Alisha Bionda (Hrsg.): Der erotische Traum – Dark Ladies 3 (Buch)

Alisha Bionda (Hrsg.)
Der erotische Traum
Dark Ladies 3
Titelbild und Innenillustrationen von Gaby Hylla
Fabylon, 2012, Paperback mit Klappenbroschur, 262 Seiten, 13,50 EUR, ISBN 978-3-927071-85-8

Von Carsten Kuhr

Es ist schon beeindruckend, mit welcher Konstanz und welchem Enthusiasmus Alisha Bionda die Fahne der phantastischen Kurzgeschichte hochhält. Während die meisten anderen Verlage mangels entsprechender Verkaufszahlen schon seit geraumer Zeit Anthologien eingestellt haben – Ernst Wurdacks Anthologien bilden hier eine rühmliche Ausnahme – findet sie immer wieder mutige Verleger, die bekannten wie unbekannten Autoren eine Bühne für ihre kürzeren Geschichten bieten.

Erneut hat Alisha Bionda gerufen, hat ihren Autoren erotisch angehauchte Illustrationen aus der Werkstatt Gaby Hyllas als Inspiration an die Hand gegeben, und die Erzählungen, die sich aus den Bildern ergaben, im vorliegenden Band gesammelt. Natürlich dürfen die Illustrationen nicht fehlen und leiten jede Geschichte dann auch ein.

Das Ergebnis kann sich erneut sehen, respektive lesen lassen. Nicht immer sind es phantastische Storys, die den Connaisseur erwarten, alle Beiträge bewegen sich aber sowohl stilistisch wie auch in der Art und Weise, wie die Erotik dargestellt wird, auf erfreulich hohem Niveau. Nie plakativ oder vulgär, stattdessen immer voller Pepp, überraschenden Wendungen und viel Stimmung, legt die Herausgeberin ein gar abwechslungsreiches Panoptikum der Lust und der Phantasie vor.

Was mir selbst von dem Gebotenen am Besten gefallen hat möchten sie wissen? Ich mag einfach die unauffällige, dafür umso durchdachtere Art, wie K. Peter Walters seine Geschichten mit historischen Fakten hinterfüttert. Oder Uschi Zietschs gelungenes Spiel mit dem Vorbild, das sie gekonnt wandelt und doch noch zu einem letztlich überraschenden Schluss führt. Und das alte Ägypten kann mich immer in seinen Bann ziehen. Doch urteilen Sie selbst.

Neun Beiträge vereint das Buch zwischen seinen Deckeln. Den Auftakt macht Aimee Laurent mit ihrem Beitrag „Tochter des Shannon“, in dem sie das Geheimnis um das ewige Leben einer verfluchten Frau lüftet. In der wild-romantischen Landschaft des Cliffs of Moher verführt Amber ihre Opfer, indem sie ihnen eine letzte Nacht mit ihrem verstorbenen Liebsten gewährt – der Preis ist ein neues Leben für Amber…

Thomas Neumeiers „Die Echsenhüterin“ erinnert mich ein wenig an einen Romanauszug. Wir begegnen einer ehemaligen Söldnerin, die sich mit ihrer Auftraggeberin überworfen hat. Mittels ihrer Gabe mit den wilden Tieren des Dschungels zu kommunizieren, gelingt es ihr, die heimtückischen Anschläge ihrer Ex-Kollegen abzuwehren. Als ein Sniper-Pärchen sie gefangennimmt und sexuell foltert, ist sie gezwungen dem Paar, dem sie ihre Lust verdankt, zu offenbaren, was sie aus den Diensten ihrer einstigen Herrin getrieben hat.

Antje Ippensen legt mit „Dämonische Lust“ einen waschechten Sado-Maso-Phantastik-Plot vor. Die Kündigung ihre Ateliers veranlasst Lady Runara, zu besonderen Maßnahmen zu greifen. Ihr ist klar, dass ihr Vermieter von einem dunklen Fluch befallen ist. Um diesen zu brechen, entsendet sie ihre devote Sklavin Yamilla ins Rabengefiederland. Hier führt sie der Zwergdämon Zado in das angesagte Restaurant „XchlagRahm“ aus – einem Ort nicht nur lukullischer Freuden, sondern auch ein Ort der Bestrafung, des Schmerzes und der daraus entstehenden Lust…

Aino Laos stellt uns in „Alphatier“ einen Frauenhelden vor, der seiner Nemesis begegnet. Nachdem dieser fast jede ansehnliche Frau der Stadt vernascht hat, schlagen die Brüder seines letzten Opfers zurück – und das auf eine Art und Weise, die dem Täter die Lust schnell vergehen lässt…

Tanya Carpenter berichtet uns in „Guardia Tempera“ von einer Zeitwächterin, die die Sanduhren der Zeit mit der Lebenskraft ihrer Opfer füllt. Dass diese in einem letzten, gigantischen Orgasmus ihr Leben aushauchen, sich ihre Körper in den Sand der Zeit verwandelt, soll den drohenden Untergang der Menschheit aufhalten. Doch dann sucht sich die Zeitwächterin den falschen Galan aus – und wird selbst Opfer eines Anschlags.

Uschi Zietsch wandelt in „Shah Ra´zad“ auf den Spuren von Scheherazade. Doch statt dass eine Tänzerin der Sultan mit ihren Geschichten erfreut, darf bei ihr ein Schmied die Verse für die Sultana schmieden – sein Leben und das Glück der Reiches hängen von seinen wortgewandten Künsten ab.

Guido Krain berichtet uns in „Tynvars Kätzchen“ von einem stolzen, ja überheblichen Krieger, der eine Dämonin aus ihrem Gefängnis befreit. Solange er diese zu hofieren weiß, eilt er von Sieg zu Sieg – auf dem Schlachtfeld wie zwischen den Laken. Doch wehe, wenn man eine Frau, noch dazu eine Dämonin verärgert.

K. Peter Walter nimmt sich in „Aglarenzia“ einmal mehr eines geschichtlichen Themas an. So erzählt er uns von einer jungen Frau aus Venedig, die ihre lasziven Künste, die mittels einer höchst geheimen Apparatur auf eine mechanische Hülle übertragen wurden, niemand anderem als dem Klerus zur Verfügung stellt – bis sie an einen integeren Jünger Perti gerät…

Elke Meyer schließlich rundet den Reigen mit „Schwarze Göttin der Lust“ ab. Um die die Stadt belagernden Armeen des ägyptischen Pharao von einer Invasion abzuhalten ist Esra bereit, all ihre körperlichen Reize einzusetzen. Doch wird der ägyptische Heerführer sich nur für eine Nacht der Lust davon abhalten, Ninive zu schleifen?

Wie man sieht, ist für jeden Geschmack etwas dabei, so dass Genießer des kurzen Textes auf ihre Kosten kommen.