Jeff Strand: Fangboys Abenteuer (Buch)

Jeff Strand
Fangboys Abenteuer
(Fangboy)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Verena Hacker
Titelillustration von Michael Schubert
Voodoo Press, 2013, Taschenbuch, 250 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 978-3-902802-34-7 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Babys sind knuddelig. Im Verhältnis zum Körper haben sie viel zu große Köpfe, darin leuchten ihre zunächst blauen Augen und wenn sie einen anlächeln, ist man hin und weg. Als das Ehepaar Pepper ihren Erstgeborenen, Nathan, in den Arm nimmt, ist es glücklich. Als ihr Junge sie das erste Mal anlächelt, verwandelt sich ihr Glück in Entsetzen. Statt wie jedes normale Baby einen zahnlosen Mund zu öffnen und süße Quietschlaute von sich zu geben, entblößt ihr Sohnemann ein Raubtiergebiss, das jedem weißen Hai neidisch machen würde.

Statt die Missgeburt zu ertränken, wie es in ihrer abgelegenen Gegend früher üblich war, entschließen sie sich, ihren Jungen aufzuziehen. Allerdings halten sie ihn vor der Öffentlichkeit, vor Spielkameraden ja auch vor Verwandten versteckt.

Als sie an seinem sechsten Geburtstag ungeschickterweise vergessen, das Gas am Herd abzudrehen, wendet sich Nathans Schicksal zum Schlimmeren. Schon im Waisenhaus wird er gehänselt und gedemütigt, nach seiner Flucht lebt er ein Jahr allein im Wald bevor er bei einem Schwesternpaar zunächst eine neue Heimat findet. Als deren Anwesen in Flammen aufgeht, nimmt ihn ein Schausteller zwangsweise unter Vertrag. Professor Mongrel zwingt ihn in seiner Monstrositätenshow nicht nur sein Gebiss zu präsentieren, sondern auch lebende Spinnen zu verzehren. Auf dem Rücken eines Pferdes galoppiert er in seine vermeintliche Freiheit – doch da hat das Schicksal auch noch ein Wörtchen mitzureden, denn es warten noch jede Menge Fährnisse auf den Jungen…

Wir kennen Jeff Strand als Autor gar bitterböser Romane. Immer wieder berichtet er uns von Otto-Normalverbrauchern, ganz normalen Typen wie du und ich, denen das Schicksal gar übel mitspielt. Sie sind geschlagen mit körperlichen Missbildungen, werden plötzlich und unerwartet vom Übernatürlichem aus ihrem normalen, behüteten Leben gerissen.

Insofern passt Nathan ganz genau in dieses Schema. Dabei ist er ein aufgeweckter Junge, dessen Einsichten weit über das hinausgehen, was man von einem 6- beziehungsweise 7-jährigen erwarten kann. So begegnet uns ein Junge, der auf der Suche ist nach Glück, nach Geborgenheit und nach einer Zukunft. Hier schlägt der Autor sehr geschickt und unauffällig die Brücke zu dem, was wir alle in unserem Leben erreichen wollen. Strand spricht hier die Sehnsüchte der Menschen an, kokettiert natürlich auch ein wenig mit dem armen, geschundenen Waisenjungen, dessen Schicksal uns betroffen macht, zeigt uns aber gleichzeitig auf, mit wieviel Mut und Hoffnung der Junge sein Schicksal trägt.

Das liest sich nicht nur spannend – und für jede Menge Abwechslung ist gesorgt – sondern auch ein wenig ergreifend, überrascht mit unerwarteten Wendungen und hält ein Happy End für uns bereit, das so sicherlich niemand vorhergesehen hätte.