Bruno Brazil Gesamtausgabe 1 (Comic)

Bruno Brazil Gesamtausgabe 1
(Intégrale Bruno Brazil 1, 2013)
(Der Hai, der zweimal starb / Kommando Kaiman / Die teuflischen Augen / Die versteinerte Stadt)
Szenario: Greg
Zeichnungen: William Vance
Aus dem Französischen von Klaus Strzyz, Michael Nagula, Isabel Winkowski, Volker Hamann
Vorworte von Jacques Pessis
Ehapa, 2013, Hardcover, 216 Seiten, 29,99 EUR, ISBN 978-3-7704-3712-2

Von Irene Salzmann

Michel Régnier alias Greg (1931-1999) schuf, auch unter anderen Pseudonymen (darunter Louis Albert), einige so bekannte Comic-Serien wie „Andy Morgan“, „Comanche“, „Luc Orient“ und auch „Bruno Brazil“, zu dem William Van Cutzem alias William Vance (Jahrgang 1935) die Illustrationen beisteuerte. Der Zeichner arbeitete unter anderem an „Bob Morane“ und „Marshal Blueberry“.

Sein erstes Abenteuer erlebte Bruno Brazil 1967 und bot von da an den Comic-Lesern spannende Agenten-Kost im Stil des damals schon sehr erfolgreichen James Bond. Wie dieser agiert Bruno Brazil als Mann von Welt, hart, mutig und trickreich. Optisch ähnelt er allerdings mehr „Andy Morgan“.

In „Der Hai, der zweimal starb“ („Le requin qui mourut deux fois“, 1968) muss sich der Titelheld noch ohne Team durchschlagen (zuvor hatte er einige kleine Auftritte, die in diesem Band leider nicht zu finden sind). Es geht um einen Nazi-Schatz, hinter dem auch andere Mächte her sind. Prompt gerät Bruno Brazil in tödliche Gefahr, denn er kommt dem Versteck zu nahe. Was er dann erfährt, ändert vieles.
„Kommando Kaiman“ („Commando Caïman“, 1969) führt die kleine Gruppe Helfer mit verschiedenen nützlichen Fähigkeiten ein: Whip Rafale war einst eine gefeierte Artistin und weiß, wie man mit der Peitsche umgeht. Texas Bronco, ein Rodeo-Reiter, ist der Mann fürs Grobe. Der ehemalige Jockey Big Boy Lafayette pflegt seine Gegner mit einem Spezial-Jojo auszuschalten. Gaucho Morales saß schon mehr als einmal im Gefängnis und verfügt über eine Menge Kontakte zum Milieu. Nach Beendigung seiner Ausbildung an der Militär-Akademie schließt sich auch Brunos jüngerer Bruder Billy Brazil dem Team an. Im Dschungel müssen sie beweisen, dass sie sich aufeinander verlassen können.
„Die teuflischen Augen“ („Les yeux sans visage“, 1969/70) manipulieren ahnungslose Menschen. Auch Bruno und seine Kameraden müssen feststellen, dass sie plötzlich füreinander zu einer Gefahr geworden sind. Dennoch geben sie nicht auf und stoßen auf eine alte Bekannte.
„Die versteinerte Stadt“ („La cité pétrifiée“, 1971) gibt Bruno und seinem Team nicht lange Rätsel auf. Erneut steckt die schöne, aber skrupellose Rebelle Visage hinter den Geschehnissen.

Die Lektüre versetzt den Leser tatsächlich in die Welt von James Bond. Die Geschichten werden genauso schnell und actionreich erzählt. Die Guten sind gut, die Bösen sind böse, wobei sich Greg auch eine kleine Grauzone erlaubt, indem er Gaucho zum Gentleman-Gauner macht. Fürs Auge gibt es mit der dunkelhaarigen Whip eine hübsche und toughe Frau an der Seite der Männer, die wie die Bond-Girls ab und zu gerettet werden muss, aber auch ihren Kollegen aus der Patsche helfen darf. Anders ihre Gegenspielerin Rebelle, die im Kontrast als blondes Gift über Leichen geht und es mit viel Glück immer wieder schafft, ihrer Verhaftung und sogar dem Tod zu entgehen.

Charakterentwicklung findet man in den Comics der 60er Jahre nicht. Den Figuren wurden bestimmte Rollen zugeteilt, die sie erfüllen, woraus die Handlung ihre Dynamik bezieht, sei es durch die wechselnden Möglichkeiten der Zusammenarbeit, sei es durch kleine Scherze, mit denen die Protagonisten kleine Schwächen auf die Schippe nehmen oder den ‚Frau-Mann-Konflikt‘ bedienen.

Die Zeichnungen entsprechen ganz dem, was man von Serien dieser Art und aus jener Zeit kennt und erwartet. Sie sind realistisch-idealistisch, offerieren attraktive Hauptfiguren und detailreiche Hintergründe.

Kennt man „Bruno Brazil“ noch von früher oder/und hat Freude daran, die Comic-Serien von damals komplett zu lesen und in Nostalgie zu schwelgen, wird man auch diesen Titel gern seiner Sammlung hinzufügen.