Phase X – Das Magazin für Phantastik 9 (Magazin)

Phase X – Das Magazin für Phantastik 8
Chefredaktion: Ulrich Blode
Titelbild: Chris Schlicht
Atlantis, 2011, Paperback, 88 Seiten, 6,90 EUR, ISBN 978-3-86402-049-0

Von Armin Möhle

„Phase X“ 9 bietet Artikel und Kurzgeschichten zum Thema „Mobile Phantasien“ an.

Christel Scheja stellt den mittlerweile achtzehnbändigen „Drachenreiter“-Zyklus der US-amerikanischen Autorin Anne McCaffrey vor. Der Faszination ihrer „Drachenreiter von Pern“ sind nicht wenige Leser erlegen. Christel Scheja arbeitet zutreffend heraus, dass McCaffrey mit ihrem Zyklus etwas Einmaliges geschaffen hat. Andererseits ist der „Drachenreiter“-Zyklus auch ein Beispiel dafür, wie eine ursprünglich interessante Idee unendlich ausgewalzt wird und ihren Reiz verliert: So habe ich die Lektüre der „Drachenreiter“-Romane nach dem achten Band eingestellt und die Bücher anschließend verkauft.

Alastair Reynolds bespricht den Film „Die phantastische Reise“ (1966); ihm gelingt es, dem Leser seine Begeisterung für den Streifen ambivalent zu vermitteln.

Mit dem klassischen Fortbewegungsmittel in der Science Fiction, dem Raumschiff, setzen sich Simon Spiegel und Christel Scheja auseinander. Ersterer berichtet über „Fliegende Attraktionen – Zur Funktion des Raumschiffs im Science Fiction-Film“, während sich Christel mit „Hyperraum, Wurmloch oder FTL – Reisen durchs All im Wandel der Zeiten“ befasst. Beide Artikel beschäftigen sich mit der Film-SF (die „PR“-Serie wird nur gestreift). Simon Spiegel konzentriert sich auf die Darstellung von Raumschiffen in (überwiegend) älteren SF-Filmen, in denen die Effekte, mit der ein Raumschiffflug dargestellt wird, im Vordergrund stehen. Christel Scheja stellt dagegen die Konzepte für den überlichtschnellen Raumflug vor, die populären SF-TV-Serien zugrunde liegen.

Im Sinne des Wortes bodenständiger gibt sich der Artikel „‚A Transatlantic Tunnel, hurrah!‛ – Langstreckentunnel in der Science Fiction“ von Ralf Bülow, mit dem vor allem Darstellungen des Baus von transatlantischen Tunneln gemeint sind. Die bekanntesten Romane, die sich damit beschäftigen, sind wohl „Der Tunnel“ von Bernhard Kellermann (u. a. Das Beste GmbH, 1987) und „Der große Tunnel“ von Harry Harrison (Goldmann, 1973/1979). Es überrascht, wie viele weitere Autoren das Thema ebenfalls aufgegriffen haben, überwiegend in Kurzgeschichten.

Den fünf Artikeln in dieser Ausgabe stehen genauso viele Storys gegenüber.

„Im Angesicht Gottes fliegen“ von Nina Allan ist eine eindringliche, atmosphärisch dichte Kurzgeschichte, die die letzten Tage schildert, die eine physisch veränderte Raumfahrerin auf der Erde verbringt. „Wie ich einen Tunnel baute“ von Inge Ranz greift ein anderes Thema auf: Zwei Nachbargrundstücke sollen durch einen – na?! – Tunnel verbunden werden, damit sich Frau Nachbarin und Herr Nachbar zukünftig ungestört besuchen können. Die Story ist gespickt mit amüsanten und skurrilen Details, in denen sich der Plot zum Ende hin leider verliert. „Hübsch eingepackt“ ist die letzte Story des US-amerikanischen Autors E. C. Tubb, die in „Phase X“ 9 in deutscher Erstveröffentlichung erscheint. Okay, es gibt durchaus Bewegung in ihr: Der undurchsichtige Nachbar der Protagonistin lässt sich von einer Partneragentur Frauen vermitteln, die nach einem kurzen Besuch bei ihm davon fahren und danach verschwinden. Und irgendwo muss auch der Nachbar in sein Haus gelangt sein.
Zwei klassische Kurzgeschichten beschließen die Ausgabe. In „Eine andere Welt – Kapitel XX. Aerostatische Lokomotiven“ von Grandville (deutsche Erstveröffentlichung 1847!) probiert der Protagonist verschiedene ungewöhnliche Transportmethoden aus (die sich aus den Umständen seiner Zeit ergeben, natürlich). Der Test ist mit schönen, passenden Illustrationen versehen.
„Die entflohene Blume – Eine Geschichte von Mars“ stammt von Kurd Lasswitz (Erstveröffentlichung 1910). Zwei Kinder jagen der im Titel genannten Pflanze nach und erleben eine (für sie pädagogisch wertvolle…) Überraschung.

„Phase X“ 9 ist eine interessante Lektüre. Über den Zusammenhang von „Hübsch eingepackt“ mit „Mobilen Phantasien“ lässt sich diskutieren. Der eine oder der andere Artikel mehr wäre wünschenswert gewesen, vielleicht nicht nur über Bewegungen im Raum, sondern auch in der Zeit – aber das wäre bereits ein Thema für eine weitere „Phase X“-Ausgabe!