Ghosted 1: Ein gespenstischer Coup (Comic)

Joshua Williamson
Ghosted 1
Ein gespenstischer Coup
(Ghosted 1-5, 2013)
Aus dem Amerikanischen von Claudia Fliege
Titelillustration von Sean Phillips
Zeichnungen von Goran Sudzuka
Panini, 2014, Paperback mit Klappenbroschur, 148 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-3-86201-848-2 (auch als Hardcover erhältlich, 29,00 EUR)

Von Christel Scheja

Heutzutage gibt es keine klare Trennung mehr zwischen den Genres, das haben auch Krimi und Thriller zu spüren bekommen. Gerade in Romanen und Comics sind den Machern keine Grenzen gesetzt, wie „Ghosted“, die neue Reihe von Joshua Williamson und Goran Sudzuka beweist.

Jackson T. Winters ist ein Meisterdieb – oder war es zumindest, bis er durch einen dummen Fehler geschnappt wurde und hinter Gittern landete. Er versucht, das Beste aus seiner Lage zu machen und ergreift natürlich die erste Gelegenheit, die sich ihm bietet, auch wenn ein anderer die Entscheidung für ihn trifft.

Der reiche Kunstsammler Markus Schrecken lässt Jackson Winters aus dem Hochsicherheitstrakt befreien. Er macht dem perplexen Verbrecher ein ganz besonderes Angebot: Mit einer Gruppe von Spezialisten soll er in eine alte Villa einbrechen, die kurz davor steht, abgerissen zu werden – um einen Geist einzufangen. Der alte Mann will diesen seiner ganz besonderen Sammlung des Schreckens hinzufügen. Die Belohnung ist verlockend genug, um zuzusagen, und so lernt Winters schon bald seine Mitstreiter kennen, die wie er alle mehr oder weniger Dreck am Stecken haben, aber dafür auch keine Skrupel kennen.

Keiner hat Angst vor dem, was ihn erwartet, auch wenn die Geschichten und Gerüchte über das Haus nicht gerade angenehm klingen. Aber da sie sich für abgebrüht genug halten, sind sie gerne dazu bereit, sich den Schatten der Vergangenheit zu stellen, die schon zu Lebzeiten ihre Grausamkeiten auslebten. Jedoch haben sie das wahre Ausmaß der Gefahr völlig unterschätzt.

„Ein gespenstischer Coup“ ist der Auftakt einer ganzen Reihe von Geschichten um Jackson T. Winters, der vielleicht bisher nicht an Geister und Dämonen glauben wollte, nun aber seine Feuertaufe besteht und Geschmack daran findet.

Die Geschichte ist sehr bodenständig und klassisch, beginnt als knallharter Thriller mit Elementen aus dem Genre des Crime Noir, um dann nach und nach immer tiefer in die Gestade des Horrors abzugleiten. Erfahrene Leser, die sich sicher in der Phantastik bewegen, werden natürlich die gängigen Klischees wiedererkennen – aber auch angenehm davon überrascht sein, wie gekonnt Autor und Künstler mit diesen Spielen. Mehr als einmal wird man in die Irre geführt und auch der Hintergrund entfaltet sich erst langsam.

Die Figuren haben alle ihre Ecken, Kanten und Geheimnisse, so dass man ihr Verhalten nicht unbedingt sofort einschätzen kann. Auch das sorgt für die entsprechende Spannung und Lesegenuss.

Die Zeichnungen verbreiten die passende Atmosphäre, sie sind nüchtern und realistisch, aber auch bodenständig, bieten gelegentlich interessante Details und geben der Geschichte den richtigen inhaltlichen Kick. Alles in allem wird man von Anfang bis Ende gut unterhalten, auch wenn man das ein oder andere Handlungsmuster früh durchschauen mag, Aber das tut dem Gesamteindruck keinen Abbruch.

„Ein gespenstischer Coup“, der erste Band aus der Reihe „Ghosted“, dürfte vor allem den Fans kerniger und realistisch wirkender Mystery-Thriller gefallen, die Action und Horror-Effekte im Stil der Pulp- und Heftchen-Romane lieben, es aber auch schätzen, wenn die Künstler mit den Klischees so gekonnt zu spielen verstehen wie hier.