Storm 3: Das Wüstenvolk (Comic)

Das Wüstenvolk
(Storm: Het Volk van de Woestijn)
Text: Dick Matena
Artwork: Don Lawrence
Übersetzung: James ter Beek und Nikolaus Danner
Lettering: Delia Wüllner-Schulz
Splitter, 2008, Hardcover, 64 Seiten, 15,80 EUR, ISBN 978-3-940864-49-9

Von Frank Drehmel

Storm und Rothaar schleppen sich durch eine tödliche Wüste, die einst der Grund eines Meeres war und in der Riffformationen noch von der maritimen Vergangenheit zeugen.
Als sie Unterschlupf vor der glühende Sonne suchen, stößt ein schmächtiger Mann mit schwarzer Haut und schneeweißen Haaren zu ihnen, fleht sie um Hilfe an und bricht dann erschöpft zusammen. Kurz darauf tauchen die Verfolger des Fremdlings auf: kurios gekleidete Menschen, deren Waffen ihnen die psychische Macht über ihre Opfer verleihen. Als der Fremde und Storm unter den Bann der Jäger geraten, ergibt sich die einsichtige Rothaar freiwillig den Verfolgern, um schließlich zusammen mit den anderen beiden Gefangenen in ein großes Höhlensystem verschleppt zu werden.

Hier übt ein Mann namens Banjo, getrieben von der Gier nach Schätzen, eine harte Regentschaft über seinesgleichen und ein Heer von Sklaven aus. Doch dieser Herrscher ist nicht der eigentliche Drahtzieher; hinter dem Vorkommnis steckt ein Wissenschaftler – der Prov –, in dessem Auftrag Banjo Fremde jagen lässt, damit der skrupellose Forscher diese mittels eines von ihm erfundenen Apparates in jene dunkelhäutigen Menschen verwandelt, die als einzige in der Wüste überleben können.
Auch Storm droht dieses Los, doch dank Rothaars Eingreifen erlangt nicht nur er seine geistige Freiheit wieder, auch die ehemaligen Sklaven erheben sich gegen ihre Peiniger; und nun zeigt sich, dass ihr seltsames Äußeres, nicht das einzige Besondere an ihnen ist.

Nach Philip »Saul« Dunn und Martin Lodewijk stößt als Autor des dritten Albums Dick Matena zur Serie. Entgegen dem Motto »Neue Besen kehren gut« setzt er jedoch nicht auf neue Konzepte, sondern schreibt im Wesentlichen den inhaltlichen Ansatz Lodewijks fort.
»Das Volk der Wüste« setzt keinerlei Vorwissen voraus, sondern steht – wie Band 2 – quasi im kontextlosen Raum. Das, was für das Verständnis notwendig ist, wird in knappen Sätzen erläutert, wobei allerdings die zentrale Frage, warum Storm und Rothaar überhaupt durch die Wüste irren, unbeantwortet bleibt.
Matenas Grundplot, seine Prämissen, ähneln im Großen und Ganzen dem der Vorgängeralben: Storm und Rothaar müssen gegen einen machthungrigen, tyrannischen Herrscher bestehen, während die Technik jener Zeit dem Menschen grundsätzlich zum Schaden gereicht.
Der Unterschied von »Das Wüstenvolk« zu »Die tiefe Welt« und »Der letzte Kämpfer« liegt in den Details – beispielsweise der Transformation von Menschen in Übermenschen bei gleichzeitiger Versklavung durch die Technik – , die aus heutiger Sicht allerdings mit wenig Feingefühl inszeniert sind und schließlich auch anachronistisch wirken, was aber weniger Matenas Können als vielmehr dem Zeitdruck, unter dem er die Story zu entwerfen hatte, zuzuschreiben ist.
Und welche Rolle spielt schon eine etwas schwachbrüstige Geschichte, solange sie Lawrence Gelegenheit gibt, sein fantastisches Können unter Beweis zu stellen.

In künstlerischer Hinsicht ist auch der dritte Band rundum überzeugend: beeindruckende Landschaften, exotische Menschen in skurrilen Kostümen, ein malerischer Stil mit unvergleichlichem Mut zu expressiver Farbigkeit lassen das Herz jedes Fans postapokalyptischer Endzeitszenarien höher schlagen.

Ein Kunstdruck sowie ein 14-seitiger, illustrierter redaktioneller Teil mit weiteren Informationen zu Storms Entstehungsgeschichte ergänzen das 48-seitige Comic, wobei das Layout des redaktionellen Beitrags etwas »aufgepumpt« und unübersichtlich daher kommt

Fazit: Farbenfrohe Endzeit-SF machen auch diesen dritten Band der Storm-Reihe trotz der etwas dünnen Story zu einer Empfehlung nicht nur für bekennende Don-Lawrence-Fans.