Neal Shusterman: Der Aufstand – Vollendet 2 (Buch)

Neal Shusterman
Der Aufstand
Vollendet 2
(Unwholly, 2012)
Aus dem Englischen von Anne Emmert und Ute Mihr
Sauerländer, 2013, Hardcover, 544 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-3-7373-6718-9 (auch als eBook erhältlich)

Von Andrea Tillmanns

Im ersten Teil der Reihe sind die Jugendlichen Connor, Risa und Lev nur knapp ihrer Umwandlung entgangen, einem Prozess, in dem ‚schwierige‘ Kinder wie Connor von ihren Eltern quasi rückwirkend abgetrieben werden können, wobei alle ihre Körperteile als Spenderorgane wiederverwertet werden. Das gleiche Schicksal drohte Risa, aufgewachsen in einem Waisenhaus, und Lev, einem Zehntopfer, der später einen geplanten Terroranschlag in letzter Sekunde nicht ausführte und dadurch ebenso wie die anderen beiden eine gewisse Berühmtheit erlangte.

Inzwischen leitet Connor den Flugzeugfriedhof, eine Zuflucht für Jugendliche, die ihrer Umwandlung entkommen sind. Unterstützt wird er dabei von Risa als Chef-Sanitäterin, die nach einem Anschlag gelähmt im Rollstuhl sitzt. Hinzu kommen nun Starkey und Miracolina, die aus verschiedenen Gründen umgewandelt werden sollen, und Cam, der ‚perfekte‘ Mensch, zusammengesetzt aus Hunderten von Teilen verschiedener Jugendlicher. Die Wege dieser sechs Personen kreuzen sich immer wieder, und am Ende des Buches hat sich das Leben all dieser Jugendlichen grundlegend verändert.

Im Gegensatz zum ersten Teil der Reihe stehen die Ängste der Jugendlichen vor der bevorstehenden Umwandlung und der Prozess der Umwandlung selbst hier weniger im Mittelpunkt. Nichtsdestotrotz bleiben die Fragen nach dem Wert eines Lebens, dem Sitz der Seele und der medizinischen Ethik bestehen: Darf man alles tun, was man tun kann? Darf man Leben nicht nur retten, sondern auch neu erschaffen?

Besonders perfide sind in diesem Zusammenhang die eingestreuten Werbetexte, die scheinbar logisch klingende Begründungen dafür geben, weshalb die Umwandlung für alle Beteiligten ein Segen ist – und den Leser so immer wieder zum Nachdenken darüber bringen, wie leicht es auch in der realen Welt wäre, eine solche Praxis zu etablieren, bei der die Gewinner in der Mehrzahl sind und niemand um die Verlierer weint.

Auch der zweite Band bietet wieder eine spannende Dystopie, die zwischen gelegentlichen Action-Szenen in erster Linie moralische Fragen aufwirft, dabei jedoch durchgehend auf Belehrungen verzichtet und dadurch umso länger im Gedächtnis bleibt.