phantastisch! Ausgabe 55 (Magazin)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 31. Juli 2014 10:24

phantastisch! Ausgabe 55
Titelbild: Volkan Baga
Atlantis, 2014, Magazin, 69 Seiten, 5,30 EUR (auch digital erhältlich)
Von Christel Scheja
Die „phantastisch!“ folgt nur selten aktuellen Trends, sondern setzt lieber auf eine bunte Mischung aus Themen, die den jeweiligen Redakteuren und Gastautoren am Herzen liegen. Das merkt man auch der aktuellen Sommer-Ausgabe an. Die 55. Ausgabe will sich auch nicht wieder auf ein Genre festlegen lassen.
Bei den Interviews äußert sich unter anderem Sascha Mamczak zum Thema Verlage und stellt dabei fest „Büchermachen ist eine gesellschaftliche Nische.“ Christian Endres interviewt einen der Macher von „Constantine“ und Carsten Kuhr den deutschen Autor Andreas Suchanek.
„Science Fiction und Fantasy: Ein Buchmarkt im Wandel“ beschäftigt sich sehr ausführlich mit der Stellung der phantastischen Genres in der Buchszene und macht dabei auf interessante und auch besorgniserregende Entwicklungen aufmerksam. Christian Hoffmann stellt den Autor Charles L. Harness ausführlich vor, „Phantastik-Autoren und Social Media“ beschäftigt sich mit der Frage, wie wichtig es ist – oder auch nicht – in sozialen Netzwerken aktiv zu sein, wenn man selbst Romane schreibt. Rüdiger Schäfer beschäftigt sich ebenso ausführlich mit dem Wandel der Sprache in „Deutschstunde“.
Dies sind nur einige der Artikel, die sich diesmal vor allem einzelnen literarischen Werken widmen, ergänzend zu den üblichen Rezensionen und Neuigkeiten. Die Kurzgeschichte stammt diesmal von Kij Johnson die mit ihrem skurrilen und bösen Blick auf „Ponys“ nicht nur kleine Mädchen zu verstören weiß.
Wie immer zeichnen sich die Artikel in der „phantastisch!“ vor allem durch die Begeisterung der Autoren für ihr Thema und entsprechende Recherchen aus. Jeder weiß genau, worüber er schreibt und was er dem Leser vermitteln will und arbeitet nicht nur einen Auftrag ab, der gerade zum Thema passt.
Highlight der Ausgabe ist diesmal der Blick auf den Buchmarkt, listet er doch nicht nur Statistiken auf, die belegen, dass gerade die großen Verlage ihre Angebote zurück geschraubt haben, erlaubt er doch auch einen interessanten Blick hinter die Kulissen und macht nachdenklich, auch wenn er natürlich keine Lösungsansätze finden kann.
Dass deutsche Autoren in den letzten Jahren vermehrt gefördert werden ist tatsächlich in erster Linie eine ökonomische Frage, auch wenn es eigentlich nur einige wenige wirklich geschafft haben, sich zu etablieren, und das nur in einer bestimmten Nische des Buchmarktes. Dazu passt dann auch das Interview mit Sascha Mamczak.
Amüsant wird es in „Fotomodels leben gefährlich“ – einem der wenigen Artikel, die sich mit Filmen beschäftigen und eines bewusst machen: dass gerade in Horror-Filmen vor allem ein Berufsstand sehr schnell ins Hintertreffen gerät – Fotomodels sehen immer gut aus und bringen neben Sex auch viel Spaß in die Filme, vor allem wenn es darum geht, sie vom Leben zum Tod zu befördern.
Auch die Werke und Autoren, die vorgestellt werden, sind der breiten Masse eher unbekannt und beschäftigen sich mit Facetten der phantastischen Genres, auf die man sich allerdings schon einlassen sollte.
Alles in allem bleibt auch die 55. Ausgabe der „phantastisch!“ ihrem Anspruch treu, sich abseits vom Mainstream zu bewegen und vor allem die Leser zufrieden zu stellen, die nach außergewöhnlichem Futter suchen und sich nicht nur von der Massenware abspeisen lassen wollen.