phantastisch! Ausgabe 51 (Magazin)

phantastisch! Ausgabe 51
Titelbild: Arndt Drechsler
Atlantis, 2013, Magazin, 72 Seiten, 5,30 EUR (auch digital erhältlich)

Von Christel Scheja

Haben die letzten Ausgaben der „phantastisch!“ ihren Blick eher in die Zukunft gerichtet, auch wenn diese in der Vergangenheit entstanden ist, so kommen nun in der 51. Ausgabe auch einmal wieder die anderen phantastischen Genres, vor allem aber die Fantasy und der gepflegte Horror, zu ihrem Recht.

Interviewt werden diesmal der deutsche Autor Oliver Plaschka, der über seine Einstellung zum Schreiben und seine neusten Projekte erzählt, man erinnert sich auch an Steven Brust, von dem leider nur sechs Bände seiner „Vlad Taltos“-Reihe in Deutschland erschienen. Mit diesen reihte er sich unter den Autoren ein, die einen abgehalfterten Detektiv und Magier in den Mittelpunkt ihrer düsteren Fantasy-Geschichte stellten und sich durch sein alltägliches Leben schlagen ließen. Auch Andrea Bottlinger und Edward Lee kommen zu Wort.

Weiterhin beschäftigt man sich mit der Entstehung von „Der letzte Krieger“, stellt einen „Sympathischen Killer“ vor oder wandelt „Auf der Straße der Toten“. Der eher unbekannte Autor Lavie Tidhar wird vorgestellt und über ein „Grimmiges Jubiläum: Die dunkle Macht der Märchenwelt“ nachgedacht. Sehr literarisch und wissenschaftlich ist der Blick auf „Klassiker der phantastischen Literatur“ in „Schlaraffenland: Die Wegbeschreibung“, deren erster Teil sich mit den klassischen und mythologischen Wurzeln dieses Märchenthemas befasst.

„Der Dachs lässt schön grüßen“ erinnert ebenfalls an ein altes Kinderbuch und man erinnert an Jack Vance, der erst kürzlich verstorben ist. Auch Comics werden genauer unter die Lupe genommen, der Film bleibt weitestgehend außen vor. Zum Abschluss gibt es eine phantastische Kurzgeschichte von Jan Gardemann namens „Hunger“.

Wie immer konzentrieren sich die Macher der „phantastisch!“ mehr auf die Literaturszene und lassen den phantastischen Film außen vor. Schon die Interviews fallen aus dem üblichen Rahmen, stellen die Redakteure doch teilweise sehr ungewöhnliche und provokative Fragen, die Befragten erhalten dann den Raum, den sie brauchen, um zu antworten ... und dabei gibt es so manche Überraschung, die sie und ihre Gedankenwelt in einem ganz anderen Licht zeigen, gerade bei Oliver Plaschka fällt das sehr angenehm auf. Auch der Bericht und das Interview zu Steven Brusts „Vlad Taltos“-Reihe ist sehr interessant und unterhaltsam aufbereitet – man bekommt gleich Lust, selbst nach der Reihe zu suchen und in sie hineinzuschnuppern.

Ob nun Wild-West Horror von Joe Lansdale oder „Damen im Atom-Zeitalter“, deren Anatomie eine Antwort auf den Titel zu sein scheint, immer wieder kommen Themen und Personen zur Sprache, die eher weniger beachtet werden oder überhaupt nicht bekannt sind.

Es scheint eine Spezialität der Zeitschrift zu sein, sich das herauszupicken, was sich weit abseits vom Mainstream bewegt. Zwar sind viele Bücher, die erwähnt werden nur noch antiquarisch erhältlich, man merkt so aber auch, dass die phantastische Szene einmal vielfältiger war als sie sich heute präsentiert, die meisten Publikumsverlage heute aber mehr oder weniger nur noch auf Nummer Sicher setzen.

Ein wenig aus der Reihe fällt der Artikel über das Schlaraffenland, ist er doch sehr wissenschaftlich geschrieben und eher akademisch schwer zu verdauende Kost. Dafür bietet die Kurzgeschichte angenehme gruslige Entspannung.

Dennoch bleibt festzuhalten, dass auch die 51. Ausgabe der „phantastisch!“ Artikel auf hohem Niveau bietet, die vor allem den Fan ansprechen dürfte, der ohnehin einen etwas gehobeneren Anspruch als die Masse hat. Vor allem Liebhaber des Horrors und der eigenwilligen Fantasy kommen diesmal zu ihrem Recht.