Doctor Who: 11 Doktoren – 11 Geschichten (Buch)

Eoin Colfer, Richelle Mead, Neil Gaiman und andere
Doctor Who: 11 Doktoren – 11 Geschichten
Übersetzung von Susanne Döpke, Christian Humberg, Claudia Kern, Annika Klüver, Stefanie Pannen und Wibke Sawatzki
Cross Cult, 2014, Taschenbuch, 518 Seiten, 16,80 EUR, ISBN 978-3-86425-312-6 (auch als eBook erhältlich)

Von Christel Scheja

Im Jubiläumsjahr der britischen Kultserie „Doctor Who“ erschien neben den Neuauflagen alter Romane auch eine Menge von neuem Material, wie etwa die hier vorliegende Anthologie „11 Doktoren – 11 Geschichten“, zu der Eoin Colfer, Michael Scott, Markus Sedgwick, Philip Reeve, Patrick Ness, Richelle Mead, Malorie Blackman, Alex Scarrow, Charlie Higson, Derek Landy und Neil Gaiman Geschichten zusteuerten, Autoren, die auch zum größten Teil in Deutschland durch eigene Werke bekannt wurden.

Chronologisch geordnet werden kleine Abenteuer aus dem Leben der Doktoren erzählt, teilweise mit ihren bekannten Begleitern an der Seite, oftmals aber auch alleine. Eoin Colfer nimmt sich der ersten Inkarnation des Timelords an, der sich im viktorianischen London nicht nur eine neue Hand besorgen, sondern auch mit außerirdischen Piraten herumschlagen muss.

Während es den zweiten Doktor in „Die Namenlose Stadt“ verschlägt, wo er sich gleich mit Lovecraft’schen Schrecken herumschlagen muss, ärgert sich der dritte mit dem heiß begehrten Speer des Schicksals herum, der über große magische Macht verfügen soll – oder steckt einfach nur etwas anderes dahinter? „Die Wurzeln des Bösen“ und „Böse Zungen“ machen den nächsten Inkarnationen des Doktors zu schaffen, während „Etwas Geliehenes“ von Richelle Mead ganz aus der Sicht von Teagan erzählt wird, die Hochzeitsbräuche einer fremden Welt kennenlernt, während sich der Timelord mit einer nur allzu bekannten Dame herumschlagen muss.

„Wellen am Strand“ bedeuten nicht gerade entspannenden Urlaub für den siebten Doktor und Ace, während sein Nachfolger sich darum kümmert, dass sich eine außerirdische Spore, die sein Volk bereits kennt, nicht noch weiter ausbreiten kann, auch wenn er dabei all seine Überredungskunst aufbringen kann. Auch die letzten drei Inkarnationen des Doktors haben reichlich zu tun, um Gefahren auszuschalten und werden mal mehr, mal weniger von neuen und alten Begleitern dabei unterstützt. Aber egal wann und wo, eines gilt immer: Die Probleme löst der Timelord immer mit Witz und Verstand, der Einsatz von Waffen kommt für ihn nicht in Frage. Und wenn es einmal nötig ist, ein wenig Gewalt auszuüben, hat er Leute dabei, die das für ihn übernehmen.

Die Sammlung schlägt eine Brücke zwischen der Ära, die heute gerne auch „Classic Who“ genannt wird, und die moderne „New Who“-Serie, und führt so auch den deutschen Lesern vor Augen, dass es mehr gibt als nur den neunten bis elften Doktor, die heutzutage die Fernseher unsicher machen.

Die Geschichten sind alle so gehalten, dass man sie auch verstehen kann, ohne die Inkarnationen zu kennen. Aber man erhält einen Vorgeschmack auf das, was einen erwartet, wenn man sich doch dazu entschließt, in die alten Folgen zu schnuppern, derer man im Internet oder auf DVD habhaft werden kann.

Die Autoren schaffen es allesamt ganz gut, die besonderen Eigenheiten ihrer Inkarnation herauszuarbeiten, sei es nun die Ruppigkeit des ersten oder die Arroganz des sechsten oder die zurückhaltende Art des neunten Doktors. Teilweise nutzen sie wie Richelle Mead die Begleiter des Timelords als Instrument, um ihre Geschichten zu erzählen, dann wieder bemühen sie sich, sich so gut sie können, in ihre Figur hineinzuversetzen.

Die Abenteuer selbst bieten eine bunte Mischung, wie man sie auch von der Serie her kennt: Es gibt Episoden aus der irdischen Geschichte, Begegnungen mit fremden Kulturen und Völkern. Kernige Science Fiction darf dabei auch schon einmal auf Fantasy oder Horror treffen, wenn es darum geht, düsteren Geheimnissen auf die Spur zu kommen. Fans der alten Serie werden in den Geschichten natürlich auch immer wieder den ein oder anderen versteckten Hinweis auf alte Episoden und beliebte Figuren wiedererkennen, so dass auch sie ihren Spaß haben und die Erlebnisse genau zuordnen können.

Natürlich gehen die Erzählungen nicht sonderlich in die Tiefe, haben aber genau die Länge, die sie benötigen, um ihre Handlung kurzweilig zu erzählen. Jeder wird so sicherlich seinen Favoriten finden, sei es nun unter den Doktoren oder den Erlebnissen, die sie mit den Lesern teilen.

Daher ist die Anthologie „11 Doktoren – 11 Geschichten“ nicht nur für altgediente „Doctor Who“-Fans interessant, sondern auch für die vielen Neueinsteiger, die erst im Jubiläumsjahr auf die Serie aufmerksam geworden sind und sich so genauer an das Universum herantasten wollen, das in Deutschland bisher eher stiefmütterlich behandelt wurde, vor allem in der „klassischen Ära“.