Die Nacht der lebenden Toten 1: Vatersünden (Comic)

Die Nacht der lebenden Toten 1
Vatersünden
(La nuit des morts vivant: Les fates du père)
Text: Jean-Luc Istin
Zeichnungen: Elia Bonetti
Übersetzung: Harald Sachse
Splitter, 2015, Hardcover, 56 Seiten, 14,80 EUR, ISBN 978-3-95839-131-4

Von Frank Drehmel

Lizbeth, ihres Zeichens unglückliche Hausfrau – unglücklich deshalb, weil ihr die Angst vorm Tod das Leben vergällt –, verabschiedet sich an Halloween von Mann und beiden Kindern, um gemeinsam mit ihrem Bruder Leland die traditionelle Feier ihrer Familie, welche in einer einsamen Waldgegend ihr Heim hat, per Auto zu besuchen.

Irgendwie kommen die Beiden irgendwann und irgendwo in den tiefen Wäldern von der rechten Straße ab und finden sich urplötzlich auf einem düsteren Friedhof voller steinerner Monumente und Mausoleen wieder, wo sie unversehens ein Typ angreift, den man ohne zu lügen als ziemlich tot bezeichnen kann. Schnell wird ihnen klar, dass da etwas nicht stimmt und kurz darauf befinden sie sich inmitten eines dichten Schneegestöbers auf der Flucht vor ja, sprechen wir es aus – Zombies! Während die beiden Geschwister ums Überleben kämpfen, haben auch Ehegatte John und seine beiden Blagen geschnallt, dass ihre heile Welt aus den Fugen geraten ist und machen sich zu Fuß auf die Suche erst nach Schutz und dann nach Mama.

Wer bisher nicht glauben wollte, dass das Zombie-Sujet spätestens seit Kirkmans „The Walking Dead“ zum ausgelutschtesten gehört, was die Phantastik zu bieten hat, dem liefert das vorliegende Album ein weiteres starkes Indiz für diese These. Zugeben, ab und an finden sich selbst im Wust der Zombie-Publikationen einige Perlen wie „Warm Bodies“ oder „Shaun of the Dead“; diese Werke jedoch leben zentral von einem bissigen, schrägen Humor, der Jean-Luc Istins Story vollkommen und total abgeht. Bierernst lässt er uns an der Odyssee von fünf Langweilern – Vadder und Kinnings auf der einen, Muddi und Bruder auf der anderen Seite – teilhaben, schreckt dabei nicht vor ollen Genre-Kamellen und fast schon extremer Unplausibilität zurück und schafft es nicht, auch nur ein Quäntchen Spannung oder Mitgefühl oder Interesse zu erzeugen. So zäh wie die wandelnden Toten selbst schleppt sich die Handlung dahin, bis zu einem unverständlichen Cliffhanger, der deswegen keinen Sinn macht, weil man als Leser nicht weiß und es auch gar nicht wissen will, was an dieser gesamten Story Traum, Rückblende, Hier und Heute, Vision oder Realität ist.

Mag die Story auch einfallslos und zäh wie Sirup sein, so ist immerhin das irgendwo zwischen Zeichnung und Gemälde angesiedelte, eher klassische Artwork guter, zuweilen sogar exzellenter Mainstream, wobei insbesondere die großartige Darstellung der Natur sowie der unbelebten Welt der Architektur und Technik echte Highlights bietet; Highlights, die zuweilen an Kubricks atmosphärisch intensiven Film „Shining“ erinnern.

Fazit: Artwork hui (oder wenigstens gut), Story pfui. Dröge, unoriginell, spannungsfrei und zäh wie Kleister schleppt sich die Geschichte ohne Hoffnung auf frische Dialoge oder innovative Ideen dahin. Allenfalls für jene Leser interessant, die alles kaufen, wo „Zombie“ draufsteht, oder die noch nie mit einem Untoten ihre Freizeit verbracht haben.