Ex Machina 3: Fakt vs. Vision (Comic)

Brian K. Vaughan, Tony Harris, Tom Feister, Karl Story, JD Mettler u. a.
Ex Machina 3
Fakt vs. Fiktion
(Ex Machina Vol. 3: Fact v. Fiction (11–16), DC/Wildstorm, 2007)
Aus dem Amerikanischen von Claudia Fliege
Titelillustration von Tony Harris
Panini, 2007, Paperback, 148 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978–-3–86607–544-3

Von Britta van den Boom

Bürgermeister Hundred, ehemaliger Superheld und nun verantwortlich für die Regierung der Stadt New York, hatte sich dazu entschlossen, auf politischem Wege für Sicherheit und Gerechtigkeit zu kämpfen und dafür nicht mehr seine Kräfte einzusetzen, die er auf mysteriöse Art und Weise erhalten hatte. Trotzdem, auch in seiner neuen Rolle, lässt ihn seine Vergangenheit nicht los.

Zwar geht es in diesem Band weniger um die Suche nach den Ursprüngen seiner Fähigkeit, mit Maschinen kommunizieren zu können, doch ist es gerade diese Kraft, die ihm bei einem Geiseldrama zur Hilfe kommt. Die Lücke, die er als Superheld hinterlassen hat, wird zudem auf Aufsehen erregende Weise von einem neuen – und sehr vehementen – selbsternannten Streiter für Gerechtigkeit gefüllt, einer rätselhaften Maschinengestalt namens Automaton.
Und wären diese Ereignisse nicht schon aufreibend genug, wird Hundred zudem noch mit seiner eigenen, weit zurück liegenden Vergangenheit konfrontiert, als er die Wahrheit über den Tod seines Vaters erfährt.

Diese vielen, sehr verschiedenen und miteinander verflochtenen Handlungsstränge geben »Fakt vs. Fiktion« trotz der zum Teil phantastischen Inhalte eine Realitätsnähe, die man gerade im Genre der Superhelden-Comics meist vergeblich sucht. Hundred ist nicht der klassische Held, sondern ein Mensch, der besondere Kräfte besitzt, dabei aber versucht, ohne sie auszukommen – und der zuweilen mehr ›wirkliches‹ Leben mit all seinen kleineren und größeren Problemen hat, als er verkraften kann. Diese Menschlichkeit ist es auch, die ihn selbst während seiner aktiven Superheldenzeit durchaus in Schwierigkeiten gebracht hat und ihn damit realer erscheinen lässt als sonstige unfehlbare Kostümträger.
Der in Gestik und Mimik sehr realistische Stil der Zeichnungen unterstreicht diesen Eindruck, ebenso wie die gut geschriebenen und übersetzten Dialoge und trägt dazu bei, dass die Bände der »Ex Machina«-Reihe ein ebenso außergewöhnliches wie faszinierendes Gedankenexperiment darstellen, in dem sich Fiktion und Fakten auch für den Leser tatsächlich nahtlos miteinander verknüpfen. Liebhaber großartiger Superheldenschlachten über den Dächern New Yorks werden hier zwar keine fliegenden Müllcontainer und Powerblitze finden, dafür jedoch einfühlsame Geschichten, realistische Spannung und keinen Mangel an Sozialkritik.

Einziger kleiner Wermutstropfen an dem dritten Band der Serie ist, dass der Leser nichts weiter über die Hintergründe der Superkräfte von Hundred erfährt. Die in den ersten beiden Comics zum Teil recht drastisch dargestellten Geheimnisse hinter seinen Fähigkeiten spielen diesmal kaum eine Rolle, so dass diesbezügliche Neugierde unerfüllt bleibt.
Hoffentlich allerdings nur bis zum nächsten Band.