Raven, Michelle: Die Spur der Katze – Ghostwalker 1 (Buch)

Michelle Raven
Die Spur der Katze
Ghostwalker 1
Lyx, 2009, Taschenbuch mit Klappenbroschur, 510 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-8035-8222-6

Von Irene Salzmann

Nachdem die Journalistin Marisa feststellen musste, dass sie von ihrem Freund Ben, einem Polizisten, nur benutzt worden war und in Folge ein Informant sein Leben verlor, nahm ihre Kariere ein jähes Ende, und sie zog sich in eine einsame Hütte in den Bergen Kaliforniens zurück.
Eines Nachts findet sie vor ihrer Tür einen nackten, verletzten Mann. Ohne Zögern holt sie ihn ins Haus, versorgt seine Wunden und deckt ihn sogar, als zwei Polizisten von einem Mord in der Nachbarschaft berichten und unbequeme Fragen stellen. Dadurch bringt sich Marisa selbst in Gefahr und muss zusammen mit Coyle fliehen, denn die Verfolger sind zwei wilde Leoparden, die keine Zeugen am Leben lassen dürfen. Knapp können Marisa und Coyle den Raubtieren entkommen und Zuflucht bei seinen Leuten finden.

Diese sind alles andere als erfreut, dass sich eine Fremde, dazu noch ein Mensch, der ihr Geheimnis – Coyle und die anderen sind Wer-Pumas (gestaltwandelnde Berglöwen) – kennt, in ihrer Mitte aufhält. Das Misstrauen und die Ablehnung, die ihr entgegengebracht werden, veranlassen Marisa, das Versteck der Berglöwen sofort wieder zu verlassen, obwohl sie sich in Coyle verliebt hat und gern bei ihm geblieben wäre. Dass er sie einfach gehen lässt, macht die Enttäuschung noch größer, obwohl sie versucht, Verständnis für sein Handeln aufzubringen.
Für Coyle steht das Wohl seiner Artgenossen an erster Stelle. Außerdem wird Bowen, ein Jugendlicher, vermisst. Finden seine Entführer heraus, was er ist, ist die ganze Gruppe in Gefahr. Trotzdem will Marisa Coyle wieder sehen, und ihre Hartnäckigkeit ist das Glück der Berglöwen: Sie wurden von Jägern eingefangen und sollen abtransportiert werden. Es gelingt Marisa, die Wandler zu befreien, doch gerät sie selber in die Gewalt des Anführers der Bande, der droht, sie zu erschießen, weil sie ihm das Geschäft vermasselt hat.
Unterdessen kommt Bowen im Labor eines Wissenschaftlers zu sich, der das Geheimnis der Berglöwen lüften will, um sich einen Namen zu machen. Zufällig entdeckt Stammheimers Tochter Isabel den geheimen Kellerraum, in dem der junge Mann gefangen gehalten wird. Sie ist entsetzt, als sie begreift, wie skrupellos ihr Vater ist, und möchte Bowen befreien, doch dadurch wird sie ebenfalls zur Gefangenen.

Die Paranormal Romances finden nun schon seit einigen Jahren breiten Zuspruch, vor allem bei Leserinnen zwischen 15 und 30 Jahren, die Spaß an dem Mix aus (erotischem) Liebesroman und Phantastik haben. Die aus Amerika kommende Welle hat längst auch deutsche Autorinnen erfasst wie zum Beispiel Ulrike Schweikert, Jeanine Krock und Michelle Raven (alias Michaela Rabe), die massentauglich schreiben und darum eine Chance von den Verlagen bekommen.
»Die Spur der Katze«, der erste Band der »Ghostwalker«-Serie, ist in der Tradition des Genres geschrieben und wartet mit genau dem auf, was die Fans sich wünschen: ein exotisches Setting (Kalifornien – Amerikanismen sind wieder ›in‹), schöne und tapfere Männer und Frauen, skrupellose Gegenspieler, etwas phantastische Spannung und viel Romantik, Dramatik und Sex.
Im Gegensatz zu manchen ihrer Kolleginnen schafft es die Autorin, trotzdem der Band eigentlich ein Liebesroman ist, eine nachvollziehbare, packende Handlung zu inszenieren. Zwar weiß bzw. ahnt man als Leser mehr als die Protagonistin, die sich zur Identifikation anbietet, aber selbst daraus entsteht Spannung. Statt auf Vampire und Werwölfe zurückzugreifen, führt Michelle Raven Wer-Pumas ein, die sie mit bekannten und neuen Eigenschaften ausstattet.
Parallel zu der Problematik, die die Geschichte vorantreibt – die Entführung eines Jugendlichen und die Gefahr der Entdeckung dieser Spezies –, entwickelt sich die Beziehung zwischen Marisa und Coyle weiter. Obwohl sie sich kaum kennen und jeder Geheimnisse vor dem anderen hat, finden sie zueinander. Marisa erweist sich immer wieder als erstaunlich mutig und darum als Zünglein an der Waage, während Coyle die meiste Zeit nur schön ist und für Konflikte sorgt, die vermeidbar wären.
Negativ fällt auf, dass die Hauptfiguren ihrer Libido mehr Aufmerksamkeit schenken als dem eigentlichen Problem, sogar wenn sie sich in Lebensgefahr befinden. Auch die Szenen mit Bowen, der zunächst nur den Aufhänger lieferte, um die Begegnung von Coyle und Marisa zu ermöglichen, wirken, als wären sie nachträglich eingefügt, weil das Schicksal des Jungen nicht ungeklärt bleiben durfte und er zugleich für weitere Bücher gut sein könnte.
Nebenbei werden die Weichen gestellt für die nächsten Beziehungen. Ob Bowen und Isabel im Mittelpunkt stehen werden oder Griffin – der Wer-Adler – und Amber oder Finn und Fay bzw. jemand ganz anderes, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall werden die Bücher in sich abgeschlossene Abenteuer offerieren mit neuen Pairings und dem Aha-Effekt des vertrauten Backgrounds.

»Ghostwalker« 1 ist ein Romantic Fantasy, der, wenn man bereits einige Bücher des Genres gelesen hat, nicht wirklich mit Neuem aufwartet, aber doch eine spannende Handlung, sympathische Figuren und genau das bietet, was man sich als Fan erhofft. Die Autorin schreibt flüssig und unterhaltsam, die romantischen Szenen sind nicht übertrieben, bloß manchmal etwas unangebracht in der jeweiligen Situation, und einige Entwicklungen, wie Stammheimers Reaktion auf seine Tochter und die Partner, wirken zurechtgebogen, um das Happy End zu ermöglichen.
Legt man großen Wert auf das Drumherum und nicht nur aus die Romanze an sich, wünscht man zudem keine schnoddrige »Buffy«-Kopie sondern etwas Eigenständiges, dann sollte man einen Blich in »Die Spur der Katze« werfen. Der Titel spricht vor allem ein Publikum an, das Bucher wie Lori Handelands »Wolfskuss« oder Nalini Singhs »Leopardenblut« schätzt.