Alisha Bionda (Hrsg.): Düstere Pfade (Buch)

Alisha Bionda (Hrsg.)
Düstere Pfade
Außer der Reihe 7
Titelbild und farbige Innenillustrationen von Crossvalley Smith
p.machinery, 2013, Taschenbuch, 208 Seiten, 11,90 EUR, ISBN 978-3-942533-49-2

Von Carsten Kuhr

Eigentlich hatte die umtriebige Herausgeberin Alisha Bionda ja vor, die Flinte ins Korn zu werfen und keine weiteren Anthologien herauszugeben. Doch dann stieß sie auf der Webseite eines Freundes, des Künstlers Crossvalley Smith, auf phantastische Bilder, die sie nicht mehr losließen. Was, so ihre Überlegung, wenn man diese als Inspiration für Geschichten verwenden würde, wenn man Autoren suchen und finden würde, die sich auf das Spiel „was fällt mir hierzu spontan ein“ einlassen würden? Gesagt getan, im Verleger Michael Haitel fand sie einen mutigen Unterstützer – und „Düsteren Pfade“ nahmen ihren Anfang.

Das etwas größer als normal ausgefallene Taschenbuch besticht zunächst einmal durch seine vielen farbig abgedruckten Illustrationen. Zu jedem dieser Bilder haben sich dann eine bunte Riege von Autoren Geschichten der unheimlichen Art einfallen lassen. Öffnet man die Seiten, stößt der interessierte Leser so auf Kurzgeschichten und Novellen, die uns an die Hand nehmen und an Orte entführen und mit Wesen konfrontieren, die ein wenig anders, ein bisschen bedrohlich ja unheimlich daherkommen. Dabei bieten sich die Beiträge durchweg stilistisch solide und inhaltlich überraschend an.

Den Auftakt macht Oliver Kern, der uns in „Die Bitterkeit des Lebens“ von einem Jungen berichtet, der von seinen reiselustigen Eltern bei Oma und Opa nahe der tschechischen Grenze „geparkt“ wird. In dem undurchdringlichen Wald rund um das großelterliche Gehöft stößt er auf den Teufel. Als ein entfernter Cousin zu Besuch kommt, macht ihm der Teufel ein gar teuflisch verlockendes Angebot …

Erik Hauser zeigt uns in „Ihnen zum Bilde“ ein junges Paar, das in einem einsam gelegenen Haus in Norwegen versucht, wieder zueinander zu finden. Als nachts ein Sturm tobt, meinen sie in der Ferne das Wimmern eines hilflosen Kindes zu hören. Tief in einer schlecht zugänglichen Höhle stößt der werdende Vater auf ein Steingesicht. Als er schreckensbleich in die Hütte zurückkehrt, folgt ihm ein Wesen, das um Hilfe bettelt – warum nur will der junge Mann die Tür nicht öffnen?

Tanja Bern greift in „Hexenmond“ das Topic des verwunschenen Hauses auf eigene Art und Weise auf. Eine junge Frau verfährt sich auf dem Weg zur Schwester. Bei der Suche nach einer Tankstelle verläuft sie sich im an den Wald angrenzenden Moor, und stößt auf ein altes Anwesen, in dem sie nicht nur Hilfe findet, sondern mit dem sie auch eine persönliche Beziehung verbindet.

Vincent Voss macht uns in „Der Weg zurück“ mit einem Journalisten bekannt, der gerade aus der Irrenanstalt entlassen wird. Als dreizehnjähriger Junge musste er miterleben, wie sein jüngerer Bruder im unheimlichen Wald nahe des Dorfs in dem er aufwuchs verschwand. Nun zieht es ihn zurück nach Hause, sein schlechtes Gewissen, den Bruder nicht gerettet zu haben, das Verlangen zu erfahren, was damals geschah, warum immer wieder Menschen im Wald verschwinden, führen ihn zu einem hungrigen Baum...

Guido Krain entführt seine Leser in „Düstere Pfade“ in die amerikanische Prärie. Ein Geschwisterpaar hat von ihrem Urgroßvater ein Gold-Claim geerbt und macht sich zusammen mit dem Freund ins Indianerreservat auf, um dort nach Gold zu schürfen. Schon an der Tankstelle warnt sie ein alter Indianer davor, dass die Gegend verflucht sei. Doch der Fund einer Kiste Nuggets lässt sie die Warnung schnell vergessen. Ein Fehler, wie die anschließenden Geschehnisse zeigen.

In Tobias Bachmanns „Nachgeburt“ hat eine junge Familie mit einem Sinn für Esoterik die Plazenta ihrer Tochter an einem alten Hexenbaum vergraben. Was eigentlich dafür sorgen sollte, dass ihre Tochter gedeiht und vor dem Bösen beschützt wird, erweist sich als Trugschluss, nimmt doch das Böse der ungeweihten Erde und des Baumes unheiligen Einfluss auf Mutter und Kind.

Mit „Caskelith Peak“ aus der Feder von Arthur Gordon Wolf folgt eine Geschichte, in der Menschen einen Pilgerpfad gehen – einen Pfad, auf dem dem Pilger das Beste und das Schlechteste in sich selbst begegnet. So mancher überlebt diese Begegnung nicht.

In Dave T. Morgans „Das Dunkle in mir“ will ein junger Mann eigentlich nur die Hitze des Sommers mit einem kühlen Nass aus dem Kühlschrank einer Tankstelle begegnen. Dass er kein Geld dabei hat führt dazu, dass die Situation eskaliert, Schüsse fallen und zwei Menschen tot zu Boden sinken.

In Sören Preschers „Die zweite Chance“ versucht ein Mann den Mord an einem hübschen Mädchen auf dem Parkplatz einer Landdisco zu verhindern. Dass er dafür durch die Zeit reisen muss, erschwert seine Rettungsaktion, doch der Preis der winkt ist allen Aufwand wert.

Thomas Neumeiers „Die Lockungen jenseits der Bäume“ berichtet uns von Schamanen der Naturgötter, die den dunklen Verlockungen des Bösen auf den Leim gehen.

Den Abschluss bildet Tanya Carpenters bitterböse Geschichte „Gestatten, Mr. Buddy D.“, in der ein dunkler Verführer für ein wenig Gerechtigkeit sorgt. Neben den unschuldigen Opfern der pädophilen Neigungen und der Schläge des jähzornigen Ehemanns dürfen auch die Täter für ihre Untaten büßen.

Man sieht, eine tolle, abwechslungsreiche Geschichtensammlung harrt auf seine Leser – Kaufempfehlung!