Batman Anthologie (Comic)

Batman Anthologie
Autor: Bill Finger u.a.
Zeichnungen: Bob Kane u.a.
Übersetzung: Michael Bregel u.a.
Panini, 2014, Hardcover, 372 Seiten, 29,99 EUR, ISBN 978-3-95798-067-0

Von Irene Salzmann

75 Jahre Batman sind für Panini Anlass, eine Anthologie mit 20 Geschichten herauszugeben, die die Entwicklung der Serie seit ihrer Erschaffung durch Bob Kane 1939 bis in die Gegenwart aufzeigt. Der interessierte Leser ist eingeladen mitzuverfolgen, wie sich die anfangs simpel aufgebauten und schlicht gezeichneten ein- und zweiteiligen Comics unter dem Einfluss geschichtlicher Ereignisse, von die Welt/die USA bewegende Themen, durch juristische Eingriffe (Comic Code), aber auch durch moderne Erzähltechniken und die erweiterten Möglichkeiten für die Zeichner (PC) immer wieder verändert haben zu mittlerweile aufwändig in Wort und Bild inszenierten kleinen Kunstwerken (Graphic Novels).

Dabei hat jede Ära ihre Highlights, Autoren und Illustratoren sowie Themen, die die jeweiligen Jahrzehnte besonders geprägt haben, wie zum Beispiel während des Golden Age (1930 bis 1950) Bill Finger und Bob Kane, im Silver Age (1950 bis 1970) der SF-Schriftsteller Ed Hamilton und Carmine Infantino, in den von sozialen Konflikten gezeichneten Jahren des Bronze Age (1970 bis 1985) Dennis O’Neal und Frank Miller, die schließlich im Modern Age (1985 bis heute) die düsteren Storys um den Dunklen Ritter in einer tödlichen City von Peter Milligan und Alan Davis einleiteten, bis hin zu den aktuellen Künstlern, darunter Peter J. Tomasi und Tony S. Daniel, die einen desillusionierten Batman zu seinen Wurzeln zurückzubringen versuchen – und vielleicht für wieder eine neue Ära stehen?

Auch innerhalb der Geschichten findet sich regelmäßig Neues, angefangen mit der Einführung von Robin als Batmans Dialogpartner und einer kontinuierlichen Erweiterung der Bat-Familie (Batgirl, Huntress), über wechselnde mal mehr, mal weniger ernste Beziehungen, die sich überwiegend im Privatleben von Bruce Wayne (Vicky Vale, Silver St. Cloud) und seltener in dem von Batman (Talia al-Ghul, Catwoman) abspielen, bis hin zu Tragödien, die im Tod einer dem Titelhelden nahe stehenden Person gipfeln (Jason Todd, Damien Wayne), verursacht durch eine wachsende Schar von nicht läuterbaren Feinden, meist pathologischen Irren (Joker, Bane).

Da es Batmans großer Auftritt ist, vermisst man das Auftauchen anderer beliebter Heroen, ausgenommen Superman, mit dem es das erste Serien-Team-Up gegeben hatte.

Zweifellos wird so mancher Sammler die eine oder andere Story, die man als Meilenstein erachten kann, nicht vorfinden, dafür jedoch einige der kruden Abenteuer Batmans, die dem Comic Code geschuldet waren, welcher die Künstler zur Selbstkontrolle zwang, wollten sie ihre Werke nicht auf den Index gesetzt sehen. Fantastische, aber vor allem auch alltäglich-banale, eher humorige Themen bestimmten die damaligen Hefte und führten zu sinkenden Verkaufszahlen, bis die Autoren und Zeichner wieder mutiger wurden, in späteren Jahren sogar auf das Siegel verzichteten (mit Image als Vorreiter).

Es wäre müßig, an dieser Stelle eine kurze Inhaltsangabe zu einigen oder gar allen Storys zu geben, da man an der Oberfläche bleiben müsste, um nicht zu viel vorwegzunehmen. Der Sammler hat deutlich mehr Freude, wenn er mit diesem Band auf Zeitreise gehen und die vielen Facetten der „Batman“-Serien selbst entdecken darf. Zwischen die einzelnen Episoden sind ein- bis zweiseitige Hintergrundinformationen eingefügt worden, die sich äußerst interessant lesen und auf die jeweils folgende Story einstimmen.

Für Fans und Sammler ist die „Anthologie“ ein Muss, denn gewiss kennt man nicht jede der hier enthaltenen Geschichten, und der zeitliche Abriss ist besonders lesenswert.