlief. Es gab ein paar Eingewöhnungsschwierigkeiten - na gut, recht viele sogar - doch inzwischen hat der anfänglich recht überhebliche Zauberer seinen Platz in der Welt gefunden.

Gerade hat er selbst einen Lehrling übernommen, da werden Phillip und er zu einer Konferenz aller Zaubererkolonien eingeladen. Es geht nach Atlantis, dem Ort, an dem sich fast alle weiblichen Zeitreisenden und Schamaninnen angesiedelt haben. Dass Gwen, in die Martin nach wie vor verliebt ist, auch dort residiert, macht die Einladung natürlich noch unwiderstehlicher - doch kaum im sagenverheißenen Atlantis angekommen, reißen unsere beiden Magier die Augen ziemlich weit auf.

Nicht nur das Baumaterial (härtester molekular verdichteter Diamant), auch die Rollenteilung (Zauberinnen zaubern, Männer machen den Rest) gibt ihnen zu denken. Damit ihnen auch ja nicht langweilig wird, sorgen Mordanschläge auf die unsterblichen und eigentlich unverwundbaren Anführerinnen für Aufregung und Verwicklungen.

Währenddessen versucht der Ex-Zauberer, den unsere Helden im ersten Band enttarnt und dann ins Exil in seine eigene Zeit geschickt haben, verzweifelt wieder zurückzukommen ins Land und die Zeit, da er mit einem munteren Spruch und dem entsprechenden Befehl an den PC so gut wie alles bewirken könnte.


Ja, was war das nicht für ein herrlich überdrehter, skurriler Auftakt, den uns Scott Meyer im ersten Teil präsentierte. Eine Art von „Ein Yankee aus Connecticut an König Artus Hof“ reloaded, mit Meyer statt Mark Twain im Führersitz. Voller netter Anspielungen, mit viel Tempo und Witz unterhielt der erste Teil wunderbar.

Leider kann die Fortsetzung hier nur sehr bedingt anknüpfen. Zwar gibt es wieder unzählige Anspielungen auf Filme, Comics und Bücher der 70er und 80er Jahre, der zum Teil brachiale Humor wird auch wieder bemüht, aber gerade dieses Wort „bemüht“ trifft es gut. Alles wirkt ein wenig gezwungen, voller schaler Kalauer und müder Gags.

Von dem Witz, den spritzigen Ideen ist kaum etwas übrig geblieben. Stattdessen hüpft die Handlung etwas unmotiviert von einer gekünstelt auf witzig getrimmten Szene zur nächsten. Immer wieder blitzt dann doch die Fähigkeit des Erzählers witzig zu unterhalten auf, einzig, es fehlt dem Buch an einer sorgfältigen Überarbeitung, einigen packenden Ideen und einem stringenten roten Faden. Meyer kann durchaus erzählen, ja er hat die seltene Gabe witzig zu fesseln, nutzt diese aber vorliegend zu selten um das Buch wirklich lesenswert zu machen.

Alles, was er im ersten Teil richtig gemacht hat, was seine Leser vor Vergnügen und Lachen hat kugeln lassen, das wirkt hier verkrampft. Das ist doppelt schade, denn immer einmal wieder, zeigt sich Meyers Erzähltalent, wobei er sich dann aber durch den einen zusätzlichen und unnötigen Schlenker selbst wieder im Weg steht.