James Bond 13: Der Mann mit dem goldenen Colt, Ian Fleming (Buch)

James Bond 13
Der Mann mit dem goldenen Colt
Ian Fleming
(The Man With The Golden Gun, 1966)
Übersetzung aus dem Englischen von Stephanie Pannen und Anika Klüver
Titelbild von Michael Gilette
Cross Cult, 2014, Taschenbuch, 230 Seiten, 12,80 EUR, ISBN 978-3-86425-094-1 (auch als eBook erhältlich)

Von Christel Scheja

Zu einem der ersten Bond-Filme mit Roger Moore gehörte „Der Mann mit dem goldenen Colt“, dessen Bösewicht beeindruckend von Christopher Lee dargestellt wurde. Allerdings zeigt sich, dass die literarische Vorlage auch diesmal ganz andere Wege geht.

Immer wieder versuchen Männer, die sich als James Bond ausgeben, in das Herz des Secret Service vorzudringen. Doch die Agenten des britischen Geheimdienstes sind vorsichtig und argwöhnisch und konnten bisher noch jeden Mann als Betrüger enttarnen. Offiziell gilt Bond als tot – in Japan gefallen –, aber die Verantwortlichen wissen, dass dies nicht sein muss, so lange seine Leiche nicht gefunden wurde. Und tatsächlich ist der Mann, der nun auf der Bildfläche erscheint, kein Doppelgänger. Allerdings hat er eine Gehirnwäsche hinter sich und muss erst einmal wieder geheilt und auf Kurs gebracht werden.

Denn M braucht seinen besten Mann nach wie vor. Denn gerade in den mittel- und südamerikanischen Staaten sowie in der Karibik macht im Moment ein Killer dem Geheimdienst zu schaffen. Der Mann mit dem Namen Scaramanga ist schnell und skrupellos, eine Tötungsmaschine, die genau weiß, wie gut sie ist. Nur ein Mann wie Bond kann ihn aufhalten – aber wird das dem schwer angeschlagenen Agenten gelingen, auch wenn er langsam wieder zu alter Form zurückfindet? Der Einsatz auf Jamaika wird es zeigen. Immerhin ist das Terrain Bond gut vertraut, und er kann auf überraschend viele Freunde zählen.

Man merkt trotz aller Einfachheit: James Bond ist mit dem Autor gereift und alt geworden. Der Bond, der dem Leser in „Der Mann mit dem goldenen Colt“ begegnet, ist müde und abgeklärt, zwar noch bereit, seine Pflicht zu erfüllen, aber emotional gebrochen und seelisch angeschlagen, so dass ihm der Einsatz, der seinen Tod bedeuten könnte, nichts ausmacht. Auch wenn er immer noch ein Ladys Man zu sein scheint, so empfindet er doch nichts mehr für die Frauen, die seinen Weg kreuzen, eine weitere Folge des Verlustes seiner Frau.

Neben Bond bleiben die anderen Figuren eher blass – auch Scaramanga entwickelt nicht das Charisma, das ihm zugesprochen wird. In der Hinsicht zeichnet Ian Flemming einen interessanten Mann, der so gar nichts mit der Film-Kultfigur zu tun hat, auch wenn die Geschichte selbst eher auf einem oberflächlichen Niveau bleibt. Ansonsten atmet die Geschichte den Flair der 60er Jahre mit all ihren Klischees und Vorurteilen, erinnert daran, wie stark das Schwarz-Weiß-Denken in dieser Zeit noch war und wie Agenten eigentlich arbeiteten, selbst wenn sie im Außendienst weilten.

„Der Mann mit dem goldenen Colt“ mag zwar inhaltlich eher eine durchschnittliche und belanglose Geschichte sein, bleibt aber gerade durch die Zeichnung Bonds als gebrochenen und alt gewordenen Agenten interessant, an dem die letzten Abenteuer auch nicht spurlos vorbeigegangen sind.