Asgard (Comic)

Asgard
(Asgard – tome 1: Pied-de-fer, tome 2: Le serpent-monde)
Text: Xavier Dorison
Zeichnungen: Ralph Meyer
Übersetzung: Thomas Schöner
Splitter, 2013, Hardcover, 112 Seiten, 22,80 EUR, ISBN 978-3-86869-678-3-0

Von Frank Drehmel

In einem kleinen Dorf im mittelalterlichen Skandinavien wird ein Kind geboren, dem der rechte Unterschenkel fehlt. Anstatt das Baby als Skraeling, als einen von den Göttern verfluchten Sterblichen, sofort nach der Geburt zu töten, lässt sein Vater den Sohn aus Barmherzigkeit am Leben und nennt ihn Asgard, damit ihn der Name an jenes Königreich erinnere, das ihm die Götter verweigern.

Vierzig Jahre später kennt man den Verkrüppelten landauf landab als Asgard Eisenfuß, den „Krokkentöter“, den, der die Monster erlegt.

Eines Tages wird an den Strand vor Asgards Hütte die junge Sieglind gespült, die einzige Überlebende des Angriffs eines Krokkens auf ein kleines Fischerboot. Der knorrige Mann beschließt, Sieglind in ihr Heimatdorf zu geleiten und den Dörflern zugleich anzubieten, das Monster, welches schon seit geraumer Zeit die Fjorde unsicher macht, zu töten. Allerdings ist der Preis, den Asgard für seine Dienste verlangt, zu hoch, als dass die armen Leute ihn zahlen könnten. Bevor sich der Jäger jedoch auf den Weg machen kann, um Kunden zu suchen, die sich seine Dienste leisten können, trifft im Dorf Gözlin ein, ein Gesandter des Königs, welcher Asgard die geforderten 1000 Talente bietet sowie weitere 1000 für Ausrüstung eines Draks, eines Schiffs, und der Besatzung. Der Grund für diese großzügige Offerte ist, dass auch die Drachenboote des Königs wegen des Untiers im Hafen bleiben müssen und somit Wikinger weder auf Raubzüge gehen können, noch die Versorgung der größeren Orte sichergestellt ist.

Schon bald bricht die Expedition, darunter auch die junge Sieglind, welche sich Eisenfuß als Dienerin angeboten hat, gen Nordmeer auf, wobei nicht jeder an Bord ehrliche Absichten hegt. Daher dauert es nicht lange, bis der erste Tote zu beklagen ist. Als es dem Krokken dann auch noch gelingt, das Schiff der Nordmänner zu zerschmettern, scheint die Expedition gescheitert. Für Asgard Eisenfuß – und die beiden anderen Überlebenden – ist die Jagd dennoch nicht zu Ende; allerdings müssen sie zunächst in der Wildnis ein Handelskontor finden, wollen sie nicht der Kälte des Winters zum Opfer fallen. Und dann werden aus den Jägern Gejagte.

Mit „Asgard“ eröffnet der Splitter-Verlag eine neue Alben-Reihe namens „Splitter Double“, in der dem Leser Gesamtausgaben zweibändiger Comic-Serien in gewohnt guter editorischer Qualität geboten werden.

Für das vorliegende Album zeichnen mit Dorison und Meyer zwei Kreative verantwortlich, die man durchaus als routiniert bezeichnen darf; und diese Routine merkt man dem Zweiteiler auch an: Die abenteuerliche Story kommt insgesamt gefällig und unterhaltsam daher – auch wenn sie in der zweiten Hälfte einen Teil ihrer Geradlinigkeit einbüßt –, wirkt aber trotz des spezifischen Nordmänner-Hintergrunds durch die Fokussierung auf nur drei – später zwei – Charaktere relativ beliebig, würden nicht gezielt eingesetzte Termini Lokal- und Zeitkolorit befördern. Die Protagonisten selbst sind zwar nur so vage umrissen wie die latent schwelenden Konflikte und auf eine Minimum an Charaktereigenschaften reduziert, tragen aber dennoch nicht nur die Handlung, sondern erwecken zum einen nicht zuletzt dank der fast schon lakonischen Dialoge Sympathie und sind zum anderen dabei auch sehr markant und eigenständig.

Ralph Meyers feinstrichiges Artwork weist grafisch klare Konturen auf, ist in perspektivischer Hinsicht abwechslungsreich – insbesondere die Totalen und Supertotalen vermitteln atmosphärisch stimmige Landschaftsimpressionen – und erinnert zeichnerisch gerade in der Figurendarstellung vage an die Serie „Thorgal“, die vor einem ähnlichen Hintergrund spielt. In der Koloration bedient man sich einer erdigen, ins Schmutzig-Trübe abgetönten Palette, die aufgrund der Dominanz von Blau- und Braun-Tönen eine düstere, kühle Stimmung erzeugt.

Fazit: Eine unterhaltsame, abenteuerliche und straighte, klar und kühl visualisierte Geschichte ohne großen Tiefgang und mit gleichermaßen einfach gezeichneten wie sympathischen Charakteren.