Brandis, Katja: Der Sucher (Buch)

Katja Brandis
Der Sucher
Titelbild: Claudia Flor
Otherworld Verlag, 2007, Hardcover, 346 Seiten, 18,95 EUR, ISBN 978-3-9502185-8-9

Von Britta van den Boom

Tjeri aus der Gilde des Wassers schafft, was eigentlich keinem sonst gelingt: Er wird Lehrling bei Udiko, dem größten aller Sucher, und lernt von ihm die Kunst des Findens. Ob verlorene Gegenstände, vermisste Personen, wichtige Zutaten oder sogar vergessene Träume – ein Sucher ist in der Lage, alles aufzuspüren.
Doch kurz nach seiner Meisterprüfung findet Tjeri viel mehr, als er selber gedacht hätte, nämlich Aufträge und Abenteuer, die ihn in alle vier Provinzen des Landes führen und ganz Daresh betreffen. Zusammen mit dem Sucher Merwyn und Joelle, die nach ihrer verschollenen Schwester fahndet, kommt er auf seiner Jagd nach einer geheimnisvollen Silberschale an sonderbare Orte und besteht vielerlei Gefahren, bis er in der Felsenburg der obersten Herrscherin des Reiches fast sein Ende findet. Wenn nicht die Halbmenschen wären, die ihm den Namen ›Jederfreund‹ gegeben haben und gewillt sind, ihm um fast jeden Preis zu helfen …

Das Erste, was an Katja Brandis’ Roman fasziniert, ist, dass sie den Leser mitten in die unbekannte, sehr liebevoll und detailreiche Welt Daresh schickt und er sich Stück für Stück ein Bild von dem Leben dort, von Sitten, Gebräuchen, Tier- und Pflanzenwelt macht, alles durch die Augen der Charaktere, für die die sonderbarsten Dinge ganz selbstverständlich sind. Diese Art, sich der Welt mit ihren vielen Besonderheiten zu nähern, ist sehr spannend und nimmt einen rasch gefangen.
Dabei hilft es, dass Brandis die Hauptfigur Tjeri gleich von Beginn an als eine sympathische, offene und humorvolle Person darstellt, die zwar offensiv ihre Ziele verfolgt, dabei aber nicht rücksichtslos oder selbstmitleidig ist, wie man es sehr häufig in Erzählungen finden, die damit spielen, dass der jugendliche Held erst aus allen Irrungen der Pubertät in sein Heldendasein hinein wachsen muss. Auch Tjeri verändert sich durch seine Abenteuer und wird erwachsener, aber er bleibt stets positiv und nachvollziehbar, so dass es leicht ist, ihm Erfolg und Glück zu wünschen. Auch die anderen Hauptfiguren zeichnen sich durch diese Art der sympathischen Authentizität aus.
Neben der abenteuerlichen Geschichte, bei der sich zwei Haupt-Handlungsstränge aus der Sicht Tjeris und der Katzenmenschenfrau Mi’raela schließlich zu einem verknüpfen und alle Puzzleteile in der wunderbar wohl geordneten Welt einer Fantasy-Erzählung an ihren Platz fallen, ist es die Beschreibung des Landes Daresh mit den vier Gilden, die sehr reizvoll ist. Nicht nur Landschaften und Tierwelt werden eindrücklich beschrieben, sondern auch die Bewohner mit ihren gut durchdachten, stellenweise recht extremen Eigenarten. Diese Art des Erzählens macht neugierig auf mehr Einblicke in die Welt von Daresh und auch auf die sehr schöne, frische und durchweg angenehme Schreibweise der Autorin.

»Der Sucher« ist ein genussvoller Ausflug in eine phantastische Welt, eine spannende Rundreise mit Gefährten, die man zu vermissen beginnt, sobald man das Buch geschlossen hat.