Missi Dominici 1: Tod (Comic)

Missi Dominici 2
Tod
(Missi Dominici, livre second: Mort)
Szenario: Thierry Gloris
Zeichnungen: Beno ît „Aries“ Dellac
Übersetzung: Marcel Le Comte
Ehapa, 2011, Hardcover, 48 Seiten, 13,95 EUR, ISBN 978-3-7704-3409-1

Von Frank Drehmel

Ernst Wolfram und Ronan Chantilly de Guivre haben sich, da es sich um lediglich einen kleinen Umweg handelt, bereit gefunden, Hilda von Altmark, Gräfin von Reichsburg, zur Festung des Schwertbrüderordens zu begleiten, wo die Adlige ihren Bruder zu finden hofft.

Doch die Reise steht unter keinem guten Stern: nicht nur, dass Ernst nächtens von Alpträumen heimgesucht wird, die in den Traumata seiner Kindheit und Jugend ihre Ursache haben, sondern in den eisigen, schneebedeckten Bergen geraten die drei mit einem Rudel Wölfe aneinander, eine Begegnung, die der legendäre Krieger so schwerverletzt überlebt, dass Hilda Ronan auffordert, seinen Ordensbruder zum Sterben zurückzulassen. Empört winkt der Junge ab; und so schleppen die beiden den Verwundeten auf einem provisorischen Schlitten über die schneebedeckten Pfade bis sie unversehens den aufständischen Liven in die Hände fallen, die nach ihrem Aufbegehren gegen die christliche Missionierung dazu übergegangen sind, ihrem archaischen Gott Malassah und seinem Sohn Jelami, dem Kind des Tierkreises, Menschenopfer darzubringen.

Ronan, der über spezielle Fähigkeiten verfügt, gelingt es zwar, eine geistige und empathische Verbindung zu Jelami herzustellen, da sich das Kind in seiner Rolle als „Messias“ ohnehin schon unfrei und getrieben fühlt, doch der Hohepriester Malassahs unterbindet der eigenen Machterhaltung wegen schnell den Gedankenaustausch und fordert die sofortige Opferung der drei Gefangenen.

Bevor man ihnen jedoch auf einem Altar das Herz aus dem Leib schneiden kann, gelingt ihnen die Flucht in eine unterirdische Nekropole der Liven. Allerdings kommen sie damit vom Regen in die Traufe, denn Jelami erweckt mit seiner Macht die Toten des Ortes zu einem unheiligen Leben. Und das ist nicht Ernsts und Ronans einziges Problem, denn auch Hilda ist weit mehr, als sie zu sein vorgegeben hat.

Zwar führt die Handlung des zweiten Album die Ereignisse aus Band 1 fort, wobei kleinere Sprünge – respektive Lücken – sich problemlos aus dem Text erschließen lassen, jedoch steigt Autor Thierry Gloris mit einer 7seitigen Rückblende in Form eines Traums auf das Leben Ernst Wolframs in die Geschichte ein. Auch im Folgenden nehmen solcherlei Rückblenden – später auch auf Jelamis Vita – rein quantitativ eine zentrale Rolle innerhalb der Story ein, mit der Folge, dass das Tempo, das Voranschreiten der Haupthandlung, spürbar gedämpft – ja, verschleppt – wirkt. Das ist jedoch leicht zu verschmerzen, da erstens auf diese Art ein ohnehin schon interessanter Charakter mit mehr Hintergrund ausgestattet wird und zweitens Wolframs tragisch-dramatischer Background unterhaltsam inszeniert ist. Enttäuschend ist hier lediglich das vollkommene Fehlen einer Erklärung seiner speziellen Fähigkeiten.

Jenseits der Rückblenden schreitet die Story, befördert von Ortswechseln und brutaler Action, dennoch rasch genug voran, wobei diesmal Ronan – anders als im ersten Band – nicht als retrospektiver Ich-Erzähler fungiert, da das angesichts der ausgedehnten Rückblenden einen weiteren Verzicht auf Dynamik und Unmittelbarkeit bedeutet hätte.

Künstlerisch weiß auch dieses zweite Album mit seiner düsteren Koloration, dem klaren Strich sowie den visuell angenehmen Hell-Dunkel-Kontrasten vollends zu überzeugen. Anzumerken ist, dass die Rückblenden (fast) monochrom koloriert sind, die auf Wolframs Leben in Sepia-Tönen, die auf Jelamis in einem weichen Grau-Blau.

Fazit: Trotz eines gemächlicheren Tempos, das vor allem aus einigen ausgedehnten Rückblenden innerhalb der Geschichte resultiert, ein stimmiges, actionreiches und ausgezeichnet visualisiertes Sword & Sorcery-Abenteuer, in dem zunehmend ein Horror-Unterton mitschwingt.