A. J. Harley: Mr. Peregrines Geheimnis (Buch)

A. J. Harley
Mr. Peregrines Geheimnis
(Darwen Arkwright and the Peregrine Pact)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Kirsten Borchardt
Titelillustration von Ann-Kathrin Hahn
Heyne, 2013, Hardcover, 464 Seiten, 17,99 EUR, ISBN 978-3-453-26764-0 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Darwen war einst glücklich. Das war, bevor ein tragischer Unfall seinen Eltern auf der Autobahn das Leben kostete, und er plötzlich und unerwartet aus einer englischen Kleinstadt nach Atlanta in die USA umziehen musste. Jetzt lebt er bei seiner Tante, einer erfolgreichen Börsenmaklerin, und darf auf eine renommierte Privatschule gehen. Dass er anders spricht als alle um ihn herum und von seinen Mitschülern gehänselt wird, macht ihm das Einleben in der ihm so fremden Welt nicht einfacher. Selbst die Lehrer haben kein Mitleid mit dem Jungen, nur zwei seiner Mitschüler, wie er selbst Außenseiter, freunden sich mit ihm an.

Alles beginnt damit, dass Darwen im neben der Schule gelegenen Einkaufszentrum ein seltsames Flugtier entdeckt. Die Mischung aus Fledermaus und Greifvogel führt ihn zu einem Geschäft, in dem alte Spiegel verkauft werden. Mr. Peregrine, der Ladeninhaber, ist ein etwas komischer, verschrobener Kauz. Statt zu versuchen, Darwen einen Spiegel zu verkaufen, leiht er dem Jungen einen der antiken Spiegel aus.

Als es Nacht wird, ändert sich das Spiegelbild. Statt Darwen zu zeigen blickt der Junge auf einen malerischen Wald. Kaum ist er durch den Spiegel in die fremde Welt geklettert, trifft er auf gar merkwürdige Wesen. Feen, die mit künstlichen Flügeln unterwegs sind, Schrubbler, die mit dampfbetriebenen Motorrädern Jagd auf alles und jeden machen, und Wächter, die dafür sorgen, dass die Schrubbler und ihre Verbündeten nicht durch die Tore in die Welt gelangen.

Was niemand auch nur ahnt ist, dass die Eroberung längst begonnen hat, und die Anführer der Schrubbler sich längst in der Schule breitgemacht haben. Anlässlich der Halloween-Party soll die Invasion beginnen – ein Plan, der nicht mit Darwen und seinen beiden Freunden rechnet…

Geschichten, in denen unsere Welt von einer andere Welt bedroht wird, in denen ein junger Mensch durch ein Fenster oder Spiegel steigt und Abenteuer erlebt, gibt es wie Sand am Meer. „Alice im Wunderland“ dürfte die bekannteste der entsprechenden Vorlagen sein; wobei Harley in seinem Roman ganz andere Wege beschreitet.

Zunächst macht uns der Autor mit einem elfjährigen Jungen bekannt, den das Schicksal schwer gebeutelt hat. Der Tod seiner Eltern, der abrupte Umzug in ein anderes Land – noch dazu zu einer ihm unbekannten Verwandten –, eine neue Schule, in der er gemobbt wird weckt Mitleid mit unserem Protagonisten. Nur zu gut können wir uns in den Jungen hineinversetzen, können seine Einsamkeit, das Verlorensein, das ihn begleitet, nachvollziehen. Selbst als offenbar wird, dass er einer der ganz wenigen Begabten ist, die durch die Spiegel sehen, ja reisen können, verlässt ihn seine nachvollziehbare Trauer um den Verlust der Geborgenheit nie.

Nach und nach findet er, allen Anfeindungen zum Trotz, doch neue Freunde, und wird vom Autor und seinem Schicksal in ein herrliches Abenteuer geworfen. Es gibt Dampfbahn-Fahrten, wilde Verfolgungsjagden, Geheimnisse und gar fiese Gegner zuhauf, so dass für Spannung gesorgt ist. Darunter hat der Autor dann seine Message versteckt: Es geht ihm um die Kraft der Liebe, um Freundschaft und Mut, für sich und seine Überzeugungen einzustehen. Das ist großes Kino, manches Mal ein wenig zu plakativ ausgeführt, dann wieder, gerade wenn der Autor die eher leisten Töne anschlägt, sehr ansprechend und altersgerecht.

Fazit: Mit einem vom Schicksal gebeutelten jungen Helden ziehen wir einmal mehr in den Kampf um die Zukunft der Welt. Verborgen unter dem packenden Abenteuer berichtet der Autor uns von der Macht der Liebe, der Freundschaft und des Mutes.