Die neuen X-Men 10 (Comic)

Jason Aaron, Brian Michael Bendis, Brian Wood
Die neuen X-Men 10: Battle of the Atom 3
(Wolverine & The X-Men 36, All New X-Men 17, X-Men 6: Battle of the Atom, Chapter 5-7, 2013)
Aus dem Amerikanischen von Jürgen Petz
Titelillustration von Arthur Adams
Zeichnungen von Giuseppe Camuncoli, Stuart Immonen, David López u.a.
Panini, 2014, Heft, 76 Seiten, 4,99 EUR

Von Irene Salzmann

Dass Beast Hank McCoy die ersten und noch jungen fünf X-Men in die Gegenwart holte, rief nicht allein bei seinen Kameraden und anderen Gruppierungen Besorgnis hervor, weil ein solch gravierender Eingriff in die Zeit verheerende Folgen nach sich ziehen könnte. Nun sind sogar X-Men aus der Zukunft eingetroffen, die die sofortige Rückkehr der Gäste verlangen, da, wie sie behaupten, ihr Aufenthalt alles nur noch schlimmer macht und zum Ende aller Mutanten führen wird.

Marvel Girl Jean Grey und Cyclops Scott Summers sind nicht gewillt, den älteren Alter Egos und Nachkommen ihrer selbst und ihrer Freunde sowie völlig Unbekannten blindlings zu vertrauen. Hinzu kommt, dass Jean um ihr tragisches Schicksal weiß und es verhindern möchte. Das kann sie aber nur, wenn sie in der Gegenwart bleibt, dessen ist sie sich sicher.

Während die Teams von Wolverine James Howlett und des erwachsenen Cyclops’ miteinander und den X-Men aus der Zukunft über Verbleib und Rückkehr der Besucher verhandeln, nimmt Magik Illyana Rasputin die jungen Versionen von Beast und Iceman Bobby Drake mit in jene Zukunft, wo sie einen Vorgeschmack auf das erhalten, was voraussichtlich passieren kann, wenn das Experiment nicht rückgängig gemacht wird.

Aber ganz so einfach ist die Antwort, nach der alle suchen, doch nicht: Ein anderes X-Men-Team der Zukunft erzählt Magik und ihren Begleitern eine abweichend Geschichte, die daran zweifeln lässt, dass der anderen Gruppe zu trauen ist…

Das Crossover „Battle of the Atom” wird immer verwirrender. Zwar hängen sich die Autoren endlich an der Problematik der Zeitparadoxa auf, aber nicht auf die Art und Weise, wie man es erwartet hätte. Stattdessen wird eine Zukunft beschrieben, die aus dem Verbleib der jungen X-Men resultiert, doch man erfährt nicht, wie es dazu kam und was genau eigentlich geschehen ist. Zwar scheint Jean den Gedanken ihres älteren Selbst so Einiges entnehmen zu können, aber auch ihre Erkenntnisse bleiben im Dunkeln.

Tatsächlich muss man sich wundern, warum Jean, nachdem sie schon zur ‚besonderen Alleskönnerin‘ stilisiert wurde, die Wahrheit nicht früher entdeckt – das bleibt ihrer Tochter aus einer Alternativwelt, Phoenix Rachel Grey – überlassen. Anders als in den alten „X-Men“-Heften entfaltet Jean hier ihre Fähigkeiten nicht nach und nach, sondern fast explosionsartig. Sie ist in ihren Disziplinen Telepathie und Telekinese anderen sehr schnell und weit überlegen und kann mit Leichtigkeit erfahreneren Mutanten (Emma Frost, Stepford Cuckoos, der erwachsenen Jean und so weiter) Widerstand leisten. Das ist schon ein bisschen zu viel des Guten, aber der Charakter schien schon immer ein Liebling der Autoren und Zeichner und damit voller Superlative zu sein.

Erneut endet der Band, der trotz dreier Zeichner sehr homogen wirkt und keine Stilbrüche aufweist, mit einem Cliffhanger, der erforderlich macht, auch den Abschlussband zu kaufen. Vielleicht werden in „Die neuen X-Men“ 11 wenigstens einige der wichtigen Fragen beantwortet, die jeden Leser nach der Lektüre des vorliegenden Heftes zweifellos bewegen dürften.