Joe R. Lansdale: Machos und Macheten – Hap & Leonard 6 (Buch)

Joe R. Lansdale
Machos und Macheten
Hap & Leonard 6
(Captain Outrageous)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Heide Franck
Titelillustration von benswerk
Golkonda, 2014, Paperback mit Klappenbroschur,
Titelillustration von benswerk, 276 Seiten, 16,90 EUR, ISBN 978-3-944720-19-7 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Hap und Leonard hatten bislang wenig Glück im Leben. Immer, wenn sie meinten, einmal ein wenig Luft holen zu können, von einem Lichtstreifen am Horizont mag ich da noch gar nicht sprechen, schlug das Schicksal gnadenlos zu. Als Hap die Tochter seines schwerreichen Chefs vor einem psychopathischen Vergewaltiger rettet und von diesem mit 100.000 $ belohnt wird, steht das erste Mal im Leben ein Urlaub an.

Eine Kreuzfahrt nach Mexiko muss es sein, auch wenn das Kreuzfahrtschiff nicht unbedingt Traumschiff-Qualitäten aufweist. Als Leonard sich mit dem Stewart des Speisesaales anlegt, werden die Beiden bei einem Landgang in Mexiko vergessen. Ein alter Fischer, der Wunderdinge mit einer Machete anstellen kann, rettet sie vor einem Überfall, seine Tochter versüßt Hap die Nächte.

Als die Fischerstochter gefoltert und ermordet aufgefunden wird, reist unser Duo zunächst zurück nach East Texas. Dumm nur, dass der Mörder meint, dass die Beiden mehr wissen, als sie sollten und ihnen einen Killer nachsendet. Als dieser versehentlich einen Freund Haps ermordet, wird die Sache persönlich – und wir kennen unsere Beiden: Wirkliches Vertrauen in die Polizei haben sie nicht, da nehmen sie das Recht schon lieber in ihre eigenen Hände, auch wenn sie sich dafür mit dem Paten von Mexiko anlegen müssen…

Mit Hap und Leonard, die vorliegend bereits zum sechsten Mal im Mittelpunkt eines Romans stehen, hat Lansdale ein faszinierendes Duo geschaffen. Der eine, ein Redneck, ein Loser und doch ein sympathischer Typ, der das Herz auf dem rechten Fleck hat, der andere ein schwarzer Schwuler, sorry: afroamerikanischer Homosexueller, die sich beide mühsam durchs Leben schlagen. Dass sie dabei von einem Fettnäpfchen ins nächste tappen, dass ihnen das Glück selten hold ist, ist ein Faktum, das sie zwischenzeitlich leidvoll akzeptiert haben. Das hält sie aber nicht davon ab das zu tun, was sie als richtig erachten – sie mischen sich ein, sie ergreifen Partei und nehmen das Recht ein ums andere Mal in die eigenen, leidlich fähigen Hände.

Das ist in seiner Ausgestaltung oft stereotyp, aber eben auch packend, persifliert gekonnt bekannte Vorurteile, ohne sich selbst oder den Leser dabei wirklich ernst zu nehmen. Die Gewaltdarstellungen sind markant, ohne dass sie die Grenze des guten Geschmacks wirklich übertreten würden, die Handlung brutal, dreckig und vulgär – wie das Leben.

In lakonischen Randbemerkungen lässt der Autor dabei viel vom Lebensgefühl der Texaner einfließen, ohne die Augen vor deren Fehler zu verschließen. Das sind working-class heroes, die ganz dem US-amerikanischen Selbstverständnis folgend dafür Sorge tragen, die Welt ein wenig besser, ein wenig gerechter zu machen, dabei viel einstecken und noch mehr austeilen – keine wirklich strahlende Helden, sondern Typen mit Ecken und Kanten, die uns als Personen packen und bis ins Finale nicht mehr loslassen.

Dass die ersten fpnf Romane der Reihe, namentlich „Wilde Winter“, „Texas Blues“, „Mambo mit zwei Bären“, „Schlechtes Chili“ sowie „Rumble Tumble“ auch antiquarisch kaum mehr zu bekommen sind, sei erwähnt; Golkonda wird sich dem Vernehmen nach zunächst den noch unveröffentlichten Titeln zuwenden, bevor man hier an eine Neuauflage der vergriffenen Titel denken kann.