Die Farbe des Windes 1 (Comic)

Die Farbe des Windes 1
(The Colors of the Wind, Vol. 1, Korea/Japan, 2014)
Autor: Jae Ah
Zeichnungen: Gwang-Mook Lim
Idee: Jae-Young Kwak
Aus dem Koreanischen von Suchin Hong und Benjamin Neuss
Tokyopop, 2014, Paperback, 192 Seiten, 14,00 EUR, ISBN 978-38420-0870-0

Von Christel Scheja

Nach „Westwood Vibrato“ erscheint nun auch „Die Farbe des Windes“ nach der Veröffentlichung als kostenloser Webcomic auf den Seiten von Tokyopop als Taschenbuch, natürlich auch wieder vollfarbig und im Überformat. Erneut erweist sich der Titel als Arbeit koreanischer Künstler, die auf dem japanischen Markt Fuß fassen wollen.

Jun-Seok ist Koreaner der dritten Generation. Er lebt zwar in Japan und hat auch einen entsprechenden Namen, benutzt aber lieber den seiner Geburt, weil er sich mit der Heimat viel verbundener fühlt. Das hindert ihn nicht daran, Freundschaft mit einem Mädchen namens Yuri zu schließen. Kennengelernt hat er sie in der Bahn und dabei erst keinen guten Eindruck von ihr bekommen, aber spätere Begegnungen haben seine Meinung geändert. Nach einem Jahr tauschen sie sogar als Paar intime Zärtlichkeiten aus, doch dann kommt der Schlag: Yuri nimmt sich überraschend das Leben.

Der junge Mann ist am Boden zerstört, versteht er doch nicht, warum sie das getan hat. Schließlich erinnert er sich an eine Äußerung von Yuri, dass es auf Hokkaido ein Mädchen geben soll, das genau so aussieht wie sie und Aya heißt. Tatsächlich hat diese bei einer Show des „Zauberers des Lichts“, dem sie bei seinen Auftritten assistiert, eine Erscheinung von Yuri. Und so ist sie nicht ganz davon überrascht, als Jun-Seok eines Tages bei ihr auftaucht.

Es scheint, als würden sich ruhig erzählte Titel mit einem Hauch von Magie und Geheimnis am Besten als Webcomic eigenen. Denn auch „Die Farbe des Windes“ verzichtet auf Action, setzt dafür lieber auf ruhige Momente und eindringliche Szenen, in denen sich eher die Psyche der Helden widerspiegelt als die Geschehnisse in der Außenwelt.

Was zunächst nur wieder wie eine bittersüße Romanze erscheint und sich mit dem Leid und der Trauer des zurückgebliebenen jungen Mannes, beschäftigt, entwickelt sich schon bald zu einem mysteriösen Spiel, bei dem nicht so ganz klar wird, wie die beiden Mädchen eigentlich miteinander verbunden sind. Auch der „Zauberer des Lichts“ scheint dabei mehr als eine Nebenfigur zu sein und wichtige handlungstragende Elemente einzubringen, die die Geschichte vorantreiben, gleichzeitig aber auch das Rätsel größer machen.

Letztendlich muss man sich für die einzelnen Kapitel Zeit nehmen, denn viele Details wirken erst beim langsamen Lesen und Genießen. Heraus kommt so der Auftakt einer vielleicht sehr leisen, aber auch anspruchsvollen Saga.

„Die Farbe des Windes“ mag ja eher ruhig erzählt werden, die Atmosphäre und Spannung des Mangas liegen aber in den vielen Details und unausgesprochenen Andeutungen. Das macht den ersten Band der Saga zu einem Leseerlebnis, für das man sich ruhig mehr Zeit nehmen sollte, um alles zu entdecken, was ihn ausmacht.