Ivo Pala: Der Drache hinter dem Spiegel (Buch)

Ivo Pala
Der Drache hinter dem Spiegel
Titelbild und Illustrationen von Helmut Dohle
Sauerländer, 2014, Hardcover, 272 Seiten, 12,99 EUR, ISBN 978-3-7373-5101-0 (auch als eBook erhältlich)

Von Christel Scheja

Der 1966 im Rheingau geborene Ivo Pala arbeitet eigentlich in Berlin als Drehbuchautor für Film und Fernsehen, hat aber auch schon mehrere Romane veröffentlicht, unter anderem die „Elbenthal“-Saga, die ebenfalls bei Sauerländer erschien. Nun richtet er sich mit „Der Drache hinter dem Spiegel“ an ein jüngeres Publikum.

Der Haleysche Komet wirft im Jahr 1910 einen dunklen Schatten über Europa und nicht wenige Menschen machen sein Erscheinen für das vermehrte Auftreten von Krankheiten und Katastrophen verantwortlich. Doch wieviel wirklich daran ist, das vermag niemand zu sagen. Den fünf Geschwistern Florence, Herbert, Sophy, Diana und William ist das auch nicht wichtig. Weil ihre Mutter sich im Moment durch den schwerkranken Vater und die Arbeit nicht um sie kümmern kann, schickt sie die Kinder nach Schottland, wo sie eine Weile bei ihrem Großvater väterlicherseits leben sollen, den sie überhaupt nicht kennen.

Nach einer aufregenden Reise erreichen sie den Ort, an dem er leben soll und müssen feststellen, dass irgendetwas Unheimliches an ihm zu sein scheint, das auch die Einheimischen fürchten. Doch ihre eigene Angst verfliegt bald, als sie Finn O’Brian freundlich empfängt und liebevoll umsorgt, indem er ihnen ihre Herzenswünsche erfüllt.

Nur William bleibt vorsichtig und misstrauisch, schaut sich das alte Schloss genauer an, in dem der Großvater lebt, und entdeckt Überraschendes. Vor allem ein Drache, der in einem Spiegel im hintersten Winkel der Burg gefangen ist, warnt ihn vor dem alten Mann. Seine Argumente sind überzeugend.

William zieht seine Geschwister zu Rate, doch auch die wissen nicht, was sie tun sollen – denn nun wissen sie noch weniger, wem sie wirklich trauen können.

Kinder, die aus London fortgeschickt werden, weil die Eltern sich nicht mehr um sie kümmern können – erfahrenen Lesern dürfte das bekannt vorkommen. Tatsächlich wandelt Ivo Pala auf den Spuren englischer Kinderbuch-Klassiker wie „Die Chroniken von Narnia“ und „Die verbotene Tür“. Doch er kopiert diese Geschichten nicht einfach, sondern entwirft einen ganz eigenen magischen Kosmos, der zwar ebenfalls vertraute Wurzeln hat, aber einen eigenen Weg geht.

Die Geschichte ist einfach gestrickt, ebenso wie die Figuren; daran merkt man, dass sich der Band auch schon als Vorlesebuch für Kindergarten-Kinder eignet. Denn gerade für jüngere Leser und Zuhörer sind die Abenteuer noch sehr spannend und unterhaltsam und die magische Welt genau das, was sie sich manchmal erträumen mögen.

Freundlich und liebenswert, aber immer jugendgerecht führt der Autor durch seine Handlung, spielt mit dem ein oder anderen Klischee, legt aber auch sehr viel Wert auf das passende Ambiente. Die Figuren sind so weit ausgearbeitet, dass man Bindungen zu ihnen aufbauen und so mit ihnen mitfiebern kann. Spannung bleibt bis zum bitteren Ende erhalten, denn es gelingt Ivo Pala lange Zeit sehr gut, den Leser an der Nase herumzuführen. Auch vermeidet er die meisten der gängigen Klischees. Die Handlung bleibt zudem weitestgehend frei von Kitsch.

Heraus kommt ein Abenteuer für die ganze Familie, bei dem auch Erwachsene ihren Spaß haben können, wenn sie bereit sind, sich auf die Geschichte einzulassen.

„Der Drache hinter dem Spiegel“ ist daher eine klassische Fantasy-Geschichte für junge und junggebliebene Leser, die vor allem durch ihre spannende Handlung und die sympathischen Figuren vor einem angemessen ausgearbeiteten aber nicht zu überladenen magischen Ambiente punkten kann.