Kerr, P. B.: Geheimmission Mond (Buch)

P. B. Kerr
Geheimmission Mond
(One Small Step)
Aus dem Englischen übersetzt von Peter Knecht
Titelillustration von Jan Buchholz
Oetinger, 2009, Hardcover, 316 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 978-3-7891-4034-1

Von Carsten Kuhr

Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten im Jahr des Herren 1968. Dr. Martin Luther King wird ermordet, erst kürzlich musste die Nation von zwei Kennedys Abschied nehmen und Präsident Johnson propagiert das ehrgeizige Apollo-Weltraum-Programm.

Wir lernen unseren Protagonisten, den 13-jährigen Scott MacLeod, kennen. Seine Eltern haben sich gerade getrennt. Nach dem missglückten Versuch bei seiner Mutter in Florida heimisch zu werden, ist Scott nach Houston zu seinem Vater zurückgekehrt. Dieser, als Fluglehrer einer der erfahrensten Air Force Trainer, beginnt seinem Sohn das Fliegen beizubringen. Nachdem dieser die Cessna-Propellermaschine gemeistert hat, beginnt er sich – allen Anweisungen und Befehlen zum Trotz -zunächst im Flugsimulator, später an der Seite seines Vaters mit den Düsenjets vertraut zu machen. Als die Maschine auf einem Übungsflug in eine Schar Gänse rast und sein Vater bewusstlos , ist es an Scott sie beide zu retten und den Jet sicher zu landen.
Die erfolgreiche Mission weckt das Interesse des Geheimdienstes und der NASA an dem Wunderkind. Verborgen vor der Öffentlichkeit und den allzu neugierigen Russen entsendet die NASA vor jeder bemannten Apollo-Mission eine Caliban-Mission mit Schimpansen an Bord, um den Ernstfall zu simulieren. Als der Affe, der für die Leitung der ersten Affenlandung auf unserem Trabanten vorgesehen ist ausfällt, muss kurzfristig Ersatz her. Zu groß darf der Vertreter nicht sein, ist das Raumschiff doch auf die Größe der Primaten ausgerichtet, mutig und besonnen sollte er natürlich auch sein – Sie ahnen es, nur Scott kommt für die Mission in Frage. Und natürlich geht so Einiges schief, doch zum Glück hat Scott nicht nur die Unterstützung der Bodenstation sondern auch einen Affen und eine Stimme an seiner Seite, die selbst in größter Not weiterwissen …

»Die Kinder der Dschinn« legen eine kreative Pause ein, doch Fans kerrscher Erzählkunst können sich mit einer recht ungewöhnlichen Geschichte trösten. In die mehr als abenteuerliche Story um eine Mondfahrt hat der Autor aber noch eine ganze Menge durchaus ernste Themen fast unbemerkt einfließen lassen. So erfährt der zumeist jugendliche Leser viel über die Art und Weise, wie und warum Flugzeuge fliegen, werden wir mit der NASA und ihren Missionen vertraut gemacht.
Das bedeutet zum einen, dass auf den Leser eine wahre Flut technischer Begriffe und Informationen einstürzt, dass wir mit sorgfältig recherchierten Daten und Vorgehensweisen förmlich erschlagen werden. Wer immer sich für den Wettlauf zum Mond interessiert, der ist hier definitiv richtig.
Daneben aber hat der Autor auch philosophische Gedanken eingebaut. Es geht um die Art, wie der Mensch mit Tieren umgeht, um innere Werte wie Freiheit, Selbstbestimmung und Verantwortung. Dass dies nie aufgesetzt wirkt, dass Kerr hier einen harmonisches Ganzes vorlegt – das obzwar recht techniklastig doch auch den Menschen nie aus dem Fokus verliert – macht das Buch zur idealen Lektüre für die Zielgruppe.
Auch wenn der Roman sprachlich eher einfach gestrickt ist, liest sich der Plot flüssig, spannend und locker auf einen Rutsch durch, so dass nie Langweile aufkommt.