Coco Zamis 29: Die Nacht des Skalpells, Christian Montillon, Catalina Corvo & Logan Dee (Buch)

Coco Zamis 29
Die Nacht des Skalpells
Christian Montillon, Catalina Corvo & Logan Dee
Titelillustration von Sandobal
Zaubermond, 2012, Hardcover, 256 Seiten, 14,95 EUR

Von Carsten Kuhr

1933, das Jahr, in der Christine, die junge Dämonin, die sich später Thekla Zamis nennen wird, zusammen mit ihrer eingebildeten Schwester zu einem anderen Mitglied der Schwarzen Familie abgeschoben wird. In England soll sie ihre Ausbildung im Haushalt Lord Cullums vervollständigen.

Jahrzehnte später kommt ihr der Ausflug in jungen Jahren sehr gut zupass. Auf der Flucht vor den von Asmodi ausgesandten Familien, die die Zamis vernichten wollen, trifft Adalmar Zamis in Ostende auf Anton, einen alter Bekannten seiner Mutter. Zusammen versuchen sie, die Dämonenfamilie, die Skarabäus Toth im Auftrag von Asmodi auf die Fährte der flüchtigen Zamis-Sippe gesetzt hat, von der Spur der Flüchtigen abzulenken.

Währenddessen sucht Thekla mit ihrem in einen Freak verwandelten Mann und ihren Kindern Unterschlupf bei dem dämonischen Schönheitschirurgen Lord Cullum. Doch ihr alter Lehrer bietet der Flüchtigen nicht nur ein Refugium, er hat auch noch etwas Anderes im Angebot – eine schwarze Seele, die aus Coco ein wahre Dämonen machen wird…

Im ersten Teil meldet sich Christian Montillon bei „Coco Zamis“ zurück. Wie er in seinem Vorwort ausführt, rostet alte Liebe nicht, und so fügt sich sein Beitrag nahtlos in die erneut von Uwe Voehl konzipierte Handlung ein. Insbesondere die Heimsuchung der Zamis an Bord der Kanalfähre bietet dem Gruselfan reichhaltige Beschreibungen dämonischer Übergriffe.

Danach übernehmen, wie mittlerweile gewohnt, Logan Dee und Catalina Corvo routiniert das Ruder. Die Flucht der Zamis’ geht in eine weitere, dramatische Runde. In der Klinik auf der englischen Insel soll aus unserer so untypisch menschenfreundlichen Hexe eine wahre Anhängerin der Schwarzen Familie gemacht werden.

Was schon des Öfteren versucht worden war, wird nun von neuem angegangen. Und diesmal scheint das Experiment zu gelingen. Auch wenn es, bis Coco und mit dieser der Leser hinter das Geheimnis um die Klinik kommt, ein wenig dauert, beweist diese unerwartete Entwicklung doch, dass uns die Autoren immer noch zu verblüffen wissen. Ich bin gespannt, ob es die Verfasser im nächsten Band dann wirklich wagen werden, ihre Coco auch entsprechend handeln zu lassen. Wird aus dem weißen Lamm wirklich eine Dämonin, die ihre beträchtlichen Kräfte im Sinn des Schwarzen Familie einsetzt?

Ansonsten überzeugten mich insbesondere die leider raren Einschübe, die uns aus der Jugend von Thekla Zamis berichten. Gerade die Ausflüge in die Geschichte der Zamis-Sippe bieten immer wieder faszinierende Einblicke in die Entwicklung der Schwarzen Familie. Daneben können die Autoren geschichtliche Ereignisse einbauen und so ihre Geschichte mit Fakten und Lokalkolorit hinterfüttern. Zudem bietet sich hier die willkommene Gelegenheit, den Stammbaum der Zamis und damit letztlich die Entwicklung der Schwarzen Familie in Wien zu portraitieren. Auch wenn diese Einschübe vorliegend ein wenig kurz kommen, übten sie doch auf mich einen großen Reiz aus. Gerade Thekla die bislang immer im Schatten ihres Mannes stand, die erst in den letzten beiden Zyklen wirklich Gestalt annahm, bietet sich hier in besonderem Maße an. Nicht nur, dass sie in ihrer Jugend Coco vom Wesen her ähnlich war, auch ihre Anfeindung durch die Schwester, das schwierige Elternhaus mit Asmodi als Vater, bieten faszinierende Anknüpfungspunkte. So bleibt die Handlung interessant, das Tempo hoch und die Spannung gewahrt.