Battle Royale 2 (Comic)

Koushun Takami & Masayuki Taguchi
Battle Royale 2
(Battle Royale, Vol. 4–6, 2000)
Aus dem Japanischen von Michael Ecke
Tokyopop, 2009, Paperback, 608 Seiten, 19,90 EUR, ISBN 978-3-86719-502-7

Von Christel Scheja

Seit Ende letzten Jahres erscheint der nach der Romanvorlage von Koushun Takami entstandene und von Masayuki Taguchi gezeichnete Manga »Battle Royale«, der seit dem Jahr 2000 im »Young Champion Magazin« des Verlages Akita Shoten erscheint und bisher in fünfzehn Sammelbänden zusammengefasst wurde. Jeweils drei davon erscheinen in einem voluminösen großformatigen Band.

In einem totalitären asiatischen Militärstaat, der eng an Japan angelehnt ist, hat man ein brutales Experiment ersonnen, in dem man feststellen will, wie weit auch schon junge Menschen bereit sind zu gehen, wenn sie überleben wollen. Für die »Battle Royale« werden nach dem Zufallsprinzip Klassen aus dem obersten Jahr der Mittelschule ausgewählt und auf eine abgelegene, Kamera überwachte Insel verschleppt.
Dort hält man sie dazu an, sich gegenseitig auszulöschen, denn nur einer darf die Insel wieder verlassen – der Sieger, der alle anderen umgebracht hat. Damit keiner auf die Idee kommt, sich zu weigern, tragen alle ein Halsband mit Sprengstoff, der ferngezündet werden kann.
Schon gut einen Tag sind die Schüler auf der Insel, und die Spreu hat sich schnell vom Weizen getrennt. Dabei hat sich gezeigt, dass so mancher unterschätzte Schüler plötzlich ungeahnte Seiten entwickelt, und andere, die bisher immer stark erschienen, eigentlich sehr schwach sind. Bei solchen wie Kazuo Kiriyama bestätigt sich, dass sie kalt und grausam kalkulierende Psychopathen sind, was er auch diesmal wieder deutlich unter Beweis stellt.
Nur wenige bewahren sich ihre Menschlichkeit und versuchen, Verbündete zu finden. Zu ihnen gehört Shuya, der sich mit der hübschen Noriko und den Vorjahressieger Shogo verbündet hat. Dieser kennt schon viele Tricks und Schlichen – aber sagt er wirklich in allem die Wahrheit? Oder ist seine Hilfsbereitschaft nur Fassade? Wartet er gar nur auf einen günstigen Augenblick, um zu betrügen?
Ein anderer versucht durch einen gezielten Schlag, das System auszuschalten, um alle zu retten, und geht dabei wie ein erfahrener Rebell und Guerilla vor. Allerdings hat er einen schwachen und hilflosen Freund, der durchaus zu einer Schwachstelle in seinen Plänen werden könnte. Doch noch immer erscheint die Lage völlig aussichtslos, denn das Netz zieht sich durch verbotene Zonen immer enger zu – und einige haben längst die Grenze zum Wahnsinn überschritten, so dass weitere Schüler sterben.

Was ist, wenn eines Tages alle moralischen Grenzen fallen, wenn ganz normale Menschen dazu gezwungen werden, ihren Überlebenswillen anzuschalten, moralische Bedenken weg zu werfen und das schlummernde Raubtier in sich frei zu lassen? Ist »Battle Royale« in diesem Sinne wirklich so abwegig? Der Manga setzt entsprechende Überlegungen drastisch um, denn die realistischen Zeichnungen von Masayuki Taguchi zeigen die Auswirkungen von Gewalt und Grausamkeit sehr deutlich: Blut spritzt und fließt, Schädeldecken oder Hälse werden weggesprengt und Körper von Kugeln durchsiebt.
Wieder werden einige der Schüler, die bisher noch nicht beachtet wurden, in ihrem früheren Umfeld gezeigt, damit man erkennen kann, was der Kampf bereits aus ihnen gemacht hat. Wie immer ist interessant, wie die einzelnen Mädchen und Jungen damit umgehen – aber der Verlauf der Geschichte ist auch nach den insgesamt sechs ersten Bänden noch nicht voraus zu sagen.
Trotz allem Realismus kann der Manga allerdings auch nicht verleugnen, dass er in erster Linie unterhalten und nicht unbedingt Gesellschaftskritik üben will.
Der zweite Sammelband richtet sich ebenfalls an ein erwachsenes Publikum, das mit den brutalen Gewaltdarstellungen keine Probleme hat und sich auch sonst nicht von dem äußerst derben Verhalten einiger Figuren verstören lässt.

Alles in allem beginnt »Battle Royale« bereits im zweiten Sammelband zu verflachen, da sich die Geschichte im Kreis dreht und die Gewaltexzesse voller menschenverachtender Grausamkeit und Perversität immer mehr in gängige Klischees abgleiten und nur noch zum Selbstzweck zu dienen scheinen.