Toby Venables: The Viking Dead (Buch)

Toby Venables
The Viking Dead
(The Viking Dead)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Andreas Schiffmann
Titelillustration von Michael Schubert
Voodoo Press, 2015, Taschenbuch, 426 Seiten, 13,95 EUR, ISBN 978-3-902802-78-1 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Bjólf schlich sich mit gerade einmal 13 Jahren auf das Schiff seines Onkels, um mit diesem auf große Fahrt zu gehen. Abenteuer wollte der Junge bei und mit den Wikingern erleben, Beute erobern und Reichtum und Geschichten mit nach Hause bringen. Er lernte die schmerzhafte Lektion, dass Menschen ihr Hab und Gut nicht einfach her schenken, sondern mit scharfem Stahl in der Hand verteidigten.

Mittlerweile führt er sein eigenes Schiff, die „Rabe“, und war mit dieser war bis in den tiefsten Orient unterwegs. Als er eines Tages auf der Suche nach Vorräten einmal mehr ein Bauerndorf an einer Küste überfallen will, muss er feststellen, dass ein Konkurrent ihm zuvorgekommen ist. Verfolgt von diesen flieht er im plötzlich aufkommenden Nebel. Mit an Bord ein blinder Passagier, Atli, der den Anführer an sich selbst erinnert. Als sie bezeichnenderweise von einem Raben, der sich an einer offen liegenden Wunde eines der Wikinger gütlich tut, in einen Fjord gelotst werden, ahnen sie noch nicht, dass ihnen weiteres Ungemach droht. Hier stoßen sie erstmals auf etwas, was sie bislang nur aus den Legenden kannten – auf Draugr, auf wandelnde Tote.

Dass es sich dabei um keine Seuche sondern eine dunkle Macht handelt, zeigt sich, als gefallene Mannschaftsmitglieder aus ihren Leichensäcken auferstehen. Damit wird die Angelegenheit persönlich. Bjólf, Atli und ihre Kameraden machen sich auf, die Ursache des Übels auszuschalten…

Wir kennen sie mittlerweile leidlich, die wandelnden Toten, die TV-Bildschirme, die Kino-Leinwände und die Bücher-Regale füllen. Nach dem Mega-Erfolg von „The Walking Dead“ brach eine wahre Welle entsprechender Romane über uns herein, bei der der Leser schnell die Übersicht verlor. Nun also ein Roman, der die Welt der Wikinger mit der der Zombies verbindet.

Zunächst muss ich Illustrator und Verleger ein Lob aussprechen: Selten habe ich ein solch passendes und zugleich neugierig machendes Titelbild bewundern dürfen.

Und schon geht es mit vollen Segeln hinein ins Abenteuer. Dem Autor gelingt es mit leichter Hand, uns seine Gestalten vorzustellen. Ohne groß deren Leben zu verklären, zeichnet er seine Figuren in all ihrer Brutalität, Lebensfreude und Verbundenheit zueinander. Mit dem jungen Atli hat er neben dem Kapitän des Wikingerschiffs einen zweiten Handlungsträger eingebaut, der uns aus einer unbedarften Sicht seine Eindrücke vom Leben auf See und im Kampf schildert. Auch das Auftreten der Draugr ist glaubwürdig in den Plot eingebaut. Hier vermeidet es Venables, sich eine letztlich doch unglaubwürdige Erklärung einfallen zu lassen, setzt einfach die Tatsache voraus und entwickelt daraus den Sturm der Wikinger auf die Schwarze Feste.

Die Übersetzung ist gut, wenngleich mir die an mancher Stelle etwas zu massiv eingesetzten Fremdworte auffielen. Einzig der doch etwas gewöhnungsbedürftige und nicht ganz glaubwürdige Schluss verhindert, dass dieses Buch als rundum gelungen zu bewerten ist.