Professor Zamorra 33: Krieg der Amulette, Christian Schwarz (Buch)

Professor Zamorra 33
Christian Schwarz
Krieg der Amulette
Titelillustration von Sandobal
Zaubermond, 2010, Hardcover, 256 Seiten, 14,95 EUR

Von Carsten Kuhr

Prag, die alte Königstadt an der Moldau. Hier, inmitten der geschichtsträchtigen Mauern, wurden und werden die Verstorbenen zur letzten Ruhe gebettet. Was keiner weiß, tief unter den beiden jüdischen Friedhöfen verlaufen Gänge. In dem weitverzweigten Gangsystem tummelt sich allerlei Getier. Ratten, Mäuse aber auch größere, gefährlichere Nager – sie ahnen es schon, die Rede ist von Ghulen.

Vor 47 Jahren hat bereits einmal die Geißel der Totenfresser die Stadt heimgesucht. Ihr Anführer, Dragur, gelüstete es damals nicht nur, über die Mitglieder der Schwarzen Familie der Stadt zu herrschen, sondern auch die weltliche Macht an sich zu reißen. Seine Kandidatur zum Bürgermeister aber wurde von einem russischen Dämonenjäger vereitelt. Damals schwor er seinem Gegenkandidaten grausame Rache. Nun, drei Generationen später, soll sein Fluch Jarmila, die Enkelin, treffen. Ihr erstgeborenes Kind soll zu einem Dämon gewandelt werden. Die Entführung der jungen Frau sorgt für Schlagzeilen. Auch Zamorra eilt an die Moldau, um das Geschehen zu untersuchen. Dass er dabei in eine sorgfältig vorbereitete Falle tappt, die ihm Merlins Stern, das siebte von Merlin geschaffene Amulett kosten soll, ahnt er noch nicht.

In einem zweiten Handlungsstrang erfahren wir, wie Merlin, damals noch in Diensten der Schwarzen Familie, die ersten sechs Amulette schuf, von seinem Bruder Asmodis als Höllenfürst abgesetzt wurde und schließlich mit seinem Streiter Zamorra an seiner Seite aus einer entarteten Sonne seinen Stern schuf. Doch nun sieht es so aus, als ob ein Krieg der Amulette ausbrechen würde …

Christian Schwarz nimmt sich eines Themas an, das in der Heftreihe ein wenig unterging. Es geht um die Historie der Amulette, um die Hintergründe für den Wechsel Merlins auf Seiten des Guten und den Kampf Shironas, der personifizierten Macht des sechsten Amuletts, gegen Taran, der dem siebten Amulett entsprang. Verpackt hat Schwarz dies in eine kurzweilig aufgezogene Ghulheimsuchung Prags. Das nimmt viele lose Ende aus der Hafthandlung auf, bringt diese in einen logischen Zusammenhang und erklärt so manche offene Frage.

Dennoch konnte mich der vorliegende Roman nicht ganz überzeugen. Christan Schwarz hat schon vorzügliche Titel im "Zamorra"-Universum vorgelegt. Ich erinnere hier nur exemplarisch an seinen im alten Ägypten angesiedelten Beitrag ("Die Quelle des Todes"), in dem er atmosphärisch dicht und packend zu begeistern wusste. Dieses Mal aber wendet er sich zum einen Themata zu, die für "Zamorra"-Puristen interessant sind, für Gelegenheitsleser und Gruselliebhaber aber zu verschachtelt aufgebaut wurden und viel zu viele Ansätze und Referenzen aufgreifen. Dazu kommt, dass Schwarz dieses Mal insbesondere in den Dialogen versucht, sich gewollt salopp auszudrücken. Das wirkt so manches Mal in der jeweiligen Situation unpassend, das stört letztlich den Lesefluss.

Fans, die jede Wendung der Ereignisse minutiös nachverfolgen, die über offene Fragen grübeln, werden ihre wahre Freude an dem Buch haben. Für Leser, die ab und an ein Gruselabenteuer goutieren aber, ist der Roman zu kompliziert aufgebaut, setzt zu viel Wissen über die Heftserie voraus, als dass sie hier wirklich gut unterhalten würden.