Markus Heitz: Exkarnation – Krieg der alten Seelen (Buch)

Markus Heitz
Exkarnation – Krieg der alten Seelen
Titelillustration von Paul Knight
Knaur, 2014, Paperback mit Klappenbroschur, 604 Seiten, 14,99 EUR, ISBN 978-3-426-51623-2 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Claire hat in Halle an der Saale ihr Glück gefunden. Hierher ist die gebürtige Irin ihrer Liebe gefolgt, hat eine Familie gegründet und sich mit einem Irischen Café eine Existenz aufgebaut. Umso schockierender, dass sie auf offener Straße ermordet wird, ihr Mann mit zwei Schüssen noch vor ihren sterbenden Augen regelrecht hingerichtet wird. Eigentlich stände nun das komplette Programm an: Sie sieht ihren eigenen, malträtierten Körper unter sich liegen, nun sollte sich der Tunnel in ein wie auch immer geartetes Nachleben öffnen, doch Claire ist nicht bereit zu gehen. Verbissen klammert sie sich an ihr Dasein, will Aufklärung über das ihr unbegreifliche Verbrechen und Rache.

Da kommt es gut, dass eine Forscherin gerade in den Suizid getrieben wurde, um deren Körper für eine wandelnde Seele „freizumachen“. Flux, bevor die Seelenwanderin, die den Körper eigentlich besetzen wollte, in den Leib schlüpft, drängelt Claire sich vor und wacht im Notarztwagen auf. Dass ihre Pfleger und Ärzte allerdings alle schwer bewaffnet sind, kommt der verwirrten Seele in einem unbekannten Körper dann doch recht merkwürdig vor.

Erst nach und nach wird sie in die Geheimnisse eingeweiht. Die skrupellosen Seelenwanderer treiben unschuldige Opfer, deren Körper und Leben sie übernehmen wollen, in den Selbstmord, schlüpfen dann in den freien Körper, der mit modernster Medizin wieder zu neuem Leben erweckt wird. So nebenbei erhalten sie durch die Wanderung noch besondere Kräfte; je öfter sie ihr Seelenheim wechseln, desto mehr Gaben sammeln sie an.

Den machtbesessenen Seelenwanderern steht eine Organisation entgegen, die versucht, die Usurpatoren fremder Leiber an ihrem Treiben zu hindern und endgültig zu vernichten. Claire wird in diesen Konflikt hineingezogen, obwohl es ihr eigentlich nur darum geht, ihre Familie – die alte wie die neue – zu schützen. Wem kann sie trauen, gibt es in diesem immerwährenden Kampf überhaupt Unschuldige?

Markus Heitz’ Karriere fußt auf zwei großen Säulen, denen er immer einmal wieder Ausflüge in andere Sub-Genres hinzufügt. Seine Fantasy-Romane um Zwerge und Albae (bei Piper) haben ihm lahrelang das höchste Treppchen beim Deutschen Phantastik Preis garantiert, seine Urban-Fantasy-Thriller bei Knaur bieten und boten packende Action pur.

Neben der rasanten, knallharten Action, die diese Romane bieten, gelang es dem Autor immer wieder, diese über handelnde Personen miteinander zu verzahnen. Vorliegend ist dies nicht anders. Nach einem furiosen Auftakt mit der Ermordung zweier Unschuldiger offenbaren sich in zwei großen, alternierenden Handlungssträngen jede Menge Geheimnisse. Es gibt ein Wiedersehen mit Eric und Sia, jede Menge Schießereien, Explosionen und Intrigen. Das erinnert in seiner Ausführung an beliebte Action-Blockbuster à la James Bond, nur eben mit übernatürlichen Beigaben.

Der Roman ist, ganz Heitz-typisch, auf den Punkt geschrieben. Im Vordergrund steht ganz der packende Plot, hinter der eine glaubwürdige Charakterzeichnung zurückstehen muss. Oft sind die Figuren stereotyp dargestellt, lassen eine glaubwürdige Motivation vermissen. Das heißt nun aber ausdrücklich nicht, dass der Roman seine Leser nicht an die Seiten fesseln würde. Was Markus Heitz hier offeriert, ist bestes, großes Kopfkino mit jeder Menge packender Action, das sich bestens in die Bestsellerlisten wird einreihen können.